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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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das Mutterkorn kommen würdet. Kaum jemand weiß um die Wirkung. Woher Ihr?» Sie schüttelte den Kopf. «Aber was tut das auch zur Sache? Denkt Ihr, Ihr habt mich nun in der Hand?»
    Sie machte sich an einer Klappe im Schreibpult zu schaffen und zog eine verzierte Holzschachtel mit Messingscharnieren und einer silbernen Schließe hervor. Als sie sie öffnete, hörte Adelina ein leises Rappeln, ein Rappeln wie von Körnern. Unwillkürlich trat sie einen Schritt näher.
    «Warum, Irmingard? Warum Adrian?»
    Zum ersten Male zeigte sich eine wirkliche Regung in Irmingards Gesicht. Beim Klang des Namens ihres Sohnes wurde sie leichenblass.
    «Es musste sein. Politik. Lufard wollte es so.» Ihre Stimme geriet ins Wanken. «Er wusste, dass ich Adrian liebe.» Sie stieß ein bitteres Lachen aus. «Es hat ihn nicht den Dreck unter seinen Stiefeln geschert! Aber nun … nun hat er seine gerechte Strafe.»
    Erstaunt hob Adelina die Brauen.
    «Was soll das heißen?»
    «Habt Ihr es noch nicht gehört? Hilgers Männer sind heute gefangen genommen worden. Er und Lufard wollten über den Rhein fliehen, wahrscheinlich nach Siegen, denn dort sitzt der Graf von Nassau, ein Freund von Hilger. Das Boot ist fast gekentert … Lufard ist ertrunken.» Wieder stieß sie das schrille Lachen aus, das nun eher einem hysterischen Schluchzen glich. «Ertrunken! Könnt Ihr Euch das vorstellen? Der große Lufard von Schiederich, rechter Arm des mächtigen Ritters Hilger Quattermart, jämmerlich im Rhein ertrunken. Sie haben seine Leiche schon aus dem Wasser gefischt. Sie hatte sich in den Reusen beim Hafen verfangen.» Irmingard rührte mit den Fingerspitzen in den Schierlingssamen. «Er wollte, dass Brigitta das Hospital freigibt. Wegen des Grundstücks, wisst Ihr? Natürlich wisst Ihr das, Ihr habt schließlich genug herumgeschnüffelt. Brigittahat sich geweigert. Das hätte ich auch. Das Hospital war eine gute Einrichtung. Wir haben uns gekümmert. Menschen, die sonst niemand haben will, hatten bei uns einen Platz zum Leben. Aber Hilger wollte das Grundstück.» Sie hielt inne. Adelinas Finger krampften sich in ihre Mantelärmel. Ihr wurde immer unbehaglicher zumute. Irmingard strahlte eine Aura des Wahnsinns aus, der sie sich kaum entziehen konnte.
    «Was starrt Ihr so? Glaubt Ihr, ich bin verrückt geworden? Vielleicht bin ich das. Ich hätte nicht übel Lust, Euch ebenfalls zu töten.» Erschrocken fuhr Adelina zurück. Doch Irmingard rührte sich nicht von ihrem Platz. «Aber was soll mir das? Das Leben als Begine ist angenehm. Man ist gebunden und doch frei. Ich wollte an die Spitze. An der Spitze kann man noch mehr Gutes erreichen. Lufard wusste das. Ich hatte keine Wahl.»
    «Warum so grausam?», kam es Adelina schließlich über die Lippen. Irmingard zuckte mit den Schultern.
    «Ein sanfter Tod erregt kein Aufsehen. Es musste eine Krankheit sein, die gefährlich genug erschien, um Anlass für eine Schließung zu werden.» Vorsichtig schüttete Irmingard sich eine kleine Menge Körner in die Hand. Dann blickte sie Adelina herausfordernd in die Augen. «Wenn Ihr Euch nicht eingemischt hättet, wäre ich vielleicht schneller zum Ziel gekommen. Hättet Ihr die Symptome des Schierlings nicht erkannt …, ich hätte auf das Mutterkorn verzichten können.»
    Entsetzt riss Adelina die Augen auf. Irmingard stieß ein spöttisches Lachen aus.
    «Ja, es war also auch ein bisschen Eure Schuld. Aber dass Ihr die Wirkung des faulenden Roggens ebenfalls kennt … unglaublich. Und wie habt Ihr es geschafft, die Erlaubnis für diese Sektion zu erwirken? Leichenöffnungensind der heiligen Kirche ein Graus. Ich habe Euch am Anfang wirklich unterschätzt. Andererseits … unser Erzbischof war nicht ohne Grund schon einmal exkommuniziert. Dem kann man alles zutrauen. Wie war ich erleichtert, dass Ihr nichts gefunden habt!» Kopfschüttelnd lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Adelina ließ sie nicht aus den Augen. Irmingard wirkte gealtert, ihre Gesichtszüge wurden mit einem Mal schlaff. «Und nun kommt Ihr am Ende doch noch, um mich anzuklagen», fuhr die Grande Dame fort. «Wie recht Ihr damit tut. Aber Ihr habt keine Zeugen, keine Beweise. Und ich werde mich vor keinem Gericht verantworten.» Sie lächelte wieder, diesmal ausgesprochen gütig. «Wenigstens vor keinem Gericht in dieser Welt.» Mit einer schwungvollen Bewegung hob sie die Hand mit den Samenkapseln an den Mund.
    «Nicht!» Erschrocken sprang Adelina vor, doch Irmingard hatte bereits

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