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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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kümmern.»
    Adelina ging hinter ihr die Treppe hinunter und trat dann noch einmal in den Krankensaal. Den Leichnam hatten die Pflegerinnen bereits fortgeschafft. Sie ging hinter den Wandschirm, wo sie von Reinhild freudig begrüßt wurde.
    «Habt Ihr heute endlich ein paar Neuigkeiten für mich?»
    Adelina hob die Schultern. «Ich weiß nicht, ob die Nachrichten, die ich habe, nach Eurem Geschmack sind. In der Stadt ist es dieser Tage wirklich ziemlich ruhig. Neulich haben sie die Tochter eines Kürschners aus der Hahnengasse auf den Kax am Alter Markt gestellt und ausgepeitscht, weil sie Unzucht getrieben haben soll. Ansonsten gibt es nichts Besonderes zu berichten.» Adelina zuckte mit den Schultern. Da fiel ihr noch etwas ein: «Ein Ratsherr, der Kunde in unserer Apotheke ist, hat erzählt, dass es ein neues Gesetz gibt. Die Ratsherren dürfen demnach ab sofort nicht mehr das Schöffenamt bekleiden.»
    «Aha.» Reinhild runzelte die Stirn. «Und wozu soll das gut sein?»
    «Wahrscheinlich, damit die Schöffen nicht mehr über ihre eigenen Vergehen richten können.»
    «Oder damit die Schöffen nicht mehr gewahr werden, was im Stadtrat vor sich geht.» Kopfschüttelnd lehnte sich Reinhild in ihren Kissen zurück. «Habt Ihr noch mehr solche Nachrichten?»
    «Tja, wie man’s nimmt.» Adelina senkte vertraulich die Stimme. «Heinrich von Stave soll in der Stadt gesichtet worden sein.»
    «Dieser schreckliche Kerl! Aber er ist doch seit letztem Jahr verbannt, weil er das Gerücht um den Angriff auf das Deutzer Kloster in die Welt gesetzt hat!»
    «Es geht das Gerücht, dass er sich mit seinem Neffen verbünden und eine Fehde gegen die Stadt führen will.»
    «Das wird er nicht wagen.»
    «Er hat noch immer eine Menge Anhänger unter den Adligen.»
    Reinhild schüttelte sich.
    «Also wirklich, mir wäre eine schöne Geistergeschichte lieber gewesen. Es geht auf Allerheiligen zu. Habt Ihr nichts dergleichen zu erzählen?»
    Adelina hätte fast gelacht über das begierige Gesicht der Frau.
    «Nein, habe ich nicht. Aber habt Ihr nicht an Euren eigenen Dämonen genug zu tragen?»
    «Zuletzt haben sie sich ganz ruhig verhalten», sagte Reinhild und kicherte vergnügt. «Vielleicht, weil mein Herr Gemahl die Stadt in Geschäften verlassen hat. Immer, wenn er mich besucht, werden sie so aufbrausend.» Sie zwinkerte viel sagend. Adelina nickte unbestimmt und verabschiedete sich eilends. Dann flüchtete sie ins Freie. Sie ging gern ins Hospital. Doch manchmal, wenn sie zu lange in Gesellschaft dieser Menschen war, bekam sie Angst, ebenfalls überzuschnappen.
    ***
    «Euch macht doch etwas zu schaffen?»
    Der Medicus war soeben von einem Stadtrundgang zurückgekommen und hatte sich auf der Bank in der Küche niedergelassen. Adelina knetete verbissen einen schweren Brotteig. Kleine Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, nicht nur wegen der Anstrengung, sondern auch, weil sie den Ofen kräftig angeheizt hatte.
    «Was sollte mir zu schaffen machen?»
    «Ihr seht aus, als wolltet Ihr diesen Teig windelweich prügeln.» Burka beugte sich ein wenig vor und zwinkerte ihr zu. «Hat Euch jemand geärgert?»
    «Seid Ihr immer so naseweis oder nur bei mir?» Sie hob den Teig an und ließ ihn heftig auf die Tischplatte klatschen.
    «Ich erfahre gern etwas über die Menschen in meiner Umgebung.»
    «Aber über Euch selbst redet Ihr erstaunlich wenig. Vielleicht macht das Eure Fragen so unangenehm.» Rasch formte sie eine Kugel aus dem Teig und legte sie in eine Schüssel, die sie mit einem groben Leinentuch abdeckte. Dann machte sie sich daran, die Tischplatte zu reinigen. Der Magister beobachtete belustigt jede ihrer Bewegungen.
    «Wenn Ihr etwas über mich erfahren wollt, hättet Ihr mich fragen können.» Sie ging nicht darauf ein. «Also gut, ich erzähle Euch etwas über mich, und Ihr sagt mir dafür, weshalb Ihr den Brotteig so misshandelt habt.»
    «Ich habe ihn nicht misshandelt. Man muss einen Brotteig kneten, damit er aufgeht.» Beinahe hätte sie lächeln müssen, doch ihr war nicht nach Lächeln zumute. «Ein alter Mann ist heute im Hospital gestorben.»
    «Habt Ihr ihn gut gekannt?»
    «Nein, eigentlich nicht. Er war verwirrt und wusste manchmal seinen eigenen Namen nicht.»
    «Und weshalb macht Euch sein Tod dann so betroffen?» Burka lehnte sich gegen die Wand und streckte die Beine unter dem Tisch aus. Adelina zuckte mit den Schultern.
    «Ich habe mit angesehen, wie er starb. Er war furchtbar krank, und es war

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