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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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…», sie hielt inne, «erschreckend.»
    «Der Tod ist meistens erschreckend, vor allem, wenn er plötzlich eintritt», erwiderte er. «Tut mir Leid, dass Ihr einen schlimmen Tag hattet.»
    «Keinen schlimmen Tag, nur ein schlimmes Erlebnis.» Sie stellte einen Krug Bier und einen Becher vor den Medicus hin. «Ihr schuldet mir noch eine Geschichte.»
    «In der Tat. Was möchtet Ihr denn hören? Wie Ihr bereits wisst, wurde ich in Kortrijk geboren. Mein Vater war Tuchhändler, mein älterer Bruder ist Tuchhändler, meine beiden Schwestern sind mit Tuchhändlern verheiratet.»
    «Und warum seid Ihr kein Tuchhändler geworden? Flämisches Tuch ist doch gutes Geld wert.»
    «Ich bin eben aus der Art geschlagen.» Er schmunzelte. «Ich konnte nie besonders gut rechnen, wisst Ihr. Damit habe ich Vater fast um den Verstand gebracht. Schließlich hat er aufgegeben und mich auf eine Lateinschule geschickt. Und als ich mich dort besser angestellt habe, durfte ich zur Universität. Erst war ich in Paris, doch dann bin ich nach Salerno gegangen. Dort gibt es ein paar der besten Doctores der Medizin. Leider ist Vater kurz nach meinem Examen gestorben.»
    «Und was ist mit Eurer Mutter?»
    «Sie lebt mit dem Rest der Familie in Kortrijk.»
    «Warum seid Ihr nicht dorthin zurückgegangen? Ein Medicus findet doch überall sein Auskommen, oder nicht?»
    «Kann schon sein. Doch ich wollte erst sehen, was die Welt zu bieten hat. Und dabei habe ich festgestellt, dass es weit schönere Orte gibt als Kortrijk.»
    «Und ist Köln schöner als Kortrijk?»
    Burka lächelte wieder.
    «Es sind die Menschen, die die Schönheit eines Ortes ausmachen.»
    ***
    Durch die Ritzen der Fensterläden drang weißes kaltes Mondlicht. Adelina konnte nicht einschlafen. Aus dem Laboratorium ihres Vaters tönte Zischen und Scheppern, und wenn sie angestrengt lauschte, konnte sie die Stimmen der beiden Männer hören. Stundenlang half der Magister nun schon Albert bei seinen Experimenten. Stöhnend zog Adelina sich die Decke über den Kopf. Sie konnte diese besessene, alles verdrängende Suche nach dem Geheimnis der Geheimnisse einfach nicht verstehen. Ihr Vater war darüber sonderbar geworden, und es verstand sich von selbst, dass daran die giftigen Dämpfe schuld waren, die er immerzu einatmete. Das einzig Gute, das er bisher in seinem Kellerraum hergestellt hatte, war das Aqua Ardens. Albert Merten behauptete, man könne es trinken, doch es brannte furchtbar im Mund. Irgendwann hatte sie jedoch herausgefunden, dass man damit hervorragend sauber machen konnte. Die Apparatur im Keller war auch nicht ganz ungefährlich. Ihr Vater gab vor, Weingeist herzustellen, den er seinen Arzneien zusetzte, doch seine anderen Experimentewurden von den Leuten zuweilen misstrauisch betrachtet. Glücklicherweise war dergleichen in Köln nicht verboten, solange es sich nicht um schwarze Künste handelte. Und davon war der Apotheker weit entfernt, denn er war ein gottesfürchtiger Mann. Adelina wünschte sich nur, dass er seinen Verstand ein wenig mehr auf die wirkliche Welt richten würde. Seufzend kroch sie aus dem Bett, wickelte sich in ihren schweren Hausmantel und schlich in die Küche. Sie füllte etwas Milch in einen Topf und erwärmte sie über der Restglut der Feuerstelle. Dann mischte sie einen Löffel Honig darunter und goss das Ganze in ihren Trinkbecher. Still setzte sie sich auf die Bank und blickte in das kleine Talglicht, welches die einzige Lichtquelle im Raum darstellte. Wieder hörte sie Stimmen von unten, dann die schweren Schritte ihres Vaters auf der Treppe. Er ging in seine Kammer. Wenig später klappte unten die Tür, und sie vernahm die Schritte des Magisters auf der Stiege. Vor der Küchentür blieb er stehen, und schließlich trat er ein.
    «Haben wir Euch geweckt?»
    «Wer sonst? Habt Ihr unten alle Kerzen gelöscht? Ich will keinen Ärger mit der Feuerwache.»
    Er nickte. Sie trank ihre Honigmilch in langsamen Schlucken.
    «Es ist kalt», stellte er mit Blick auf ihre nackten Füße fest. «Ihr solltet wieder zu Bett gehen, sonst erkältet Ihr Euch.»
    «Und Ihr solltet aufpassen, dass die Dämpfe dort unten Euch nicht auch noch die Sinne vernebeln.» Sie stand auf, drückte dem Medicus ihren noch halb vollen Becher in die Hand und schob sich an ihm vorbei zur Tür ihrer Kammer. Dort drehte sie sich noch einmalum. «Und seht zu, dass Ihr nicht noch mehr von diesen Glasgefäßen kaputtmacht.»
    «Ich werde das Glas-Ei bezahlen», erklärte Burka

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