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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sofort.
    «Natürlich werdet Ihr das.» Gereizt drehte sie sich um und zog die Tür hinter sich zu.

3
    Mit Vitus an der Hand und einem großen Korb am anderen Arm marschierte Adelina über den Marktplatz in Richtung Südstadt. Dort, in der Nähe des Blaubachs und des Gerberviertels, waren die Schuhmacher ansässig. Trotz des blauen Himmels war es eisig kalt. In der sternenklaren Nacht hatte es den ersten Frost gegeben. Vitus brauchte dringend neue Stiefel für den Winter, ebenso wie ihr Vater. Und auch Adelinas eigene Schuhe sahen jämmerlich aus. Ihr Bruder strahlte über den Ausflug und kickte fröhlich einen Stein vor sich her über die holprige Gasse. Adelina ermahnte ihn ein ums andere Mal, nicht zu nah an den Blaubach heranzugehen, der seinen Namen von den Abfällen der Färber hatte, die hier ansässig waren. Das Wasser war tatsächlich blau, und es stank nach den Gerbstoffen, die ebenfalls hineingeleitet wurden.
    Eine kleine Gruppe Mägde, die sich plaudernd um einen Brunnen versammelt hatte, gaffte ihnen neugierig nach. Die Handwerker, die die Kirche St. Marien renovierten, schnalzten laut vernehmlich und tippten sich an die Stirn. Vitus winkte ihnen zu, und sie schüttelten sich vor Lachen aus. Entschlossen, die Männer nicht zu beachten, zerrte sie ihren Bruder weiter in die Schuhmachergasse.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis der stämmige Geselle es geschafft hatte, Vitus’ Füße auszumessen und das geeignete Leder und Futter für die Schuhe auszusuchen.Der Junge zappelte herum und wollte wieder auf die Straße. Adelina gab dem genervten Mann noch die Maße für die Stiefel ihres Vaters und zeigte ihm dann ihre eigenen Winterschuhe. Stirnrunzelnd schüttelte der Geselle den Kopf.
    «Wollt Ihr wirklich, dass wir diese traurigen Dinger noch einmal reparieren? Das wird so teuer wie ein neues Paar. Und das wäre dann wenigstens besser gefüttert. Ihr solltet es Euch überlegen. Wenn Ihr drei neue Paare bestellt, lässt der Meister bestimmt mit sich reden und geht mit dem Preis herunter.»
    Seufzend blickte sie auf ihre alten Schuhe und überschlug im Geiste den Inhalt ihrer Geldbörse. Dieses grässliche Philosophen-Ei von neulich hatte ein ziemliches Loch in ihre Haushaltskasse gerissen. Nur gut, dass der Medicus wenigstens das Glas bezahlt hatte, das ihm gestern zersprungen war.
    «Also gut, dann macht mir eben auch ein neues Paar Schuhe.» Sie setzte sich auf einen der Hocker und ließ den Gesellen Maß an ihren Füßen nehmen.
    «Möchtet Ihr sie mit Wolle ausgestopft haben oder ein richtiges Futter aus Schaffell?», fragte er.
    Sie seufzte ob der hohen Kosten, die auf sie zukamen.
    «Wenn es schon ein neues Paar sein muss, dann soll es auch eine Weile halten. Macht ein ordentliches Futter hinein.»
    «Stiefel vielleicht? Die halten noch wärmer.»
    «Nein. Knöchelhoch reicht völlig. Wann kann ich sie abholen?»
    «In drei Tagen», der Schustergeselle hielt ihr zuvorkommend die Tür auf. «Gehabt Euch wohl, Jungfer Merten.»
    Um den gehässigen Handwerkern aus dem Weg zu gehen, wandte sie sich in Richtung Neumarkt. Als Vitus merkte, dass der Spaziergang noch etwas länger werden würde, hopste er noch fröhlicher über die Rinnsteine. Sie hielt ihn nicht davon ab, denn zum Glück war der meiste Dreck noch immer fest gefroren.
    Aus alter Gewohnheit hielt sie auf das Blidenhaus zu. Zwar hatte sie nicht vorgehabt, zum Hospital zu gehen, doch da sie nun schon einmal auf dem Weg war, konnte sie auch kurz dort vorbeischauen.
    Je näher sie kam, desto deutlicher vernahm sie laute Schreie. Erschrocken fasste sie Vitus am Handgelenk und eilte auf die Pforte zu. Der Lärm kam aus dem oberen Stockwerk, dort, wo Irmingards Neffe untergebracht war. Die schrillen Schreie des Jungen hallten über die Straße. Es klang, als würde er furchtbare Qualen erleiden. Heftig pochte Adelina an die Tür, und sofort öffnete sich das Sichtfenster.
    «Schwester Agathe, was geht dort oben vor? Warum schreit Adrian so schrecklich?»
    «Ach, liebe Jungfer Adelina, er schreit schon seit der Morgenmahlzeit. Schwester Irmingard dachte erst, es sei wieder einer seiner Anfälle, doch jetzt sieht es so aus, als habe er die gleiche Krankheit wie der alte Balthasar.»
    «Die gleiche Krankheit?» Adelina schaute bestürzt zu dem Fenster empor. «Ist sonst noch jemand krank geworden? Vielleicht sollte ich den Medicus holen?»
    Die Pförtnerin hob verzagt die Schultern. Adelina schob Vitus durch die Pforte und schloss sie hinter

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