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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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was ich denke.»
    «Eben.» Er hob den Becher an die Lippen und trank ihn in einem Zuge aus.
    «Lina!» Die Küchentür flog auf, und Vitus platzte strahlend herein. In der Hand hielt er den Topf, dener voll schmutzigen Schnees geschaufelt hatte. Fine flitzte zwischen seinen Beinen hindurch in den warmen Raum, sprang auf den Spülstein und begann ihr feuchtes Fell zu putzen. «Lina, guck. Ganz viel Schnee. Ich hab Hunger. Machst du mir was zu essen?»
    «Natürlich.» Sie lächelte ihrem Bruder liebevoll zu. «Bald gibt es Abendessen. Nimm so lange einen Apfel.» Während sie die große Pfanne auf den Dreifuß hob, setzte sich Vitus zu Magister Burka an den Tisch und griff mit beiden Händen in den Obstkorb.
    ***
    «Ihr solltet eine Magd einstellen», befand der Medicus nach dem Abendessen, als Adelina Pfanne und Essgeschirr reinigte. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. «Versteht mich nicht falsch, Ihr seid eine tüchtige Hausfrau.» Mit einer ausholenden Geste wies er auf die saubere und gemütliche Küche. «Aber selbst Bauern nehmen sich zuweilen jemanden, der ihnen bei der Arbeit hilft.»
    «Ich komme gut allein zurecht.» Sie wollte es nicht, aber ihre Stimme nahm wieder einen bitteren Klang an.
    «Natürlich.» Er seufzte ungeduldig. «Aber schon allein Euer Bruder würde eine Magd rechtfertigen.»
    «Weiß ich.» Sie wuchtete die Pfanne auf den Spülstein und goss Wasser darüber. «Ich will aber keine Magd mehr im Haus.»
    «Also hattet Ihr schon einmal Gesinde?»
    «Wir hatten Mägde.»
    «Was ist aus ihnen geworden?»
    Adelina wischte die Pfanne trocken und hievte sie ins Regal. Dann drehte sie sich langsam zu Burka um und funkelte ihn herausfordernd an.
    «Sie haben Vitus schlecht behandelt.»
    «Verspottet?»
    «Verspottet, geschlagen, vernachlässigt, was Ihr wollt. Kinder wie Vitus haben es überall schwer. Keiner will sie haben. Nach Mutters Tod hat seine Amme sogar angeboten, ihn unauffällig fortzuschaffen.»
    Burka runzelte die Stirn und strich sich über das Kinn, das er zwar am Morgen rasiert hatte, auf dem sich jedoch bereits wieder dunkle Schatten zeigten.
    «Ich verstehe, dass Ihr unter diesen Umständen nicht gut auf neues Gesinde zu sprechen seid. Trotzdem bin ich überzeugt, dass Ihr es mit einer Magd leichter hättet.»
    Nachdenklich streifte sein Blick ihre kleinen, aber kräftigen Hände, und plötzlich hellte sich seine Miene auf. «Würdet Ihr eine Magd einstellen, wenn ich Euch verspreche, dass sie keinen Ärger machen wird?»
    «Wie wollt Ihr das wissen?» Adelina hob argwöhnisch die Augenbrauen. Grinsend zuckte er mit den Schultern.
    «Sagen wir, ich habe da eine Idee.» Er hielt inne, weil von der Straße her gedämpftes Hufgetrappel und laute Rufe hereindrangen.
    «Die Stadtwache dreht ihre Runde.» Besorgt stand Adelina auf und ging zum Fenster, ließ die Läden jedoch verschlossen. Sie lauschte kurz dem Knirschen der Pferdehufe vor dem Haus und wandte sich wieder um. «Es scheint wieder zu schneien, und Vater ist noch nicht vom Zunfthaus zurück.» Fröstelnd rieb sie sich über die Arme. «Früher ist er nie so lange ausgegangen.»
    «Möchtet Ihr, dass ich mich nach ihm umschaue?»
    Ohne auf ihre Antwort zu warten, stand er auf und warf sich seinen Mantel über.
    «Es wird kalt sein», meinte Adelina und lächelte dankbar. Burka nickte und schlug die Kapuze hoch, die er sonst nur selten benutzte. Sie begleitete ihn zur Tür.
    «Bis zum Zunfthaus ist es nicht weit. Geht zum Laurenzplatz und von dort in Richtung Schildergasse.»
    «Ich weiß. Macht Euch keine Sorgen.» Der Medicus trat nach draußen. Es schneite nicht sehr heftig, doch auf dem Boden hatte sich schon eine ansehnliche Schneedecke gebildet. Er drehte sich noch einmal zu ihr um und hob die Hand, dann stapfte er quer über den Marktplatz. Adelina sah ihm einen Augenblick nach, aber es wurde ihr rasch kalt, und sie schloss sie Tür wieder.
    Eine Zeit lang wartete sie in der Küche, bald hielt sie es jedoch nicht mehr aus, untätig herumzusitzen. Mit einer Tranlampe machte sie sich auf einen Rundgang durch das Haus. Das Holz knarrte laut in der Stille, als sie die Treppe ins obere Stockwerk betrat. Oben gab es drei Zimmer. Das größte, das ein Fenster zum Marktplatz besaß, war einmal der Schlafraum ihrer Eltern gewesen. Ihre Mutter war dort drinnen gestorben. Gleich nach der Beerdigung hatte Albert das große Bett hinausschaffen und verbrennen lassen. Seither standen nur noch ein paar Truhen mit alten Kleidern und

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