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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Frauen, die waren schon wegen weniger arger Vergehen bei lebendigem Leibe begraben worden.
    Lieber wollte sie ihre kleine Mitgift nehmen und … ja was? Den Schleier nehmen? Ob die Nonnen sie überhaupt haben wollten? Ob sie es hinter Klostermauern aushalten würde? Und was war mit Vitus? Den konnte sie nicht allein lassen. Die Beginen, die würden sie beide aufnehmen. Der Beginenhof wäre eine Möglichkeit, auch für Vitus. Aber nicht, solange ihr Vater noch lebte, ausgeschlossen. Auch er brauchte sie. Aber er wollte sie verheiraten. Die Gedanken begannen sich in ihrem Kopf zu drehen, und schon wieder traten ihr Tränen in die Augen. Der Wind heulte immer lauter um die Hausecken und rüttelte an allem, was nicht fest verankert war. In der Nachbarschaft schepperte ein Eimer oder eine Milchkanne über den Boden. Es pochte an der Haustür. Sie sprang auf und hätte um ein Haar die Bank umgerissen. Mit großen Schritten eilte sie in die Apotheke. Wieder klopfte es an der Tür.
    «Adelina, macht auf. Es ist kalt hier draußen.» Das war Burka. Sie schob den Riegel zurück und trat zurück, als er ihren Vater vor sich her ins Haus schob. Beiden Männern klebte nasser Schnee an den Mänteln. AlbertsLippen waren bläulich angelaufen von der Kälte. Er zitterte.
    «Du meine Güte! Sofort in die Küche.» Adelina verschloss die Tür und beeilte sich, ihrem Vater aus dem Mantel zu helfen. «Wo warst du nur?» Sie half ihm, seine Stiefel auszuziehen. Burka lehnte in seinen nassen Kleidern und mit verschränkten Armen im Türrahmen und sah ihr zu. Sie warf ihm einen Blick zu. «Ihr werdet Euch erkälten, wenn Ihr die Sachen anbehaltet.»
    «Gebt ihm keinen Wein mehr», antwortete er.
    «Doch Wein», stieß Albert undeutlich hervor. Er war betrunken. Sein Atem roch unangenehm nach Alkohol.
    «Er muss aber erst warm werden», widersprach sie und wollte nach einem Becher greifen. Im gleichen Moment sah sie Burka vorschießen und einen Eimer unter der Ofenbank hervorzerren. Keinen Augenblick zu früh hielt er ihn Albert vors Gesicht, der sich würgend erbrach. Adelina stellte den Becher ins Regal zurück und holte einen Lappen, den sie in dem Rest Wasser, der sich in der Schüssel auf dem Spülstein befand, anfeuchtete. Ihr Vater hustete und würgte einen weiteren Schwall seines Mageninhalts in den Eimer. Der Gestank zog ihren Magen zusammen, dennoch trat sie neben ihn und drückte ihm das Tuch in die Hand. Als der Brechreiz langsam abebbte, wischte er sich fahrig über den Mund. Adelina nahm den Eimer und trug ihn zur Hintertür hinaus. Kaum war sie im Freien, da zerrte auch schon der eisige Wind an ihren Haaren und biss ihr ins Gesicht. Sie leerte den Eimer in der Abortgrube aus und rannte zurück ins Haus. Burka war dabei, Albert in seine Kammer zu führen.
    «Ich mache das schon.» Sie stieß ihn beiseite. «Gehtlieber und zieht Euch etwas Trockenes an.» Sie schob ihren Vater in seine Schlafkammer und half ihm, Beinlinge und Wams auszuziehen. Er kroch umständlich ins Bett und blinzelte sie mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen an.
    «Lina, ich war doch nur im Zunfthaus. Kriegen nach Weihnachten einen Lehrjungen. Haben ein bisschen gefeiert.» Seine Stimme wurde leiser, die Augen fielen ihm zu. «Nur bisschen gefeiert, Sieglinde, nicht böse sein.» Adelina sah auf. Sieglinde. Den Namen ihrer Mutter hatte er schon lange nicht mehr ausgesprochen. Sie zog ihrem Vater die Decke bis über die Schultern und ging dann zurück in die Küche. Burka hatte seinen Mantel neben den Ofen gehängt und nestelte an der Verschnürung seiner Schuhe.
    «Wo ist er gewesen?» Sie nahm den Weinkrug vom Feuer und goss dem Medicus etwas von der dampfenden Flüssigkeit in seinen Becher. Burka nahm ihn dankbar und trank in kleinen Schlucken.
    «Er war in Richtung Hahnentor unterwegs. Keine Ahnung, was er dort wollte. Er behauptete, auf dem Heimweg zu sein.»
    Zum Hahnentor?
    «Das ist ja am anderen Ende der Stadt.» Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
    Burka stellte den leeren Becher auf den Tisch, stand auf und griff nach seinen Schuhen.
    «Glücklicherweise war er noch nicht weit gekommen, als ich ihn fand.» Er ging zur Tür. «Hat er sich früher schon einmal verirrt?»
    Hatte er sie das nicht schon einmal gefragt?
    «Nein.» Ratlos schüttelte Adelina den Kopf. «Er ist in Köln aufgewachsen. Er kennt jeden Winkel der Stadt.»
    «Dann muss er noch mehr getrunken haben, als ich dachte. Adelina?» Den Medicus schien noch etwas anderes zu

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