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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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kümmerst, wenn du ihn demütig darum bittest.»
    «Wenn ich ihn … Was?»
    Albert nickte nachdrücklich und lächelte plötzlich, als gefiele ihm der Gedanke immer besser. «Ihr Frauen seid im Bitten doch gut, nicht wahr?» Die roten Flecken verschwanden von seinem Gesicht. «Heute Abend ist Sitzung im Zunfthaus. Ich werde mich gleich auf den Weg machen.» Als sei nichts geschehen, drehte er sich um, holte seinen Mantel aus der Kammer und machte sich auf den Weg. Adelina blieb wie vom Donner gerührt auf der Ofenbank sitzen. So hatte sie ihren Vater noch nie erlebt. Er wollte, dass sie zu Hause blieb. Das sagte er beinahe täglich, doch sie hatte ihn bisher immer beruhigen können, wenn sie ausging. Schließlich hielt sie sich fast immer bei den Beginen im Hospital auf. Dort war sie in anständiger Gesellschaft. Aber nun wollte er sie verheiraten. Sie schlug die Hände vors Gesicht und atmete zitternd ein und aus. Das würde sie auf gar keinen Fall! Weder Ludolf Beichgard noch sonst irgendeinen Mann. Niemals.
    «Niemals», murmelte sie und schrak hoch, als sie Schritte und das Knarren der Küchentür vernahm.
    «Was wird niemals sein?» Neklas Burka schälte sich aus seinem Mantel und warf ihn achtlos auf den Küchentisch. Adelina antwortete nicht. Sie wandte den Kopf ab und presste die Lippen so fest zusammen, wie sie nur konnte. Keinesfalls würde sie vor ihm anfangen zu weinen. Leider hatte der Medicus scharfe Augen. «Was ist denn geschehen?»
    Die Besorgnis in seiner Stimme und das wachsame Glitzern seiner dunklen Augen waren zu viel. Die ersten Tränen rannen ihr bereits über die Wangen. Rasch sprang sie auf und wollte aus der Küche fliehen. Doch Burka hielt sie am Arm fest. Sie riss sich los, aber imnächsten Moment packte er sie bei den Schultern und drehte sie zu sich um. Entsetzt wich sie zurück. Nur das nicht!
    «Komm, komm.» Er zog sie in seine Arme.
    Nur nicht vor einem Mann weinen, schoss es ihr durch den Kopf. Du darfst dich nicht so erniedrigen. Schluchzend presste sie ihr Gesicht an seine Schulter. Warum fühlte sich seine Nähe nur so ungeheuer tröstlich an?
    «Schon gut. Ist ja schon gut.» Beruhigend streichelte er über ihr Haar, und sie klammerte sich an ihn. Sein Wams roch nach der Seife, mit der sie es kürzlich gewaschen hatte, und ein ganz klein wenig metallisch, wohl durch die Dämpfe, die ständig aus den Versuchen im Laboratorium aufstiegen.
    Als sie langsam wieder ruhiger wurde, drückte er sie auf die Bank zurück und ließ sich neben ihr nieder. «Und nun», er lächelte sie aufmunternd an, «erzählt mir, wer Euch etwas getan hat.»
    Verlegen wischte sie sich über die Augen.
    «Es ist nichts.»
    «Ihr weint Euch die Seele aus dem Leib und sagt, es ist nichts?» Er schüttelte den Kopf, und sein Lächeln vertiefte sich. Sie betrachtete eingehend ihre Hände.
    «Es betrifft Euch nicht.»
    «Ach nein?»
    Einen langen Augenblick herrschte Schweigen, dann stand er abrupt auf. Adelina hob den Kopf und sah zu, wie er zum Tisch ging und seinen Mantel nahm. Das Lächeln war verschwunden. Mit wenigen Schritten war er an der Tür.
    «Magister Burka?» Hatte sie ihn verletzt? Womit? Er blieb stehen und sah sie aus seinen beinahe schwarzenAugen an. «Es ist eine Sache zwischen meinem Vater und mir. Ihr könnt nichts dagegen tun.» Aber gehen durfte er jetzt auch nicht. Vielleicht war es gut, wenn sie mit ihm über ihren Kummer redete? Bisher hatte sie nie jemanden gehabt, der sich dafür interessiert hätte. Sie stand auf und nahm den Weinkrug und zwei Becher aus dem Regal. «Möchtet Ihr etwas trinken?»
    Erleichtert sah sie, wie sich seine Gesichtszüge wieder entspannten, gleichzeitig ärgerte sie sich, dass sie darüber erleichtert war. Er setzte sich an den Tisch, und sie ließ sich ihm gegenüber nieder. «Vater will, dass ich heirate.»
    «Tatsächlich?»
    «Ich werde aber nicht heiraten.»
    «Wegen Rudolf?»
    Ihr Lächeln geriet zu einer schmerzlichen Grimasse.
    «Wegen Rudolf und … wegen allem.» Umständlich goss sie Wein in die Becher, obwohl sie wusste, dass sie keinen Tropfen würde schlucken können.
    «Eine Hochzeit zu vermeiden dürfte Euch nicht schwer fallen.»
    Sie hob erstaunt den Kopf, und er zwinkerte ihr zu. «Ich meine, mit Eurem vorlauten Mundwerk.»
    «Vorlaut?»
    «Natürlich. Ist Euch nicht bewusst, dass Ihr einfach immer das letzte Wort haben müsst? Mit dieser Angewohnheit wird es ein Leichtes sein, Euch die Männer vom Leibe zu halten.»
    «Ich sage nur,

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