Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
Vom Netzwerk:
Verhaftung kümmert.«
    Beaufort telefonierte mit dem Sekretär des Justizsprechers, der ihm mitteilte, dass Richter Ertl einen wichtigen Termin mit dem Präsidenten des Oberlandesgerichts habe, auf keinen Fall gestört werden dürfe und erst am späten Nachmittag zurückerwartet werde. Leicht verschnupft hinterließ Beaufort ihm eine Nachricht und versuchte Anne zu erreichen, um ihr die sensationellen Neuigkeiten mitzuteilen und mit ihr das weitere Vorgehen abzusprechen. Doch die hatte im Tonstudio keinen Empfang. Wenn sie O-Töne für ihr Radiofeature über die Sammlungen schnitt, konnte das Stunden dauern. Und Schnappauf wollte er nun auch nicht gerade den Triumph verschaffen, den Mörder festzunehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass er noch irgendwie die Geschichte mit dem Handyklau regeln musste. Ihm blieb daher nichts anderes übrig, alssich in Geduld zu üben, bis Ekki ihn anrufen würde. Schließlich lief ihnen der Professor ja nicht weg. Beaufort beobachtete einen kleinen Buben mit einem Schmetterlingsnetz, der am Blumenbeet auf Expedition ging. Moment mal! Was aber, wenn Gäbelein genau das doch tat? Hatte er nicht gesagt, er wolle in dieser Woche zu einer längeren Forschungsreise nach Afrika aufbrechen? War das nicht sogar heute oder morgen? Wenn der Professor erst mal abgereist war, würde es Wochen dauern, ehe er wieder zurückkäme. Er musste sofort nach Erlangen, um ihn aufzuhalten, wenn es dafür nicht schon zu spät war. Außerdem interessierte ihn brennend, wie Gäbelein reagieren würde, wenn er ihn mit seinen Beweisen konfrontierte. Natürlich war er vernünftig genug, ihn nicht allein aufzusuchen, und schon gar nicht unbewaffnet.
    »Ich fürchte, der Mörder ist gerade dabei, uns zu entwischen. Wären Sie dazu bereit, Carl, ihn zusammen mit mir zur Rede zu stellen – sofern wir ihn noch antreffen? Wir müssten vorher nur einen kleinen Abstecher zu mir nach Hause machen. Ich will etwas zu unserem Schutz aus meinem Safe holen.«
    Carl Löblein betrachtete ihn abwägend. »Sie gönnen diesem aufgeblasenen Kommissar die Lorbeeren nicht, stimmt’s?«
    »Stimmt genau.«
    »Okay, ich bin dabei.«
    *
    Eine dunkle Wolkendecke hatte sich drohend über der Stadt zusammengeschoben. Die Schwüle war noch unerträglicher geworden, und nicht der Anflug eines Lüftchens sorgte für Linderung. Die Kleidung klebte den beiden Männern am Körper, sowie sie das klimatisierte Taxi verließen. Trotzdem zog Beaufort sein Jackett über, bevor sie auf das Philosophische Seminargebäude zugingen. Irgendwomit musste er die Pistolein seinem Hosenbund ja vor fremden Blicken schützen. Die Beretta war registriert, und er besaß einen Waffenschein dafür. Nicht, dass er befürchtete, sie benutzen zu müssen, aber es war ein beruhigendes Gefühl, sie hier mit dabeizuhaben. Die Waffe veränderte seinen Gang, stellte er fest. Seine Schritte wurden tatsächlich zielstrebiger, entschlossener. Sogar die Spatzenbande, die sich vor der Cafeteria lautstark um ein Stück Brezel stritt, flog aufgeregt ohne Beute auseinander, als Beaufort vorbeimarschierte.
    In der Lobby kamen und gingen die Studenten. Ein Stockwerk tiefer, im Souterrain, war es dagegen menschenleer. Der Flur zwischen den beiden Sammlungen lag im Halbdunkel, die Luft war stickig. Vor der Tür mit dem vergilbten Schild und dem Trauerrand blieben sie kurz stehen. Ohne anzuklopfen betraten die beiden Männer die Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung. Wie am Samstag war kein Mensch in den Ausstellungsräumen zu sehen. Doch diesmal stand die grüne Tür zu dem Raum offen, aus dem Professor Gäbelein vor vier Tagen getreten war. Sie hörten dort jemanden hantieren: Schubladen wurden auf- und wieder zugeschoben, Papier raschelte. Leise schlichen Beaufort und Löblein näher. Dort stand der Sammlungsleiter mit dem Rücken zu ihnen vor einem Schreibtisch und ließ gerade einen Stoß Schriftstücke in einer Aktentasche verschwinden. Der nicht sehr große Arbeitsraum war vollgestellt mit hohen Regalen, Metallschränken, Kisten voller Fundstücke, mehreren Tischen. Auf einer der Arbeitsflächen lagen zahlreiche Faustkeile im Halbkreis geordnet, die wohl gerade klassifiziert wurden, auf einer andern stapelten sich Papierstöße. Zwei der hochgelegenen, vergitterten Fenster waren weit geöffnet.
    Beaufort räusperte sich, und Gäbelein fuhr ruckartig mit dem Kopf herum. Diese Geste, sein stechender Blick und sein magerer Hals erinnerten Frank an einen Strauß. Ein Vogel, vor dem man

Weitere Kostenlose Bücher