Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Fehltritt aufgedeckt? Sie wollen mir doch nicht etwa einen Mord anhängen?«
In diesem Moment öffnete der Himmel alle seine Schleusen.
*
Die Bedienung im Gostenhofer Gourmetrestaurant Koch und Kellner füllte drei Gläser mit dem Champagner der Witwe Pelletier und zog sich mit dem ruck, zuck leer gegessenen Amuse-Gueule-Teller wieder zurück. Die drei Freunde erhoben die Gläser.
»Ich möchte einen Toast aussprechen«, sagte der Justizsprecher.
»Da du den Champagner spendierst, können wir uns dagegen ja wohl kaum wehren«, scherzte Anne aufgekratzt.
»Mal nicht so keck da auf den billigen Plätzen«, konterte Ekki. »Du hast Glück, dass du als Frau bei unserem kulinarischen Herrenabend überhaupt zugelassen bist. Da könntest du schon ein bisschen mehr Dankbarkeit zeigen.« Anne schenkte ihm ihr unschuldigstes Konfirmandinnenlächeln.
»Jetzt mach mal hin. Mir wird langsam der Arm lahm«, schaltete Beaufort sich ein.
»Und ich habe Durst«, ergänzte Anne.
»Ihr beide könnt einem den letzten Nerv rauben.«
»War das jetzt dein Trinkspruch?«
»Ein Teil davon. Aber lasst mich doch mal ausreden. Ihr beide könnt einem wirklich den letzten Nerv rauben. Ihr seid vorlaut, besserwisserisch, beratungsresistent, rücksichtslos und durchtrieben. Und du, Frank, bist neuerdings auch noch kriminell, stiehlst, behinderst die Polizeiarbeit, verschaffst dir unbefugten Zutritt, bist gegen alle Vernunft waghalsig und unbedacht und erwartest auch noch, dass ich dich jederzeit wieder raushole, wenn du dich mal wieder in die Scheiße geritten hast.«
»Du hast eine Gabe, einem Komplimente zu machen, die ist wirklich umwerfend. Kein Wunder, dass sich mit dir Charmebolzen keine Frau länger einlassen will.«
»Sag das nicht. Ich war erst kürzlich mit einem Blumenstrauß unterwegs.«
»Wo? Auf dem Friedhof?«
Anne kicherte.
»Herrgott! Das tut doch überhaupt nichts zur Sache. Jetzt hast du mich ganz rausgebracht. Hatte ich schon erwähnt, dass du auch wahnsinnig vorlaut bist?«
»Ja, gleich als Erstes.«
»Da sieht man mal, wie recht ich damit hatte. Du lässt mich einfach nicht zum Loben kommen, weil du mir ständig ins Wort fällst.«
»Ach, das sollte ein Lob werden? So ohne Weiteres war das nicht zu erkennen. Es klang mehr nach dem Plädoyer eines Staatsanwalts.«
»Dir muss man ab und zu mal die ungeschminkte Wahrheit sagen, sonst wirst du noch größenwahnsinnig. Also, trinken wir auf Franks Spürnase, seine Kombinationsgabe, seine Hartnäckigkeit – und darauf, dass er heute einen Doppelmörder zur Strecke gebracht hat.«
Endlich stießen die drei Gläser gegeneinander.
»Ein gutes Tröpfchen«, stellte Anne fest. »Ist nur ein bisschen warm geworden vom vielen Quatschen.«
Beaufort bestrich sich ein Stück Walnussbrot mit Kräuterbutter. »Bist du nicht etwas voreilig mit dem Doppelmörder? Schließlich hat Gäbelein bislang nur den Wissenschaftsbetrug zugegeben. Die beiden Morde hat er vehement geleugnet.«
»Der wird schon noch gestehen. Wir sind ja erst am Anfang der Ermittlungen. Schnappauf und seine Leute werden ihn bald festnageln. Er hat ein Motiv, er hatte die Gelegenheit, und er hat kein Alibi für die Nacht, in der der Kurator starb. Bestimmt ist eine der DNA-Spuren auf der Leiche von ihm. Wenn wir ihm das nachweisen können, kommt er aus der Nummer nicht mehr raus.«
»Aber er wirkte ehrlich überrascht, als ich ihm die Morde vorhielt. Gäbelein schien mir reinen Tisch machen zu wollen. Nachdem er erst mal als Betrüger ertappt war, sprudelte es regelrecht aus ihm heraus. Lag vermutlich daran, dass er soviele Jahre darüber hatte schweigen müssen. Klar, er erging sich auch in selbstgefälligen Rechtfertigungen für sein Tun, aber er war ziemlich ehrlich, was die Fakten anbetraf. Was, wenn er nicht der Mörder ist, sondern doch nur ein Betrüger?«
Die Antwort ließ etwas auf sich warten, denn die Kellnerin servierte die Vorspeise. Für Anne eine Kaltschale aus Melone, Flusskrebsen und Aquavit, für die beiden Männer gebratenen Kaninchenrücken mit Mohnpesto auf Sommergemüse.
»Magst du mal probieren?« Anne schob Frank einen Löffel in den Mund, und er revanchierte sich mit einer Gabel voll Fleisch.
»So, jetzt seid mal so nett und zerstreut meine Bedenken wegen Gäbelein«, sagte er, wieder an das Gespräch anknüpfend.
»Also den zweiten Mord hat er ganz bestimmt begangen«, stellte Anne fest, »und folglich auch den ersten. Die Fotografin muss den Professor in der Mordnacht im
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