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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Bemerkenswertes oder gar Sonderbares daran auf.Frank hatte keine Ahnung, warum Schifferli sie abgelichtet hatte. Möglicherweise brauchte er sie doch nur für die Ausstellung, und sie hatten mit dem Geheimnis, dessentwegen er vermutlich sterben musste, nichts zu tun.
    Carl bemerkte Beauforts enttäuschtes Gesicht. »Doch nichts gefunden?«
    »Keine Ahnung. Mein Problem ist, dass ich gar nicht so genau weiß, wonach ich suche. Schalten Sie das iPhone doch bitte noch einmal an. Ich muss wissen, was da noch alles drauf ist.«
    Im Schnelldurchgang sahen sie Fotos an, lasen Kurznachrichten und warfen einen Blick auf die gespeicherten Musiktitel – auch Schifferli war Jazzfan gewesen. Beaufort kam sich auf einmal indiskret vor; ihm war, als würde er im Nachtkästchen des Kurators wühlen. Das erste Mal verspürte er wirklich Scham über seinen Handydiebstahl. Er wollte Carl gerade bitten, das Gerät auszuschalten, als der ihn auf eine abgespeicherte Datei namens Gäbelein hinwies, die er entdeckt hatte. Darin befanden sich die Kopien einiger französischsprachiger Zeitungsartikel und die Tondatei eines Interviews, das Tom Schifferli mit Professor Müller, dem Vorgänger von Professor Gäbelein, im Juni geführt und mit dem iPhone aufgenommen hatte. Es war ein Gespräch über die Ausgrabungen in der Sesselfelsgrotte. Der Kurator fragte, wie das alles mit der Fundstelle begonnen habe, und der Historiker im Ruhestand gab ihm gern und bereitwillig Auskunft. Doch als Schifferli sich nach dessen Nachfolger und der Übergabe der Grabungsleitung erkundigte, machte Müller auf einmal zu und gab sich wortkarg. Es war eindeutig, dass er auf Gäbelein nicht gut zu sprechen war. Aber Tom in seiner unbeirrbar höflichen wie hartnäckigen Berner Art entlockte ihm schließlich doch eine hochinteressante Antwort: »Ich will ja über meinen Nachfolger nichts Schlechtes sagen«, vernahmen sie die schon etwas brüchige Altherrenstimme Müllers, »nur eines setztmich nach all der langen Zeit noch immer in Erstaunen. Ich habe die Ausgrabungen in der Grotte sechs Jahre lang bis zu meiner Emeritierung geleitet. Da bekommt man eine starke Verbundenheit mit dem Ort und ein Gespür für die Möglichkeiten und das Potenzial dieser Fundstätte. Und keine drei Wochen, nachdem ich den Stab an Gäbelein übergeben habe, macht er diesen Sensationsfund des Neandertalerbabys. Ich sage Ihnen: Das stinkt zum Himmel. Aber beweisen kann ich natürlich nichts. Ich habe mich auch nie darum gekümmert; wollte nicht als Neidhammel dastehen, der nicht akzeptieren will, dass andere erfolgreicher sind. Ich habe eh schon zu viel gesagt. Verbuchen Sie es einfach als Geschwätz eines alten Mannes, der kaum noch unter Menschen kommt. Am besten, Sie vergessen einfach, was ich Ihnen gerade erzählt habe.«
    »Das ist ja ein dickes Ding!« Beaufort sah Carl begeistert an. »So, wie ich den Kurator kennengelernt habe, wird er gerade das nicht getan haben.« Warum war er nicht schon früher darauf gekommen, das iPhone zu durchsuchen? Er brauchte dringend mal ein paar Nachhilfestunden in moderner Kommunikationstechnik. »Können Sie mir die Artikel auf meinen Rechner kopieren, damit ich sie besser lesen kann? Und das Interview bitte auch?«
    Nachdem das erledigt war, schaltete Carl Schifferlis Handy wieder aus. Es war jetzt doch recht lange in Betrieb gewesen. Beaufort schaute sich suchend im Park um, als erwarte er jederzeit das Eintreffen mehrerer Polizeistreifen mit Blaulicht, Martinshorn und quietschenden Reifen auf Großfahndung nach dem Handydieb. Doch er sah nur einen kleinen Fratz auf der Wiese, der immer wieder sein Sonnenhütchen vom Kopf riss und provozierend zu seiner Mutter hochschaute. Also widmete er sich den drei Zeitungsausschnitten. Da er sich mit Fremdsprachen leicht tat und Französisch zu denen zählte, die er fließend beherrschte, bereitete ihm die Lektüre der siebzehn Jahre alten Artikel keinerlei Schwierigkeiten. Sie waren rechtkurz und handelten alle von derselben Nachricht: In einer der Ausgrabungsstätten im französischen Laugerie-Haute waren einige noch nicht dokumentierte Fundstücke verschwunden, hauptsächlich menschliche Knochen aus der Steinzeit. Es war nicht klar, ob ein Dieb oder Wildtiere dafür verantwortlich seien. Infolgedessen würden die Sicherheitsvorkehrungen überprüft und eventuelle Mängel abgestellt, hieß es. Diese Informationen reichten aus, um Frank unter Strom zu setzen. Der Vorfall hatte sich zwei Jahre vor der

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