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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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kommentierte Ekki und klatschte Frank und Anne ab, so wie es siegreiche Sportler taten.
    »Und wer sagt den Studenten, dass Corrodis Vorlesung heute ausfällt?«
    »Die werden es schon irgendwann merken und dann hoffentlich was Nettes anfangen mit ihrer Freistunde«, fand Anne.
    Es klopfte, und Gerald Hagen trat ein, Meiers schwarzen Rucksack in der Hand.
    »Alles gut verlaufen?«, erkundigte sich Ekki.
    Der Einsatzleiter hob den Daumen. »Optimal. Die Übergabe erfolgte auf der Herrentoilette. Meine Mitarbeiter haben nacheinander zugegriffen, jeweils in dem Moment, als die Zielobjekte das WC wieder verließen. Zuerst den Bücherdieb, dann den Hehler mit dem Rucksack. Die Falle war wirklich ausgezeichnet gestellt von Ihnen. Gratuliere.« Er schüttelte Beaufort die Hand.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Getrennte Verhöre und Durchsuchung der Wohnungen der beiden Verdächtigen. Erfahrungsgemäß findet sich da meist ein Teil der gestohlenen Beute – oder doch zumindestein Hinweis darauf. Oder andere Beweise. Aber würden Sie bitte einen Blick auf das Buch werfen, ob es das richtige ist, und alles in Ordnung damit.«
    Er reichte Beaufort den Rucksack, der ihn öffnete, ihm vorsichtig ein schweres, in Zeitungspapier eingeschlagenes Paket entnahm und auf den Tisch legte. Sorgfältig packte er aus. Zum Vorschein kam ein großer, in Leder gebundener Foliant. Er zog ein sauberes Stofftaschentuch aus der Hose, wickelte es um seine Hand und schlug behutsam die erste Seite auf. Metamorphosis Insectorum Surinamensium , stand auf dem Titelblatt.
    »Die Verwandlung der Insekten von Surinam«, übersetzte Ekki, »scheint ja ein echter Reißer zu sein.«
    Doch Beaufort hörte ihn offenbar nicht. Er nahm überhaupt nichts mehr um sich herum wahr. Kaum hatte er den Gegenstand berührt, war sein Geist auf eine weite Reise durch Raum und Zeit gegangen. Achtsam blätterte er prachtvolle farbige Stiche auf, die die exotische Tier- und Pflanzenwelt der Tropen zeigten. Raupen, Puppen und Eulenfalter auf einem Guajavezweig. Kokon, Raupe und Liebesboten-Schmetterling auf einer Wundermalve. Pfeilschwanz und Waldwerber auf einer Pflanze mit roten Pfefferschoten. Ein betender Mönch, über sein Brevier gebeugt, konnte nicht andächtiger sein.
    Der Einsatzleiter räusperte sich, und der Justizsprecher scharrte mit den Hufen. Anne trat neben Frank, legte sanft ihre Hand auf seine Schulter und betrachtete das Bild, in das ihr Freund versunken war. Eine intensiv rot blühende Ananaspflanze, auf deren mit Stacheln bewehrten langen, grünen Blättern braune Käfer und Kakerlaken krabbelten.
    »Wunderschön«, sagte sie beeindruckt.
    »Ich kann gar nicht in Worte fassen, welche Faszination für einen Sammler von so einem Objekt ausgeht. Es hat eine richtige Aura. Das ist das schönste und bedeutendeste Naturkundebuch der Barockzeit«, erklärte Beaufort, jetzt auch die beiden Männer miteinbeziehend. »Es enthält sechzig vonMaria Sibylla Merian handkolorierte Kupferstiche, die das Insekten- und Pflanzenleben Surinams zeigen. 1699 hat die Naturforscherin, die lange in Nürnberg lebte, zusammen mit ihrer erwachsenen Tochter die abenteuerliche und lebensgefährliche Reise nach Südamerika gemacht und dort zwei Jahre lang Flora und Fauna untersucht und skizziert.«
    »Gibt’s das auch als E-Book?«
    Beaufort sah Ekki strafend an. »Banause! Der Verlust an Sinnlichkeit von diesem Original zur Abbildung auf dem Bildschirm entspricht in etwa dem von Champagnergenuss zum bloßen Anschauen einer Sektflasche.«
    »Stimmt es wirklich, dass das Buch 27.000 Euro wert ist?«, wollte Hagen wissen.
    »Für eine Erstausgabe in diesem hervorragenden Zustand ist das sogar fast ein Schnäppchen, würde ich sagen.«
    »Dann sollten wir das Buch schnellstens zurückbringen, bevor ihm noch etwas zustößt. Könnten Sie das übernehmen? In Ihren Händen ist es am sichersten aufgehoben. Ich muss noch den Abbau der mobilen Zentrale beaufsichtigen.« Der Einsatzleiter verabschiedete sich.
    Mit einem Seufzer des Entsagens schlug Beaufort das Buch bedächtig wieder in Zeitungspapier ein. Gemeinsam begaben sie sich hinunter. Draußen vor dem Hauptportal blieben sie in der Sonne stehen.
    Ekki sah auf die Uhr. »Ich muss zurück ins Gericht. Die Arbeit wartet.«
    »Tja, Augen auf bei der Berufswahl.«
    »Das musst du Faulenzer mir gerade sagen.«
    »Wer arbeitet, hat keine Zeit, Geld zu verdienen. Alte Millionärsweisheit.«
    »Ich wusste doch, dass ich irgendetwas falsch

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