Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
mache«, lachte Ekki, umarmte erst Anne, dann Frank und zog los. Nach zehn Metern drehte er sich noch einmal um: »Und vergiss nicht, das Buch auch wirklich zurückzugeben, du Bibliomane.«
»Keine Sorge. Das würde ich meinem Doktorvater nie antun.«
Drüben in der Handschriftenabteilung gab es ein ziemliches Hallo, Glückwünsche und Dankesbekundungen. Frank und Anne mussten alles haarklein berichten, und Professor Harsdörffer schlug vor Begeisterung über seinen ehemaligen Eleven mehrfach die Hände zusammen, um dann wortreich seine Sicht der Dinge zu Mike Meier und den Bücherdiebstählen zum Besten zu geben. Selbst die Bibliotheksdirektorin war für ihre Verhältnisse regelrecht ausgelassen – sie lächelte. Und sie lud die Runde zur Feier des Tages auf einen Likör in ihr Jugendstilbüro ein. Dort erreichte Beaufort auch der Anruf der Sekretärin des Präsidenten. Professor Roth wünschte ihn und Anne um 20.00 Uhr in seinem Amtszimmer zu sehen.
*
Der Präsident erhob sich mit einem strahlenden Lächeln hinter seinem Schreibtisch und ging seinen Gästen entgegen. Gunnar Roth, der tatsächlich etwas von George Clooney an sich hatte, wie Anne fand, verströmte trotz der Hitze einen Hauch maritimer Frische. Heute trug er einen Navy-Blazer aus dunkelblauem Serge mit goldenen Knöpfen, eine helle Chinohose, ein blauweiß-gestreiftes Maßhemd von Harvie & Hudson und dazu eine mit Windsorknoten gebundene blaue Krawatte mit roten Punkten. Er küsste Anne galant die Hand, um danach Beauforts ausgestreckte Rechte ausgiebig und herzlich zu schütteln.
»Lieber Dr. Beaufort, Sie und Ihre charmante Begleitung haben sich ganz außerordentlich um das Wohl der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verdient gemacht.«
»Das ist doch nicht der Rede wert.«
»Seien Sie nicht so bescheiden. Das war großartige Arbeit. Ich werde bei der nächsten Sitzung vorschlagen, dass Sie dieEhrennadel der Universität als Auszeichnung erhalten. Aber bitte, setzen Sie sich doch.«
Professor Roth wies auf die Sitzecke, schob Anne einen Ledersessel unter, nötigte ihnen einen alten schottischen Singlemaltwhisky auf, erhob sein Glas, dankte Beaufort mit einem wohlformulierten Trinkspruch, an dem sich Ekki ein Beispiel hätte nehmen können, und beendete ihn mit einem britannophilen »Cheers«. Das Zeug rann Frank brennend die Speiseröhre hinunter und schmeckte halt nach Whisky – er machte sich nicht viel aus Spirituosen. Seine Liebe und Kennerschaft galten dem Wein.
»Ich hatte vor einer Stunde ein kurzes Telefonat mit Herrn Hagen vom Betrugsdezernat, der heute Mittag wirklich einen äußerst diskreten Job verrichtet hat. Er versicherte mir, dass vonseiten der Polizei nichts an die Öffentlichkeit dringen wird. Und er teilte mir Neuigkeiten mit, die Sie beide interessieren dürften.«
»Hat Professor Corrodi gestanden?«
»Nein, das nicht. Corrodi verweigert die Aussage. Dafür war aber sein junger Gehilfe umso redseliger. Er verriet der Polizei das Versteck in der Bamberger Sternwarte, in dem das Diebesgut lagert, bis es an die Abnehmer weitergegeben wird.«
»Wissen Sie, wo genau es ist?«, fragte Anne.
»Sie kennen das Anwesen?«
Die Journalistin nickte. »Ich mache gerade ein Hörfunkfeature über die Universitätssammlungen und war erst kürzlich dort.«
»Wann wird denn Ihre Sendung ausgestrahlt? Die werde ich mir unbedingt anhören.«
»Am Montagabend auf Bayern 2.«
»Sprechen Sie selbst? Sie haben so eine bezaubernde Stimme.«
»Danke. Sie machen aber auch eine gute Figur bei Ihren Interviews und Fernsehauftritten. Aber das wissen Sie sicherlich selbst.«
»Ein Lob aus so berufenem Munde wiegt natürlich gleich doppelt. Wie schade, dass Sie mich noch nie interviewt haben. Wir sollten das unbedingt bald nachholen.«
Hallo? Was sollte das denn? Während der Präsident in Annes Gunst stieg, sank er umgekehrt proportional in der von Beaufort. Was bildete sich dieser Möchtegern-Clooney eigentlich ein? Bewunderung für Anne war in Ordnung, Flirten in seinem Beisein aber nicht. Und überhaupt: Der echte Filmstar hätte die gepunktete Krawatte weggelassen und war sowieso einen Kopf größer.
»Das Versteck soll sich in einem verborgenen Kellerraum am Fuße eines der Observatoriumstürme befinden«, setzte Roth die ursprüngliche Unterhaltung fort. »Und die gute Nachricht: Die Dürer-Radierung war noch dort und konnte unbeschadet sichergestellt werden.«
»Das ist ja großartig«, bemerkte Anne.
»Sie
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