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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Denn um hier herauszukommen, mussten sie sich einmal quer durchs Foyer arbeiten. Dort schlossen sich weitere Räume und der Flur zum Hinterausgang und zu den Büros an. Vielleicht konnten sie da durch eines der Fenster fliehen. Weiter hinten knackte eine Dielenbohle. Stand dort der Schütze auf dem Posten und schnitt ihnen den Weg ab?
    Frank drückte seinen Mund ganz fest auf Annes Ohr und hauchte: »Ruf auf gar keinen Fall die Polizei an. Wenn Roth uns hört oder das Display vom Telefon aufleuchtet, sind wir tot.«
    Anne nickte, presste ihren Mund an sein Ohr und hielt die Hände schützend davor. »Der einzige Weg hier raus ist zurück zur Treppe und dann hoch in den ersten Stock. Von dort können wir uns zum anderen Treppenhaus durchschlagen und den Notausgang nehmen.«
    »Er wird uns hören. Aber er kann nicht mehr viel Munition in seiner Waffe haben. Wir müssen ihn dazu bringen, die abzufeuern«, flüsterte er, »am besten, wir werfen etwas in eine andere Richtung. Nur was? Hier ist nichts.«
    Wieder knackte der Boden, jetzt noch weiter rechts.
    »Nimm doch dein Handy. Und versuch, eines der Fenster zu treffen. Vielleicht löst du den Alarm aus.«
    »Gute Idee.« Beaufort streichelte über Annes Kopf und berührte mit seinen Lippen zärtlich ihre Schläfe. Sie drückte ihm stumm die Hand. Dann erhoben sich die beiden lautlos. Er zog vorsichtig sein Mobiltelefon aus dem Sakko, holte weit aus und schleuderte es in die Dunkelheit. Mit einem lauten Knall traf es auf den Fensterrahmen und krachte auf den Boden. Gleichzeitig fielen Schüsse, und die beiden hasteten in entgegengesetzter Richtung zur Treppe zurück. Jetzt ging es nicht mehr darum, leise, sondern schnell zu sein. Sie hatten gerade den halben Weg durch knirschende Scherben zurückgelegt, als plötzlich das Deckenlicht anging. Roth stand am anderen Ende der Halle an der Wand beim Lichtschalter, nutzte den Überraschungsmoment und spurtete mit einer Affengeschwindigkeit los. Als Frank mit Anne im Schlepptau, die wegen der hochhackigen Schuhe nicht so flott war, den Fuß der Treppe erreicht hatte, war der Präsident schon mehr als halb durch den Raum. Die beiden hetzten die Stufen hinauf, doch Roth folgte dicht dahinter. Kurz nach der 180-Grad-Kehre der alten Holztreppe erwischte er die Journalistin am Rockzipfel und riss sie zurück. Beaufort war schon fast oben angelangt, als er ihren Schrei hinter sich hörte. Er sah, wie Anne sich wehrte, aber von Roth erbarmungslos über die Brüstung gedrückt wurde. Beaufort riss ein Ölbild mit dem Porträt des Markgrafen Friedrich von der Wand, doch ehe er den Mörder erreicht hatte, hämmerte der mit seinem offenbar leergeschossenen Revolver brutal auf Annes Kopf und warf sie mit einem Ruck über das Geländer. Noch bevor Annes Körper drei Meter tiefer aufschlug, ging der schwere Holzrahmen auf Roths Rücken nieder und zerbrach. Durch die Wucht des Schlages verloren beide Männer das Gleichgewicht, stürzten einige Stufen hinunter und landeten auf dem Treppenplateau in der Mitte. Dort rappelten siesich schnell wieder hoch. Beaufort wollte sich eben erneut auf Roth stürzen, als er seinen Blick auffing, der schräg hinter ihm etwas an der Wand fixierte. Über dem Wappen des Markgrafen hingen zwei aufwendig gravierte Schmuckdegen aus dessen Rüstkammer. Im selben Moment griffen die beiden Männer nach den Waffen und zogen gleichzeitig die Klingen heraus.
    Der kleinere, kompaktere Präsident ging sofort zum Angriff über, den Beaufort gerade noch parieren konnte. Dabei vertauschten sich ihre Positionen. Roth stand jetzt dort, wo es hinaufging, Beaufort dort, wo es hinabging. Wieder kreuzten sie ein paarmal ihre Klingenspitzen, aber auf der schmalen Treppe war Beaufort eindeutig im Nachteil. Um seine Größe und längere Reichweite besser ausspielen zu können, brauchte er mehr Platz und Bewegungsfreiheit. Deshalb suchte er sein Heil vorerst in der Flucht und rannte die Treppenstufen hinunter, verfolgt von seinem Gegner. Zwischen der gefallenen Augustusbüste und der zerbrochenen Daktyliothek – nur die Panathenäische Preisamphora stand noch unversehrt auf ihrem Sockel – lag inmitten von Holztrümmern, Glasscherben und zerstreuten Gemmen Annes lebloser, merkwürdig verdrehter Körper, das Gesicht blutüberströmt. Eine Woge heißen Hasses überschwemmte Beaufort. Er würde das Schwein töten, und wenn es das Letzte war, was er in seinem Leben tat. Abrupt drehte er sich um und startete einen Überraschungsangriff,

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