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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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neugierig.
    »Das wundert Sie, gell? Ist aber schnell erklärt. Mein Vater ist Franke, meine Mutter Afrikanerin. Und ich bin, wie man so sagt, die Frucht dieser Liebe. Die beiden haben sich in Namibia kennengelernt, wo mein Vater ein Kraftwerk mitgebaut hat. Er ist Ingenieur bei Siemens. Und als das Projekt abgeschlossen war, hat er meine Mutter geheiratet und sie mit nach Erlangen genommen. So einfach ist das.«
    »Aus Namibia stammt Ihre Mutter. Haben Sie denn Kontakt dahin?«
    »Meine Mama hat eine große Familie, da besuchen wir uns schon gegenseitig. Und wissen Sie, was unser traditionelles Festessen bei diesen Familientreffen ist? Schäufele mit Couscous. Ehrlich, das ist kein Witz.« Carl Löblein lachte so mitreißend, dass Frank mit einstimmen musste.
    »Sagen Sie, haben Sie schon mal eine Welwitschia gesehen?«
    »Ja klar, in der Namib-Wüste. Echt beeindruckende Pflanzen. Die sind völlig staubig, aber Sie müssten mal sehen, wie schön die blühen. Rote Dolden haben die. Im Botanischen Garten gibt’s auch ein paar Exemplare, aber das sind Zwerge. Wo soll’s denn hingehen in Nürnberg?«
    »Zum Justizpalast in der Fürther Straße.«
    »Da nehme ich besser die A 73, auch wenn der Feierabendverkehr schon losgeht. Was wollen Sie denn da? Sind Sie etwa Richter?«
    »Dazu bin ich leider völlig ungeeignet«, bekannte Beaufort. »Aber ich besuche dort einen Freund, der Richter ist.«
    »Ich hab auch mal ein paar Semester Jura studiert, habe aber schnell kapiert, dass man als Anwalt seinen Klienten weismachen muss, dass der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten eine Schlangenlinie ist.«
    »Eine schöne Umschreibung«, schmunzelte Beaufort, »die muss ich unbedingt Ekki erzählen. Es könnte sogar sein, dass er mit Ihnen einer Meinung ist.«
    Im Verlauf des Gesprächs mit dem kommunikativen Taxifahrer, der ausgesprochen nett und höflich war, erfuhr Beaufort, dass Löblein es auch schon mit Geografie und Informatik versucht hatte, doch dass nach insgesamt 17 Semestern ohne Abschluss sein Studentenjob irgendwie zu seinem Hauptberuf geworden war. Dabei machte er nicht den Eindruck eines gescheiterten Akademikers, sondern eher den eines Lebenskünstlers. Als das Taxi die Nürnberger Stadtgrenze passiert hatte und in der Ausfahrt zum Westring im üblichen Stau stand, zog Beaufort das Mobiltelefon aus der Tasche, um einen weiteren unbeholfenen Versuch zu starten, dessen Geheimnisse zu ergründen.
    »Cool, das ist ja das ganz neue Modell«, lobte Carl.
    »Tatsächlich? Ehrlich gesagt habe ich von diesen neumodischen Telefonen überhaupt keine Ahnung. Das hat mir ein Freund geliehen, damit ich mich mal damit vertraut mache. Aber ich habe schon wieder vergessen, wie man das Ding überhaupt in Betrieb nimmt. Kennen Sie sich damit aus?«
    Der Taxifahrer zeigte ihm, wo man drücken musste, um die Anzeige zu aktivieren, und wie simpel die Bedienung mit den Fingern war. »Jetzt müssen Sie hier nur noch den vierstelligen Code eintippen, und Sie können telefonieren, surfen, E-Mails schreiben, den Wetterbericht lesen, Filme anschauen, fotografieren oder was immer Sie wollen.« Er reichte ihm das Telefon zurück, weil die Ampel grün war.
    Da Beaufort wusste, dass die meisten Menschen in solchen Fällen gern persönliche Daten benutzten – er selbst bildete da keine Ausnahme –, versuchte er es mit dem einzigen Trumpf, den er hatte: Tom Schifferlis Geburtstag. Er tippte die 1810 und hatte auf Anhieb Glück. Der kleine Bildschirm des Smartphones öffnete sich und präsentierte ihm eine Vielzahl kleiner bunter Symbole. Wieder fühlte er sich überfordert, und abermals half Carl ihm weiter. Er erklärte ihm, dass jedes der Bilder für eine sogenannte App, ein bestimmtes Anwenderprogramm,stehe. Er müsse es nur antippen. Beaufort berührte eines der bunten Zeichen, und sofort öffnete sich ein Videospiel, aber nun wusste er nicht, wie er es wieder schließen konnte. Als das Taxi kurz darauf vor dem Gerichtsgebäude anhielt, zeigte sein Fahrer ihm auch das. Er demonstrierte geduldig, wie man wieder ins Hauptmenü zurückkam und sich durch die verschiedenen Programme klicken konnte. Beaufort dankte für die hilfreichen Ausführungen, gab reichlich Trinkgeld und steckte Löbleins Visitenkarte ein. Von diesem patenten Taxler würde er sich bestimmt noch häufiger chauffieren lassen.
    Jetzt musste er sich aber sputen, um Ekki noch zu erwischen. Es ging auf 17.00 Uhr zu, und womöglich machte der Justizpressesprecher schon Feierabend,

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