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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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war, häuslich eingerichtet.
    Direkt vor der Tür ihres Arbeitszimmers klopfte sie gegen eine große Glasvitrine, in der ein hässlicher mannshoherbrauner Strunk steckte. Das pflanzliche Gebilde sah aus wie ein riesiger Nagel mit ein paar vertrockneten länglichen Blättern dran. »Das hier geht in die Ausstellung. Es ist eine Welwitschia mirabilis. Eine sehr seltene Pflanze, die nur an wenigen Stellen in der Namib-Wüste im südlichen Afrika wächst. Deshalb auch diese lange Pfahlwurzel. Sie kann Jahrhunderte alt werden und ist so einzigartig, dass wir sie auch als lebendes Fossil bezeichnen. Welwitschia steht unter strengem Naturschutz. Wenn Sie heute so ein Ding ausgraben, werden Sie schwer bestraft. Aber die hier ist schon vor über hundert Jahren zu uns gekommen, durch einen Afrika-Forscher, der hier Professor war.«
    Wenn die resolute van der Veldt über ihr Fachgebiet sprach, blühte sie förmlich auf, fand Beaufort. »Das ist, ehrlich gesagt, ein ziemlich hässliches Ding. Aber mit Ihren Erklärungen dazu wird es ein richtig interessantes Objekt.«
    »Genau das zu vermitteln ist übrigens der Sinn dieser ganzen Ausstellung im Stadtmuseum. Falls Sie mal eine lebende Welwitschia sehen wollen, dann schauen Sie doch noch im Gewächshaus vorbei. Wir haben dort einige kleine Exemplare.«
    Beaufort folgte der Leiterin des Botanischen Gartens in einen hellen Raum mit modernen weißen Einbauschränken, in dem eine kurzhaarige Frau mit einer Spiegelreflexkamera durch ein beeindruckendes Teleobjektiv hindurch Stechäpfel fotografierte. So stand das jedenfalls auf dem Glasgefäß, in dem noch einige Exemplare steckten. Die Chefin nickte der Mitarbeiterin, die sich in ihrer Arbeit nicht weiter stören ließ, zu und öffnete eine der Schranktüren. Zum Vorschein kamen lauter Standgläser, in denen Pflanzen in Konservierungsflüssigkeiten aufbewahrt wurden. Der altertümlichen Beschriftung nach zu urteilen, mussten sie darin schon sehr lange schwimmen. Nach kurzer Suche brachte sie schließlich ein Gefäß mit einer Frucht zutage, die Beaufort endlich einmal erkannte.
    »Und hier ist die Ananas für die Ausstellung«, sagte sie.
    »Ich verstehe. Das muss eine ganz besonders seltene Sorte sein. Wahrscheinlich eine Albino-Ananas, weil sie ganz weiß ist, genauso wie die Blätter da oben dran.« Beaufort war richtig stolz auf seinen neuerworbenen botanischen Scharfsinn.
    »Nein, das ist eine ganz normale Ananas. Man merkt doch gleich, dass Sie Polizist sind und kein Wissenschaftler. Die Konservierungsflüssigkeit, die aus Ethanol und Eisessig besteht, sorgt zwar dafür, dass die Frucht nicht schimmelt und ihre Form behält, aber leider nicht ihre Farbe. Dieses Feuchtpräparat ist ebenfalls so um die hundert Jahre alt. Damals war das noch eine wirklich seltene und sehr exotische Frucht in Deutschland. Deshalb wurde sie aufbewahrt. Wir könnten sie jederzeit aus dem Glas nehmen, aufschneiden und anatomische Studien damit betreiben. Aber das tut natürlich keiner, nachdem sie schon so lange überlebt hat. Wenn wir heute den Aufbau der Ananas erforschen wollen, kaufen wir uns eine im Supermarkt.« Van der Veldt schaute auf ihre Uhr. »Jetzt muss ich aber wirklich los zu meinen Studenten.«
    »Ist das alles, was in die Ausstellung gehen soll? Oder gibt es noch mehr Exponate?«
    »Es werden auch Herbarbelege gezeigt. Das sind getrocknete Pflanzen aus unserem Herbarium im Südgelände. Aber die hat sich Dr. Schifferli schon abgeholt. Ich hoffe nur, dass er die auch sicher verwahrt hat. Da sind nämlich Exemplare darunter, die einmalig sind.«
    »Welche?«
    »Ausgestorbene Pflanzen etwa. Wir besitzen zum Beispiel die letzten Exemplare des Dechsendorfer Strandlings. Ein unersetzlicher Genpool ist das. Das macht mir jetzt aber schon Sorgen.« Ihre Stimme klang noch eine Spur rauer als ohnehin schon.
    »Soweit ich weiß, lagen in Herrn Schifferlis Büro einige Bögen mit getrockneten Pflanzen. Aber ob die noch komplett waren, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Dann gehe ich nach der Vorlesung gleich dort vorbei und schaue nach dem Rechten. Geben Sie mir die Nummer Ihres zuständigen Kollegen? Dann sage ich schnell noch Bescheid, dass ich komme.«
    Das Gespräch nahm eine Wendung, die Beaufort in echte Bedrängnis brachte. Auf der einen Seite interessierte ihn natürlich, ob etwas von den Ausstellungsstücken weggekommen war, weil das mit dem Motiv des Mörders zu tun haben konnte. Auf der anderen Seite durfte er Frau van der Veldt

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