Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
und kannst dann selbst entscheiden, was du mit den Informationen anstellst. Du willst doch auch nicht, dass da womöglich ein Mörder frei herumläuft.«
Ekki seufzte. Beaufort war in diesen Dingen eine echte Nervensäge. »Also gut, Frank. Du weißt, ich halte nichts von deinen Einmischungen in die Polizei- und Justizarbeit. Aberjetzt bin ich neugierig geworden. Ich werde mich morgen in diesem Fall schlau machen. Und wenn ich es vertreten kann, lass ich dir ein paar Fakten zukommen. Dafür zahlst du aber nächsten Mittwoch das Essen. Wo wollen wir hingehen?«
»Danke, Ekki. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann. Wenn deine Informationen etwas taugen, lade ich dich sogar in ein Edel-Restaurant ein. Was hältst du von Koch und Kellner ?«
»Moment«, wehrte Ertl ab, »noch habe ich dir ja nichts verraten.« Er setzte eine amtliche Miene auf. »Außerdem muss ich natürlich darauf achten, ob hier nicht der Straftatbestand der Bestechlichkeit erfüllt ist. Gilt dein Angebot auch dann, wenn meine Auskünfte nicht nach deinem Geschmack ausfallen sollten?«
»Logisch. Wenn ich falsch gelegen habe, muss ich mich doch umso mehr mit einem guten Essen trösten.«
»Apropos Essen. Was macht eigentlich deine Diät?«
Beaufort verdrehte theatralisch die Augen. »Und so einer will nun dein Freund sein.«
Das Handy klingelte. Glücklicherweise erklang diesmal kein Alphorn, sondern I will survive . Das war Annes Melodie auf seinem Mobiltelefon. Die Journalistin wollte ihren morgigen freien Tag mit einem Gläschen Wein bei Wolf-Dieter begießen. Sie verabredeten sich dort in einer Stunde. Ekki musste leider passen, er hatte noch zu arbeiten.
*
Als Beaufort bei seiner Stammkneipe am Weinmarkt ankam, die streng genommen gar keine war, sondern eine Weinhandlung mit abendlicher Ausschanklizenz, saß Anne schon draußen an einem der wenigen Tische und unterhielt sich mit Wolf-Dieter, der neben ihr Platz genommen hatte. Noch waren erst zwei weitere Gäste da, und der Weinhändler hatte Zeit für einGlas und ein Schwätzchen. Wobei Wolf-Dieter auch im hektischen Hochbetrieb jederzeit zu einem Meinungsaustausch und einem Achtel aufgelegt war, was gerade Neukunden nicht immer goutierten, wenn sie deshalb auf ihre Bestellung warten mussten. Wer das aber zu kritisieren wagte, konnte schon mal heftig verbal abgewatscht werden. Entweder akzeptierte man diesen etwas rauen Hart-aber-herzlich-Ton oder man kam nie wieder. Echte fränkische Gastfreundschaft bedeutete für Wolf-Dieter nicht, dass sich der Wirt bedingungslos jedem Kunden anbiederte, sondern dass umgekehrt der Gast sich seine Freundlichkeit und Freundschaft erst einmal erwerben musste. Diese war ihm dann aber auch lange sicher.
»Ihr lasst es euch ja gut gehen«, begrüßte Beaufort die beiden, gab Anne einen Kuss und tätschelte dem Weinhändler die Schulter.
» Ob ich morgen leben werde, weiß ich freilich nicht; aber wenn ich morgen lebe, dass ich morgen trinken werde, weiß ich ganz gewiss «, rezitierte Wolf-Dieter und trank sein Glas leer.
»Na, der alte Goethe, den du sonst so gern im Munde führst, war das aber nicht«, stellte Beaufort fest.
»Nein, das stammt vom jungen Lessing, bekannt aus Schule, Funk und Fernsehen.« Er versuchte eine elegante Armbewegung, die aufgrund bereits leicht eingeschränkter Koordinationsfähigkeit verunglückte. »Das war reinste anakreontische Lyrik.«
»Nein, das war ein Schüttelreim. Mich hat es jedenfalls geschüttelt, als du es aufgesagt hast. Statt schlechter Verse aufs Zechen hätte ich lieber etwas Gutes zu bechern. Was trinkt ihr denn da?«
»Eine wunderbar fruchtige fränkische Scheurebe aus Sommerhausen. Aber ich weiß nicht, ob ich einem Anti-Anakreontiker davon überhaupt zu kosten geben mag.«
»Wenn ich an diesem Tisch neben dieser wunderschönen Frau hier sitze«, Beaufort deutete auf Anne, die huldvoll nickte, »und nach einem deiner hervorragenden Tropfen verlange,kannst du mir doch nicht vorwerfen, dass ich ein Verächter von Wein, Weib und Gesang bin.«
»Wo du recht hast, hast du recht«, bestätigte Wolf-Dieter und ging die Flasche und ein neues Glas holen. Als er zurückkam, zuerst Anne nachschenkte und dann Beaufort den Weißwein eingoss, verschüttete er beide Male ein wenig.
»Du hattest heute wohl schon eine Menge Kunden? Oder wie soll ich deine kleinen motorischen Unsicherheiten sonst deuten?«
Der Weinhändler schaute ihn aus leicht glasigen Augen würdevoll an. »Du kennst meinen
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