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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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kleiner.«
    *
    Es war kühl im Büro des Präsidenten, da die Klimaanlage auf Hochtouren lief, doch die Atmosphäre war alles andere als frostig. Beaufort war von der Sekretärin sofort eingelassen und von Gunnar Roth aufs Herzlichste begrüßt worden, obwohl der Professor gerade eine wichtige Vorlage durcharbeitete.
    »Lassen Sie sich durch mich nicht stören«, sagte Beaufort höflich, »Ich habe Zeit und kann gern etwas warten.«
    Der Präsident dankte, erwiderte, dass er ohnehin fast fertig damit sei und brachte noch einige Anmerkungen auf dem Schriftstück an. Als keine zwei Minuten später der Kaffee serviert wurde, legte er seinen edlen Füllfederhalter beiseite und reichte der Sekretärin das korrigierte Schreiben mit der Bitte, es in Reinschrift zu bringen und dann sogleich per Kurier fortzuschicken.
    Roth ließ es sich nicht nehmen, seinem Gast persönlich aus dem Silberkännchen einzuschenken. »Vielen Dank, dass Sie sich hierher bemüht haben«, lächelte er über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg. »Sie können sich sicher denken, weshalb ich Sie sprechen will. Wie weit sind denn Ihre Recherchen beim Bücherdiebstahl gediehen? Darf ich damit rechnen, die vermisste Dürer-Grafik in der Ausstellung präsentieren zu können?«
    Trotz der Kälte im Amtszimmer brach Beaufort der Schweiß aus. Sein Lächeln entglitt ihm. Diesen Auftrag hatte er völlig verdrängt. Seitdem er Tom Schifferlis Mörder suchte,kümmerte er sich um die Diebstähle in der UB kaum noch. Und er hatte so gut wie nichts vorzuweisen. Keinen Verdächtigen. Nur ein paar Indizien und Fährten, denen er nicht nachgegangen war.
    »Noch habe ich keine heiße Spur, leider. Ich glaube, dass es nur jemand aus dem Umfeld der Bibliothek sein kann«, improvisierte er. »Ohne Insiderwissen und Schlüssel wäre das nicht durchführbar gewesen.« Wie konnte er nur auf diese wirklich naheliegende Nachfrage Roths so unvorbereitet sein? Was hatte er sich gedacht? Dass der vielbeschäftigte Präsident ihn zum Kaffeeklatsch einlud?
    Gunnar Roth legte eine schmerzlich besorgte Miene auf. »Ich habe ein wenig den Eindruck, dass Sie Ihre Nachforschungen nicht mit dem Eifer vorantreiben, den Professor Harsdörffer und ich uns wünschen würden.«
    Beaufort fühlte sich durchschaut.
    »Mir liegt ein Bericht des Polizeipräsidiums Mittelfranken vor. Daraus geht hervor, dass Sie am Wochenende zweimal angezeigt wurden, weil Sie unbefugt in Räume der Universität eingedrungen sind. Wie soll ich mir denn das erklären?«
    »Nun ja, ich gebe zu, dass ich die Diebstähle etwas vernachlässigt habe. Aber seitdem Tom Schifferli, der Kurator der Ausstellung, ermordet wurde, bin ich auch mit diesem Fall beschäftigt. Möglicherweise gibt es da einen Zusammenhang«, fantasierte Beaufort. »Im Übrigen bin ich nirgendwo in die Universität eingebrochen. Das war der Mörder. Er sucht nach etwas, aber ich weiß nicht, wonach. Gestern in der Anatomie habe ich ihn aufgeschreckt, aber leider ist er mir entwischt.« Seine Rechtfertigungsversuche mussten für den Präsidenten, der die Details ja gar nicht kennen konnte, etwas wirr klingen.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen ein Mandat für solche Recherchen erteilt zu haben«, entgegnete Roth sanft tadelnd. »Außerdem ist überhaupt nicht geklärt, ob es sich hier um einen Kriminalfall handelt. Der Polizeipräsident hatmir persönlich versichert, dass Herr Schifferli auch durch einen Selbstmord oder einen Unfall ums Leben gekommen sein könnte. Die Beamten gehen allen Spuren nach. Der bedauerliche Tod unseres Mitarbeiters ist schlimm und sorgt intern schon für genug Wirbel. Auf Mord-Schlagzeilen, die das Ansehen der Universität weiter beschädigen, kann ich gerne verzichten.«
    Das sah Beaufort zwar anders, aber er zog es vor, dem Präsidenten jetzt nicht zu widersprechen. Die ganze Situation war ihm unangenehm, fast peinlich. Er kam sich wie ein Internatsschüler vor, der nachts im Schlafsaal vom Vertrauenslehrer beim heimlichen Comiclesen erwischt wird. Schuldbewusst schwieg er.
    »Sie haben doch mit den Bücherdiebstählen mehr als genug zu tun«, gab Roth zu bedenken. »Darf ich Sie daran erinnern, dass die Ausstellung in vier Tagen eröffnet wird? Noch mehr Negativmeldungen kann die Hochschule wirklich nicht brauchen. Professor Harsdörffer und ich bauen fest auf Sie. Nur jemand mit Ihrem bibliophilen Wissen kann uns noch helfen.« Der Präsident rückte seine dezent gemusterte Seidenkrawatte zurecht und sah ihn

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