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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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hörte er lautes Krachen und Poltern.
    »Verdammt, hier ist ein zweiter Eingang.«
    »Sie atmet nicht mehr«, rief Anne ihm besorgt zu.
    »Leiste du Erste Hilfe«, entschied Beaufort, »aber fass auf gar keinen Fall diesen Scheißpfeil in ihrem Nacken an. Ich muss ihm nach.« Damit verschwand er hinter der Pflanze, hastete die Stufen hinunter und riss die Tür auf. Er befand sich in einem ziemlich schmalen, etwa dreißig Meter langen Gang. Die rechte Wand war komplett mit Regalen vollgestellt, in denen drei Meter hoch Blumentöpfe, Pflanzenerde und sonstiger Gärtnerbedarf lagerten. Links waren Holzkisten und Plastikkanister gestapelt und große Tonnen voller Dünger aufgestellt. Allerdings hatte der Attentäter bei seiner Flucht alles hinter sich in den engen Weg gerissen, was nur irgendwie beweglich war. Beaufort musste sich erst durch ein Chaos aus roten Tonscherben, ausgelaufenen Fässern und umgekippten Kanistern kämpfen, ehe er am Ende des verwüsteten Ganges ins Freie gelangte. Er kam auf dem Wirtschaftshof heraus und schaute sich fieberhaft um. Gleich rechts gab es ein vergittertes Tor zur Loschgestraße, vor ihm lagen das Markgrafentheater und das Wirtschaftsgebäude, in dem Dr. van der Veldt residierte, und links der Botanische Garten. Dort sah er doch tatsächlich, wie ein gemusterter Holzstab sich hinter einem hohen, breiten Gebüsch auf und ab bewegte. Weit war der Täter offenbar noch nicht gekommen, hatte seine Waffe einfach geschultert und sich unter die flanierenden Besucher gemischt. Beaufort rannte, so schnell er konnte, um das Gebüsch herum, warf sich blindlings mit seinem ganzen Gewicht auf den Stockträger und fiel wie ein Rugbyspieler gemeinsam mit ihm zu Boden.
    »Frank, du Arschloch. Bist du bescheuert?«, hörte er seinen Gegner im Handgemenge rufen.
    »Daniel?« Erst jetzt bemerkte Beaufort, dass er seinen Fechtlehrer umgerissen hatte. »Du also!« Er stürzte sich erneut auf ihn, und die Männer wälzten sich im Gras, bis erKempf wie ein Ringer in den Schwitzkasten bekam. »Wenn sie stirbt, breche ich dir alle Knochen. Warum hast du das getan?«
    »Ich?«, schnaufte Daniel mit hochrotem Kopf, »was denn, verdammt?«
    »Schifferli umgebracht«, ächzte Frank, den sich windenden Gegner mühsam niederhaltend, »und die Fotografin angeschossen mit diesem, diesem …«, er schaute sich suchend um und sah die Tatwaffe auf dem Boden liegen, »Blasrohr da.«
    In dem Moment traf Beaufort ein Ellenbogenschlag in die Magengrube, der ihm die Luft nahm. Kempf bekam Oberwasser, setzte sich rittlings auf ihn, hielt seine Arme fest und rief: »Dieses Scheißding habe ich gerade erst gefunden! In dem Gebüsch da. Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest. Du gehörst doch in die Klapse, Mann.«
    Beaufort hörte auf, sich zu wehren, und entspannte seine Muskeln ein wenig. »Ist das wirklich wahr?«
    »Wenn ich’s dir doch sage. Ich war bis vor fünf Minuten im Café Mengin . Du kannst ja die Bedienung fragen, wenn du mir nicht glaubst. Und gerade bin ich auf dem Weg ins Institut, du Schwachkopf.«
    »Friede. Ich glaube dir ja. Lass mich los.«
    »Wie sagt man das richtig?«
    »Lass mich frei, bitte.«
    Daniel Kempf rollte sich von Frank herunter und ließ sich erschöpft ins Gras sinken. »Deine Angriffslust kannst du dir für heute Abend beim Training aufheben.«
    Beaufort setzte sich auf und fuhr sich durchs zerzauste Haar. Er zog das Blasrohr zu sich. »Warum musst du auch mit diesem Ding hier durch den Garten rennen? Damit ist gerade ein übler Anschlag begangen worden.« Erst als er diesen Satz sagte, fielen ihm zwei Dinge schlagartig wieder ein: Roswitha Weyrauch brauchte dringend medizinische Hilfe. Und: Dieses Blasrohr hatte er schon einmal gesehen.
    Im Nu war er wieder auf den Beinen. »Ruf den Notarzt und einen Streifenwagen. Anne ist im Tropenhaus mit einer Schwerverletzten«, wies er Daniel an und jagte mit dem Blasrohr in der Hand zum Ausgang Richtung Schlossgarten.
    *
    Schwitzend und schnaufend erreichte Beaufort den oberen Flur im Anatomischen Institut. Er ließ sich keine Zeit zum Atemschöpfen, sondern stürmte in Charlotte Neudeckers Büro, ohne zu klopfen. Die Kuratorin hinter ihrem Schreibtisch hob den Kopf und blickte den polternden Eindringling missbilligend an.
    »Wo waren Sie in der letzten halben Stunde?«, brachte Beaufort keuchend hervor.
    Sie öffnete ihre zu einem schmalen Strich zusammengepressten Lippen und sagte beherrscht: »Sie werden bei jeder unserer Begegnungen

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