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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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mager und runzelig.
Selbst der Bürgermeister, der schon von Amts wegen auf ein gepflegtes Äußeres
zu achten hatte, zumindest wenn er seinen Pflichten nachkam, sah in seinem
dunklen Anzug nicht halb so gut aus wie Harm Ingwersen. Die gut sitzende
schwarze Hose bewies, dass er schlank und trainiert war, das offene helle Hemd
zeigte einen fast faltenfreien Hals.
    Â»Wenn du Fragen hast, weißt du ja, wo du mich findest«, sagte er,
ehe er sich anschickte, die Perlenmuschel wieder zu verlassen.
    Vera nickte auch diesmal, ohne aufzusehen. Und ihr Ton war
abweisend, als sie ihm nachrief: »Weißt du etwas über die Ketten, die Utta
bestellt hatte? Die mit dem Kreuzanhänger? Eine davon hat sie angeblich selbst
getragen, als sie …«
    Harm Ingwersen unterband mit einer strikten Handbewegung die
Fortführung des Satzes. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Vera wies mit einer nachdrücklichen Geste auf Mamma Carlotta, als
wäre ihr selbst jede Erklärung zu lästig. Erst jetzt schien Harm Ingwersen
aufzugehen, dass er die Schwiegermutter des Hauptkommissars vor sich hatte, die
am Tatort gewesen war, als seine tote Frau gefunden wurde. Carlotta wäre es
lieber gewesen, Vera hätte ihm erklärt, um welche Kette es ging. Sollte
ausgerechnet Carlotta Capella den armen Mann an die schrecklichsten Augenblicke
seines Lebens erinnern?
    Â»Ist nicht so wichtig«, stotterte sie. »Ich habe mich ja für die
Brosche entschieden. Die ist auch sehr hübsch.«
    Aber Vera wollte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. »Es kann
noch nicht lange her sein, dass Utta die Ketten bestellt hat. Sonst wäre mir so
eine Kette an ihrem Hals aufgefallen. In den Unterlagen des letzten
Vierteljahres habe ich nichts gefunden. Keine Bestellung, keinen Lieferschein,
keine Rechnung.«
    Harms Gesicht hatte sich, während sie sprach, verhärtet, von der
Freundlichkeit, mit der er Vera angesprochen hatte, war nichts übrig geblieben.
»Was weiß ich!«, gab er gereizt zurück. »Ich habe mich nie um den Laden
gekümmert.«
    Â»Vielleicht hättest du es tun sollen.« Seine Schwiegertochter
gehörte anscheinend zu den Menschen, denen es die Laune verdarb, wenn das
Alphabet oder die Chronologie nicht eingehalten wurden. »Wenn Utta ihre
Buchführung so schlampig gemacht hat, werde ich Monate brauchen, bis hier alles
wieder seinen normalen Gang geht.«
    Â»Wozu haben wir einen Steuerberater?« Harm Ingwersen schenkte Giovanna
und Carlotta ein Lächeln, das nicht mehr war als das kurze Heben seiner
Mundwinkel, dann verschwand er wieder ins Restaurant.
    Giovanna beugte sich an Carlottas Ohr. »Verdammt attraktiv, der
Mann! Und wie man hört, ist er wieder zu haben?«
    Mamma Carlotta starrte sie entrüstet an, während Giovanna
scheinheilig die Schals betrachtete, die in der Nähe der Eingangstür
aufgestapelt waren. Noch ehe Carlotta ihre Empörung in angemessene Worte
gekleidet hatte, öffnete sich die Tür zum Restaurant erneut, und Harm Ingwersen
erschien ein zweites Mal auf der Bildfläche. Mit großen Schritten ging er zu
Vera, die damit beschäftigt war, dem Päckchen mit der Brosche eine Schleife
umzubinden. »Nun hätte ich beinahe vergessen, warum ich gekommen bin«, sagte er
und legte den Umschlag neben die Kasse, den er schon bei seinem ersten
Erscheinen in der Hand gehalten hatte. »Der wurde im Restaurant für dich
abgegeben.«
    Vera betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Das hat sich ja schnell
rumgesprochen, dass ich fürs Erste in der Perlenmuschel anzutreffen bin.« Sie
legte den Umschlag beiseite und fuhr mit dem Verpacken des Geschenks fort. Als
sie es Mamma Carlotta entgegenstreckte, sah sie selbst nicht sehr zufrieden
aus. »Recht so?«
    Mamma Carlotta bedankte sich herzlich und sah zu, wie Vera Ingwersen
das Päckchen in eine hübsche kleine Tragetasche steckte. Währenddessen fiel ihr
Blick auf den Umschlag, der noch immer unbeachtet neben der Kasse lag. Er war
mit dem Namen Vera Ingwersen und der Adresse der Muschel I beschriftet. Einen Absender trug er
nicht.
    Carlotta ging zu Giovanna, die noch immer mit den Schals beschäftigt
war. »Können wir los? Ist alles erledigt?«
    Giovanna lächelte. »Wir haben wegen der Chorprobe alles besprochen.
Aber wir sollten heute Nachmittag noch einmal das ganze Programm durchgehen.
Zusammen mit Carolin.«
    Carlotta nickte

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