Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
treffen könnte. Nie! Sonst hätte ich doch alles für den Schutz meiner
Frau getan!« Seine Stimme war immer lauter geworden, schließlich schrie er:
»Dieses Schwein! Sich an einer Frau zu vergreifen! Utta wusste von nichts. Sie
hatte keine Ahnung, dass sie in Gefahr war. Und ich …« Er schluchzte auf und legte das Gesicht wieder in die Hände.
»Und ich auch nicht«, ergänzte er dann leise.
    Erik warf Mamma Carlotta vorsichtshalber einen weiteren warnenden
Blick zu, ehe er fragte: »Sie glauben also, dass der Schutzgelderpresser Ihre
Frau ermordet hat?«
    Harm fuhr auf. »Wer denn sonst? Natürlich war er es.« Er sackte
wieder in sich zusammen. »Vielleicht nicht er selbst. Der hat seine Leute, die
die Drecksarbeit für ihn erledigen. Der Kerl hat nur den Auftrag gegeben …«
    Erik nickte. Ja, so könnte es gewesen sein. Utta Ingwersen hatte
dafür zahlen müssen, dass ihr Mann nicht bereit war, sich erpressen zu lassen.
Aus seinem Mut war ihr Verderben geworden. Dieser Kerl war verdammt schnell
gewesen, was dafür sprach, dass es sich um einen Profi handelte. Vermutlich
hatte er geahnt, dass jemand wie Harm den Mut hatte, zur Polizei zu gehen. Und
natürlich hatte er sich denken können, dass es eine Observierung und über kurz
oder lang auch Personenschutz geben würde. Sämtlichen Maßnahmen war er
zuvorgekommen.
    Harm stand auf, ging zur Theke und goss sich mit zitternden Händen
ein Glas Wasser ein. »Demnächst werde ich zahlen«, flüsterte er. »Sonst
passiert Arne auch noch was. Oder Vera.«
    Aufgeregt wisperte Mamma Carlotta ihrem Schwiegersohn zu: »Du hast
doch gesagt, das mit der Mafia wäre eine falsche Information gewesen?«
    Erik stand auf. »Du gehst jetzt besser.«
    Mamma Carlotta sah ihn an, als wollte sie ihm damit drohen, nie
wieder Antipasti einzulegen, damit er sie nicht wegschickte. Aber sie merkte
schnell, dass Erik unerbittlich sein würde. Hier handelte es ich um eine
polizeiliche Maßnahme, da hatte sie nichts zu suchen.
    Â»Deine Zeugenvernehmung machen wir später«, ergänzte er.
    Damit hatte er genau das Richtige gesagt. Dass Erik sie nicht zu den
Neugierigen zählte, sondern sie eine Zeugin nannte, änderte die Sache. »Naturalmente«,
entgegnete Mamma Carlotta würdevoll und machte sich auf den Weg zur Tür.
    Sie wurde in diesem Augenblick aufgerissen, und Menno Koopmann, der
Chefredakteur des Inselblattes, erschien auf der Schwelle. »Eifersuchtsdrama
oder Raubmord?«, fragte er Erik und sah Harm Ingwersen so eindringlich an, dass
der sich erhob und zur Theke ging.
    Erik zögerte nur kurz, dann antwortete er: »Kann ich nicht sagen.
Wir fangen ja gerade erst mit den Ermittlungen an.«
    Â»Dann tippe ich mal auf Raubmord!« Menno Koopmann wandte sich an
Mamma Carlotta: »Haben Sie etwa die Leiche gefunden?«
    Diesmal war es Erik, der seine Augen sprechen ließ. Und Carlotta
schüttelte gehorsam den Kopf. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    Menno Koopmann fuhr zu Erik herum. »Wer dann? Wer hat die Leiche
gefunden?«
    Â»Das werden Sie noch früh genug erfahren.« Mit Eriks Geduld war es
vorbei. »Und jetzt verschwinden Sie! Sie stören die Ermittlungen.«
    Er schob Koopmann hinaus und schloss die Tür erst hinter ihm, als er
beobachtet hatte, wie Mamma Carlotta sich aufs Fahrrad schwang und die
Käpt’n-Christiansen-Straße hinunterradelte, ohne von Menno Koopmann besonders
beachtet oder gar verfolgt zu werden. Dass ein Fotograf des Inselblattes Aufnahmen
vom Ladeneingang der Perlenmuschel machte, ließ sich vorerst nicht verhindern.
Es konnte aber nicht mehr lange dauern, bis ein Streifenwagen mit den Kollegen
eintreffen würde, die dafür sorgten, dass sich Utta Ingwersens Laden niemand
mehr näherte.
    Erik drehte den Schlüssel um, bevor er sich wieder Harm Ingwersen
zuwandte. Der wankte mit dem Wasserglas in der Hand zu einem Stuhl, um sich zu
setzen.
    Â»Tut mir leid, Herr Ingwersen. Menno Koopmann gehört leider nicht zu
den sensibelsten Zeitgenossen.«
    Harm winkte mit einer müden Geste ab. »Schon gut.« Er legte beide
Hände um das Wasserglas und starrte auf die Tischplatte. Erik ging zur Theke,
holte sich einen Bestellblock und einen Bleistift und kehrte damit zu Harm
Ingwersen zurück. Ungelenk begann er zu malen, setzte mehrmals an, riss immer
wieder ungeduldig den obersten

Weitere Kostenlose Bücher