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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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würde, um sich zu erkundigen, ob sie nun
endlich mit dem Staubsaugen beginnen könne. Aber es war eine außergewöhnlich
hübsche junge Frau, die aus der Küche trat. Verblüfft sah sie Erik und Sören
an, dann wandte sie sich an Harm Ingwersen. »Was ist in der Perlenmuschel los?«
    Ingwersen stand auf und ging zu ihr. »Es ist etwas Fürchterliches
passiert«, hörte Erik ihn sagen. »Meine Frau ist tot. Sie ist … ermordet
worden.«
    Erik sah, wie sich die Augen der jungen Frau weiteten und ihr Mund
sich öffnete. Ehe sie etwas sagen konnte, ergriff Ingwersen ihren Arm, um sie
in die Küche zurückzudrängen.
    Aber Erik kam ihm zuvor. Er erhob sich gleichfalls und stellte sich
neben Ingwersen. »Darf ich fragen, wer Sie sind?« Er machte eine einladende
Geste zum Tisch.
    Die junge Frau folgte der Aufforderung sichtlich ungern. Als sie
sich neben Harm Ingwersen niederließ, hockte sie sich auf die vordere
Stuhlkante, als wollte sie bei nächster Gelegenheit wieder aufspringen und das
Restaurant verlassen.
    Â»Susanna Larsen«, stellte sie sich vor. »Ich bin Kellnerin in der
Muschel II in Keitum.«
    Â»Was führt Sie hierher?«
    Â»Ich wollte in die Perlenmuschel. Einkaufen. Ein Geschenk für meine
Mutter. Aber da ist geschlossen. Und die Polizei hat alles abgeriegelt. Und da … da
dachte ich …«
    Â»Sie hat den Hintereingang benutzt«, erklärte Harm. »Der führt durch
die Küche.«
    Â»Woher kennen Sie den Hintereingang?«, fragte Erik.
    Susanna Larsen fuhr sich mit einer Geste durch die langen braunen
Haare, die etwas Einstudiertes hatte. »Ich habe schon oft hier ausgeholfen«,
erklärte sie. »Wenn in der Muschel II
nicht viel los war und sich hier jemand krankgemeldet hatte.«
    Â»Daher kennen Sie Frau Ingwersen?«
    Â»Nicht nur! Wir singen auch gemeinsam im Inselchor. Oder vielmehr … wir
sangen. Ob das mit dem Chorwettbewerb jetzt noch was wird?«
    Erik fand die Frage höchst unpassend. Ihm fiel auf, dass Sören
Susanna Larsen anstarrte, als wäre ihm Angelina Jolie erschienen. Wer ihn
kannte, wusste, dass er diese Schauspielerin verehrte. Und wer Susanna Larsen
ansah, konnte eine gewisse Ähnlichkeit nicht verhehlen.
    Erik berührte Sörens Arm, damit er sich vom Anblick der hübschen
jungen Frau losriss. Es fiel ihm sichtlich schwer, aber es blieb ihm nichts
anderes übrig, als seinem Chef zu folgen. Erik übersah den langen Blick, den
sein Assistent zurückwarf.
    Â»Was halten Sie von diesen drei Doppelkreisen?«, fragte er, als sie
vor dem Restaurant standen. »Ist das ein Zeichen?«
    Sören sah ihn derart verwirrt an, als wüsste er nicht, wovon die
Rede sei. Dann riss er sich zusammen. »Was sonst? Das muss das Zeichen einer
Mafia-Familie sein.«
    Â»Damit wir ganz genau wissen, wer Utta Ingwersen umgebracht hat?«
    Sören nickte, dann stutzte er plötzlich. »Warum eigentlich? Harm
Ingwersen weiß es doch sowieso.«
    Â»Eben!« Sie waren an Eriks Auto angekommen. »Warum dieses Zeichen?
Ist es üblich, dass sich ein Mafia-Mörder zu seiner Tat bekennt?«
    Sören schüttelte den Kopf. »Nur wenn es um rivalisierende
Mafia-Familien geht. Dann will jede Familie ihre Macht beweisen.«
    Â»Haben Sie bei der Vorbereitung auf Ihre Examensarbeit jemals von
drei Doppelkreisen gehört?«
    Â»Kann mich nicht erinnern!« Sören rüttelte an der Klinke der
Beifahrertür. »Können Sie nicht endlich aufschließen?«
    Erik erwachte aus seinen Gedanken, sie stiegen ein und starteten.
Aber schon an der nächsten Ecke bremste Erik und fuhr rechts ran. »Warum haben
wir das Zeichen nicht neben Henner Jesse gefunden?«
    Â»Weil wir uns geirrt haben? Weil er doch kein Opfer der Mafia
geworden ist?«
    Erik biss sich auf die Unterlippe. »Oder weil ich das Zeichen nicht
gesehen habe. Ich habe mich um ihn gekümmert und nicht weiter auf Spuren
geachtet. Es war windig, das Zeichen war vielleicht schon verweht, und dann
kamen die Sanitäter und haben alles zertrampelt.«
    Â»Vorausgesetzt, es hat neben Henner Jesse überhaupt ein Zeichen
gegeben«, meinte Sören.
    Carlotta Capella versuchte zu fliehen – vor der Angst, vor
dem Schrecken, vor dem Bild, das sie nicht verdrängen konnte: Utta Ingwersen in
ihrem Blut, die weit aufgerissenen Augen, die verkrampften Hände,

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