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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Umkleideraum. Ein riesiger Spiegel zeigte ein aus allen Nähten platzendes Ich. Er zwängte sich in seine halblange, schwarze und feingerippte Baumwollhose, die ihm an kalten Tagen gelegentlich als Unterwäsche diente. Zur Meisterschaft führt ein langer Weg, sagte er sich und ging nach oben.
    Da mit Bernd lediglich eine Aushilfskraft anwesend war, übernahm Maria persönlich die Einweisung. Auf alle Fälle solle Herr Schweitzer die Sache langsam angehen. Die meisten Anfänger würden sich überschätzen und den Kardinalfehler begehen, zu übertreiben und am nächsten Tag über einen gewaltigen Muskelkater stöhnen. Die erste Maschine diente der Oberschenkelmuskulatur. Da Herr Schweitzer die meisten Strecken zu Fuß bewältigte, fühlte er sich der Aufgabe gewachsen, ja, er erhöhte nach dem ersten Durchgang sogar noch um eine Gewichtseinheit, schließlich war er hier nicht auf Urlaub, sondern rüstete zum Mafiakrieg. Nach diesem mit Bravour gemeisterten Gesellenstück erklärte ihm Maria kurzerhand die anderen Geräte, um sich dann ihrerseits der Körperertüchtigung zu widmen.
    Er stand vor einer Maschine, die laut einer Skizze die seitliche Rückenpartie stärken sollte. Ihm fiel partout nichts ein, wozu diese Muskeln im täglichen Überlebenskampf dienen könnten, selbst fürs Kamasutra waren sie völlig unbrauchbar. Naja, was soll’s, sagte sich Herr Schweitzer, und fing wie beim ersten Gerät mit sieben Gewichten an. Doch die Höllenmaschine ließ sich trotz Mobilmachung sämtlicher Kraftreserven nicht bewegen. Er lächelte gequält und reduzierte die Last um gleich zwei Eisenplatten. Das wäre doch gelacht, wenn … Das Lachen kam nicht zustande. Herrn Schweitzers Gesicht glühte wie eine überreife Tomate. Die Höllenmaschine weigerte sich, seine Anstrengungen anzuerkennen. Als er dann endlich bei der untersten Gewichtsgrenze angelangt war, hatte er Erfolg, allerdings überfiel ihn beim Aufstehen ein Schwurbel, so daß er sich wieder setzte. Dann befahl er sich eine Pause und holte sich an der Bar einen vitaminreichen, isotonischen Aufbautrunk mit Ananasgeschmack. Er schnappte sich die Tageszeitung und ließ sich auf dem zweiten Korbsessel nieder. Der erste war von einem Dackel okkupiert, den Kopf hatte er gemütlich auf die Pfoten gebettet. Träge blickte ihn der Hund an. Na, du fauler Sack, dachte Herr Schweitzer und wünschte sich, er wäre an des Dackels Statt. Maria schienen die Übungen Spaß zu machen.
    Nach zehn Minuten Verschnaufpause begab er sich wieder ins Training. Aus Erfahrung klug geworden und nachdem er sich sortiert hatte, wählte er ein Gerät zum Aufbau der Bauchmuskulatur. Die kleinste Gewichtseinheit bewältigte er mit Ach und Krach. Da Maria in der hintersten Ecke zu Gange war und ihn nicht sehen konnte, vervierfachte er kurzerhand die Menge an Gewichten. Aber erst, nachdem er mit diesem Folterwerkzeug abgeschlossen hatte. Vielleicht bemerkte Maria ja die Gewichte. Ohne sich mit sublimen Präliminarien aufzuhalten nahm er das nächste in Angriff. Oh, tat das gut, endlich mal eins, dem er gewachsen war. Es stärkte seine durchs Einkaufstütenschleppen gestählten Muskelberge. Er tobte sich aus, als gäbe es kein Morgen mehr. Glücklicherweise sah Maria zu, wie er scheinbar spielerisch die Eisenmenge hoch- und runterhievte. Herr Schweitzer strahlte. Maria nahm die Botschaft auf, einen wahren Heroen habe sie sich mit ihm an Land gezogen. Dergestalt beflügelt versuchte er einen Klimmzug. Wie gesagt, er versuchte einen. Er hing an der Stange wie ein von einer Maschinengewehrsalve durchlöcherter Heißluftballon, nur noch zur Entsorgung taugend. Geschickte Hände hätten vielleicht noch eine Patchworkdecke daraus gebastelt. Aus Herrn Schweitzer hingegen ließ sich nichts mehr machen. Als ihm selbst das profane Hängen zuviel wurde, ließ er sich auf den Boden plumpsen.
    Maria schlug vor, noch die Sauna aufzusuchen. „Das kann nicht schaden“, pflichtete er ihr bei. Herr Schweitzer setzte sich auf die unterste Stufe. Nach einer Minute schwitzte er wie die Sau. Nach zwei Minuten japste er bereits nach Luft und eine Fata Morgana in Gestalt eines eisgekühlten Einliterhumpen frischgezapften Bieres tauchte vor ihm auf. Die dritte Minute war noch nicht angebrochen, da flitzte er auch schon unter die Dusche. Er fühlte sich wie nach einem atomaren Erstschlag. Für einen kurzen Moment empfand er das kalte Naß als angenehm, dann begann sein Herz zu rasen und er fror. Sofort temperierte er das

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