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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Mütchen schon kühlen. Bestimmt würden sie dann auch einsehen, daß Schutzgelderpressung Sache der Kripo war.
    Er sagte: „Prima, dann wäre das also geklärt. Ich kümmere mich gleich morgen um die Installation des Mikrophons.“
    Bertha: „Klasse. Die Mafia hat die Rechnung ohne die Wirte gemacht.“
    Buddha Semmler: „Jede Aktion erzeugt eine adäquate Reaktion. Newton. Isaac.“
    Uschi: „Was ist eine akkurate Reduktion?“
    Herr Schweitzer: „Vergiß es.“ Und weiter: „So, das hätten wir. Ich schlage vor, wir bleiben in Verbindung. Bei wem auch immer sich was tut, der ruft sofort die anderen an.“ Er war froh, die Fäden wieder in der Hand zu halten.
    René: „Gute Idee, laßt uns die Handynummern austauschen.“
    Herr Schweitzer: „Ich hab keins.“
    Semmler: „Als Privatdetektiv hast du kein Handy? Sag mal, wo lebst du eigentlich?“
    Herr Schweitzer: „Ich … äh … arbeite nach der konventionellen Methode.“
    René: „Du solltest dir eins zulegen. Wir bekämpfen hier schließlich nicht irgendwen.“
    Herr Schweitzer fühlte, daß der Spruch, den er sonst immer auf seine Handyabstinenz parat hatte, daß er nämlich eher als Reisbauer nach China gehe, bevor er sich solch einen perversen Kommunikationsapparat ans Ohr halte, hier und heute nicht so gut daherkommen würde. Auch soll die letzte Reisernte in China katastrophal gewesen sein. Folglich sagte er: „Klar, mach ich.“
    Man trank aus, weckte Weizenwetter und machte sich auf den Heimweg. Das Apfelweinland Sachsenhausen war wieder einmal ins Fadenkreuz der Geschichte geraten.
    Als Herr Schweitzer erwachte, kam er sich vor, als hätte er auf einem Heidegger oder einem anderen Existentialisten geschlafen, so schwer fühlte er sich. Dem Gesichtsausdruck nach schien Maria süß und lieblich zu träumen. Leise stand er auf und schlurfte zur Kaffeemaschine.
    In sich gekehrt stand er an der großen Panoramascheibe und starrte ohne zu sehen in den Garten. Ein Eichhörnchen erkletterte den Kirschbaum. Der graue Himmel erdrückte ihn noch mehr. Letztes Jahr um diese Zeit hatte er schon im Kurzärmeligen im Garten gesessen. Er senkte den Blick. Sein durch Bier, Wein und fetthaltige Speisen geformter Körper diente nicht wirklich der Erbauung. Er war meilenweit davon entfernt, die größte Versuchung seit es Männer gibt zu sein. Vielleicht sollte er wie Maria auch ins Sportstudio gehen. Bei ihr jedenfalls hatte es geholfen. Er verdrängte den Gedanken an sportive Betätigung, schon in der Schule war er immer der Depp gewesen, der das Tor hüten mußte.
    Hinter ihm tauchte Maria zwischen zwei Skulpturen auf.
    Ohne sich umzudrehen: „Du, Maria, glaubst du, ich lebe auf den Tod zu?“
    Sie gähnte. „Bitte? Nein. Wieso?“
    „Weil ich die Vergangenheit hinter mir lasse.“
    „Aber Liebling, das macht doch jeder.“
    „Nicht so wie ich. So absolut.“
    „Versteh ich nicht. Ist was mit dir?“
    Herr Schweitzer wandte sich zu Maria und trank einen Schluck Kaffee. „Ich meine, es gibt doch viele Menschen, die leben in der Vergangenheit und zehren von ihr. Mir hingegen gibt sie nichts. Alles, was gestern war, ist so völlig bedeutungslos.“
    „Immerhin hat sie dich geformt, die Vergangenheit.“
    „Das schon, aber erfreuen kann ich mich nur am Heute und Morgen.“
    „Ist das denn schlimm?“
    „Ich weiß nicht. Manchmal, wenn das Heute nicht gut ist.“
    „Dann bleibt dir das Morgen. Ist dir nicht gut?“
    „Geht so.“
    Maria nahm ihm die Tasse aus der Hand, stellte sie auf den Boden und umarmte Herrn Schweitzer. „Laß uns doch spazierengehen. Wir könnten vorher im Bett frühstücken, das haben wir schon lange nicht mehr getan. Komm, leg dich wieder hin, ich bediene dich.“
    Das war doch was. Ein bißchen besserte sich seine Laune. „Das nächste Mal komme ich mit ins Sportstudio.“
    Maria trat einen Schritt zurück. „Gute Idee. Ins Alpha Sports kommen auch Männer, die sind älter als du.“
    „Noch älter“, scherzte er bereits wieder.
    Nach dem Spaziergang war ihm wohler. Danach ging er zu seinem Schwager Hagedorn, der aber nicht da war, und wurde von seiner Halbschwester Angie empfangen. Ihr Mann wäre gleich zurück.
    Welten trennten ihn von den Hagedorns, so daß er sich hier immer deplaziert vorkam. Ihre Ansichten waren, höflich ausgedrückt, mehr als konservativ. Und konservativ sein hieß für Herrn Schweitzer, das Leben in eine Konservendose zu pressen, statt sich an Neuem zu erfreuen. Natürlich gab es auch Dinge und

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