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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Wasser. Lauwarm war angesagt.
    Der Spiegel flüsterte ihm weiterhin, daß sein Körper meilenweit von olympischer Form entfernt war. Allenfalls als gedopter Hammerwerfer fände er Einlaß ins Dorf der Athleten. Der Spiegel war ihm von Anfang an unsympathisch gewesen.
    Zwanzig Minuten mußte Herr Schweitzer auf Maria warten. Inzwischen beobachtete er einen mittlerweile eingetroffenen Hänfling, der elegant und wie von Geisterhand mit 20-Kilo-Hanteln zauberte. Der hat bestimmt nichts im Kopf, schätzte er ungewohnt unkritisch.
    Ein Stundenplan kündigte für zwanzig Uhr einen Bauch-und-Po-Kurs an. Doch Bauch und Po hatte er ja bereits zur Genüge, wenn, dann wäre er also an einem Weg-mit-Bauch-und-Po-Kurs interessiert gewesen.
    „Und, wie fühlst du dich?“ fragte Maria, als sie wieder auf der Straße standen.
    „Wie neugeboren“, log er, „es hat riesig Spaß gemacht“, anstatt offen und ehrlich zu antworten, daß er es sich ernsthaft überlegte, sich ein weiteres Mal zum Affen zu machen.
    Wer gedacht hatte, ein Muskelkater stelle sich erst am nächsten Tag ein, sollte mal Herrn Schweitzer fragen. Er lag da wie ein einbalsamierter dreitausend Jahre alter Pharao, wobei einer solch kunstvoll aufgearbeiteten Leiche mit Sicherheit mehr Bewegungsenergie innewohnte.
    Hart wie Kruppstahl, fiel ihm dazu ein. Schwer wie Kruppstahl, so fühlte er sich. Unter unerträglichen Schmerzen stand er auf. Da Maria gerade mit dem Teeservice hereinkam, setzte er ein So-ein-bißchen-Sport-kann-doch-einen-Simon-Schweitzer-nichterschüttern-Gesicht auf.
    „Du siehst aus als täte dir was weh.“
    „Mir? Was sollte mir wehtun?“
    „Hab ich dir doch gesagt, daß dir das bekommt, Liebling. Außerdem fördert es den Geist.“
    Dem widersprach Herr Schweitzer vehement. Sein Geist war seitdem ausschließlich damit beschäftigt, eine Stellung zu finden, die keine Höllenqualen nach sich zog. Mit dem Ergebnis, daß es eine derartige Stellung nicht gab. Möglicherweise wäre ein mit Wattebäuschen ausstaffierter Sarg das einzig Richtige gewesen.
    Nichtsdestotrotz hatte Herr Schweitzer zu tun. Er mußte in die Kladde, den Taxifahrer treffen. Mit Todesverachtung bewegte er sich. Die im Aufbau begriffene seitliche Rückenmuskulatur, die ohnehin zu nichts nütze war, meldete sich allsogleich.

Seinem Zustand Tribut zollend nahm er den 36er Bus. Die Kladde war wie immer. Nichts hatte sich seit seinem letzten Besuch geändert. Karl, der Wirt, war absent. Die Skurrilitätendichte des Lokals war die höchste Sachsenhausens, und das will in diesem an merkwürdigen Gestalten nicht gerade armen Stadtteil schon was heißen. Siehe Nackter Jörg und die fröhlichen Zecher, die sich bei Wind und Wetter an der Bushaltestelle am Lokalbahnhof einfanden. Fast alle Gäste hielten es mit den Tuareg, bei denen Eigentumsverzicht als Zeichen von Freiheit gilt. Schlaue Köpfe verkehrten hier, die lieber schwadronierten und soffen, als ihren Intellekt in den Dienst einer sowieso kaputten Gesellschaft zu stellen. Doch je höher der Alkoholpegel ausschlug, desto unverständlicher wurden die Gespräche für Außenstehende. Relativitätstheorien wurden widerlegt, Darwin und Hegel gefeiert, ein Perpetuum mobile entworfen und die Schieflage der Nation punktgenau analysiert. So zumindest die Selbsteinschätzung, die ja bekanntlich äußerst selten mit der Fremdeinschätzung harmoniert.
    Um diese Uhrzeit jedoch war man noch halbwegs nüchtern und man gab sich burschikos. Diejenigen, die aus dem einen oder anderen Grunde noch keinen Alkohol intus hatten, starrten apathisch vor sich hin. Herr Schweitzer entdeckte Ferdinand S. alleine an einem von der Theke verdeckten Tisch.
    „Hallo Ferdi, was machen die Geschäfte?“
    Mit einer einladenden Geste forderte er Herrn Schweitzer auf, Platz zu nehmen. „Beschissen wäre geprahlt.“
    „Ich hätte einen Job für dich. Interessiert?“
    „Kommt drauf an.“
    In wenigen Sätzen erklärte er dem Taxifahrer, um was es ging. Natürlich verschwieg Herr Schweitzer, daß es sich bei den zu Observierenden um Mitglieder der Mafia handelte. So gut kannte er Ferdi S. auch nicht, als daß er sich hätte sicher sein können, keine Abfuhr zu bekommen. Der Taxifahrer könne während der kompletten Dauer der Aktionen die Uhr laufen lassen, die einzigen Voraussetzungen seien permanente Erreichbarkeit in den Abend- und Nachtstunden und äußerste Verschwiegenheit.
    Ferdi war sofort Feuer und Flamme. „Endlich kommt mal wieder Wurst aufs

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