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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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silbrig glänzenden Oberteil à la Karnevalsprinzessin neue Maßstäbe in Modefragen gesetzt zu haben.
    Kerzenschein spiegelte sich in Earthquake-Werners Sonnenbrille.
    Ohne Umschweife kam René zur Sache: „Mädels, Jungs, der Zug hat sich in Bewegung gesetzt. Entweder wir entledigen uns der Mafia ein für allemal oder wir zahlen für den Rest unseres Lebens.“
    Earthquake-Werner drückte seine Zigarette aus. Begleitet vom letzten Qualm aus der Lunge sagte er: „Natürlich müßten wir dabei Gesetze übertreten, sowas bleibt nicht aus, wenn wir die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
    René: „Genau. Ich will nur, daß das jedem klar ist.“ Er schaute eindringlich in die Gesichter der Anwesenden. Zaungast Weizenwetter streifte er nur kurz, Uschi übersah er völlig.
    Nach einer Weile Bedenkzeit sprach Maria mit fast schon zärtlicher Stimme die wohlüberlegten Worte: „Ich denke, das geht okay. Die Methoden der Mafia basieren schließlich auch nicht auf Kants kategorischem Imperativ.“
    Uschi setzte zum Sprechen an, doch Weizenwetter fuhr prophylaktisch dazwischen: „Schnauze, Babe.“
    René: „So sieht’s nämlich aus. Und wenn wir die Bullen einschalten, geht die Sache aus wie an all den anderen Orten, wo sich die Mafia häuslich eingerichtet hat. Entweder die fackeln unsere Lokale ab, oder wir zahlen bis zum Bankrott. Auf beides habe ich keinen Bock. Mein ganzes Geld steckt im Frühzecher und einen anderen Beruf habe ich nicht.“ Nach einer kurzen Pause, in der er mit einem kräftigen Schluck Montepulciano Bisanzio seine Kehle befeuchtete, fuhr er fort: „Ich habe mich die letzten Tage mal ein bißchen in Sachsenhausen umgehört, und was mir dabei zu Ohren gekommen ist, bestätigt die schlimmsten Befürchtungen. Es sind nämlich mehr Gaststätten betroffen als wir dachten. Mit einigen von den Kollegen habe ich bereits persönlich gesprochen. Fast alle würden uns helfen, zumindest was die finanzielle Seite angeht. Das ist wichtiger als ihr vielleicht ahnt, denn das, was auf uns zukommt, kann kostspielig werden. Verdammt kostspielig sogar. Ich rechne so mit 15.000 Euro, kann auch ein bißchen mehr sein.“
    Bertha: „Uiuiui, das ist aber viel.“
    René: „Ich weiß, doch andererseits teilen wir uns das alle und andererseits mußt du dir mal ausrechnen, was es uns kostet, wenn wir auf die Forderungen der Mafia eingehen. Ich …“
    „5.000 gebe ich dazu“, kam es überraschend von Maria von der Heide.
    Karin: „Aber, Schätzchen …“
    René: „Das brauchst du nicht. Die Angelegenheit betrifft ausschließlich die Gastronomie.“
    Doch Weizenwetter schaute über den Tellerrand: „Falsch. Wo soll ich denn trinken, wenn ihr alle dicht macht, hä? Habt ihr schon mal daran gedacht? Glaubt ihr vielleicht, es macht mir Spaß bei Wind und Wetter am Wasserhäuschen zu stehen, im Sommer mag das ja in Ordnung gehen, oder soll ich mir beim Aldi Pennerglück besorgen, um mich niveaulos zuzurußen? Pah.“
    Uschi: „Aber Bärchen …“
    Das war der springende Punkt. Allein der Gedanke, die Abende mit Uschi, mit nichts anderem als Uschi zu verbringen, graute ihm und ließ ihn aufstehen.
    „Bärchen, wo gehst du hin?“
    „Mich erschießen.“
    „Aber Bärchen …“
    „Zum Geldautomaten, wohin sonst?“ Seit wann heiße ich Bärchen?
    Niemand erhob Einspruch. Dergestalt kategorisch war ihnen Weizenwetter, dem sonst fast alles einerlei war, noch nie dahergekommen. Earthquake-Werner nahm sogar die Sonnenbrille ab, um sich Weizenwetters Abgang ungetrübt vor Augen zu führen.
    Nachdem die Tür wieder zu war, man Weizenwetters unbekannte Seite verinnerlicht hatte, nahm Maria den Gesprächsfaden wieder auf: „Weizenwetter hat vollkommen recht, die Mafia geht uns alle an. Außerdem verdiene ich nicht schlecht und um ein Haar hätten sie Simon umgebracht. Ich habe also ein persönliches Interesse daran.“
    Bertha: „Ich bin auch dafür, daß wir dem Lumpepack mal so richtig zeigen, wo der Hammer hängt.“ Ihre Faust sauste auf die Spüle. Wieder mal ging ein Glas zu Bruch. „Was haste mit dem Geld vor?“
    René blickte zu Earthquake-Werner, was so viel hieß, daß er ihm das Wort erteilte.
    Earthquake-Werner war es nicht gewohnt, anderen Leuten Sachverhalte zu erläutern. Er räusperte sich. „Wie ihr vielleicht wißt, war René früher auch bei uns. Bei den Hells Angels halt. Auch wenn es lange her ist, daß wir in den Schlagzeilen von den Revolverblättern waren, aber es gibt uns noch.

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