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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Seinen muskelbepackten Körper kleidete er bevorzugt in feinen Zwirn von Boss oder Bugatti. Dafür war er meilenweit vom Bildungsideal entfernt, um nicht zu sagen: Er war dumm wie ein Schoppe Rotz. Aber derlei Mannsbilder sind der Damenwelt wohlbekannt, entweder es fehlt am Hirn oder an der Erotik. Es kann ja auch nicht jeder ein hochintelligenter Spitzensportler oder gutgebauter Schriftsteller sein.
    René hingegen war seit zehn Jahren kein aktives Mitglied der Hells Angels mehr. Binnen dreier Monate hatten damals zwei seiner besten Kumpels bei Motorradunfällen ihr Leben gelassen. Einer davon in einer Leitplanke im Norddeutschen, in die ihn ein überholender Kleinlaster einer Speditionsfirma gedrängt hatte, der andere war sturzbesoffen in eine Eiche gerast, die ihrer Natur gemäß auszuweichen außerstande war. Von da an hatte René seinen Arsch nimmermehr in einen Motorradsattel geschwungen. Sein Opa wäre bei seiner Geburt hundertachtzehn Jahre alt gewesen, kein Wunder also, daß er ihn nicht mehr gekannt hatte. Seinen Vater übrigens auch nicht, denn der starb bei Renés Geburt vor Aufregung. Sozusagen neben oder kurz vor dem Wochenbett. Das Zeugen auf den letzten Drücker war im Prinzip Familientradition, denn auch René war noch kinderlos, was er zur Zeit, wenn er nicht gerade Mafia jagte, zu beheben sich anschickte, denn er befand sich mittendrin im Barbarafeldzug – nicht Barbarossafeldzug, der war früher. Seine Angebetete, sporadischer Gast im Frühzecher, und – Überraschung, Überraschung – Barbara mit Vornamen, zierte sich allerdings noch gewaltig. Besonders angetan war er von ihrer Anmut und adorablen Figur, die bei ihm regelmäßig ein gieriges Zungenschlagen auslöste, was Barbara in ebenso schöner Regelmäßigkeit erröten ließ. Fast hätte René sogar Abitur gemacht, denn seine damals noch junge Mutter hatte große Pläne mit ihm. Er aber nicht, der Lockruf des Rockerlebens verhieß mehr Abwechslung.
    Allen dreien gemeinsam war ein ausgeprägter Gerechtigkeitsund Realitätssinn, wie man ihn bei Marie-Antoinette vergeblich gesucht hatte; wahrscheinlich dachte sie bis zuletzt, die Guillotine sei ein etwas zu groß geratenes Rasiermesser für ihren Damenbart. Obendrein stimmten die Freunde in der kindlichen Überzeugung überein, der Mensch sei frei geboren und solle sich folglich nichts gefallen lassen, was aber nicht stringent mit der bundesdeutschen Gesetzeslage korrespondierte. Man hatte sich dahingehend mit diesem Umstand arrangiert, als daß man nach dem Motto lebte, sich bei der Verwirklichung seiner Idealvorstellung nicht erwischen zu lassen. Wie pervers die Rechtssprechung ist, kann man derzeit in Frankfurt beobachten, wo der Polizei-Vizepräsident angeklagt ist, weil er dem Mörder eines kleinen Jungen dessen Aufenthaltsort, bevor klar war, daß das Kind bereits ermordet worden war, unter Androhung von Gewalt zu entlocken suchte. Nicht nur René und seine Freunde hätten da gerne noch andere lustige Spielchen angewandt. Hodenquetschen und Hautabziehen und so.
    Die drei Musketiere hatten also keineswegs vor, zimperlich zu Werke zu gehen, schließlich ging es auch um das Gemeinwohl Sachsenhausens. Auch ohne Schutzgeld standen nicht wenige Wirte kurz vor der Pleite.
    Renés Handy klingelte, Tatjana finde die Gartenhütte nicht. Er ging nach draußen und kehrte kurz darauf mit seiner hübschen russischen Putzfrau wieder zurück. Tatjana sah sich in der Laube um und zeigte keinerlei Gefühlsregung, als sie den Gefesselten sah. „Wer ist das?“
    In René ein wildes Feuer lohte: „Ein Arschloch, das versucht, Schutzgelder zu erpressen.“
    „Aha.“
    Earthquake-Werner, von der Schönheit der Dame ergriffen, stand auf und bot ihr seinen Platz an, indes Albert den Knebel aus des Arschlochs Mund entfernte.
    René, dessen Gesicht ein raubtierhafter Ausdruck zierte: „Fangen wir an. Frag, für wen Fjodor arbeitet.“
    Tatjana: „Woher kennst du seinen Namen?“
    Albert lächelte: „Der Depp hat seinen Perso bei sich.“
    Earthquake-Werner: „Der ist dümmer als die Polizei erlaubt.“
    Tatjana: „Na kogo ti rabotaesch?“ – Für wen arbeitest du?
    Fjodor Alenichev spuckte vor sich auf den Boden, um seine Verachtung auszudrücken.
    Albert verpaßte ihm mit voller Wucht eine Ohrfeige, um sein Mißfallen auszudrücken.
    Ein paar Tropfen Blut sickerten aus des Russen Mundwinkel, ansonsten blieb seine Mimik unbeeindruckt. Ein elektrischer Heizkörper bollerte vor sich hin. Das

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