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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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ganz schön, sogar … hast du zufällig schon eine Idee … was das Streichholz … äh … allegorisch betrachtet, natürlich … sein könnte?“
    „Leider nein. Bin schon die ganze Zeit am Grübeln. Einen Ansatz gibt’s, aber …“
    „Welchen?“ Herr Schweitzer war neugierig, als bekäme er gleich frei Haus die Rezeptur für ewiges Leben geliefert.
    „Bertha.“
    „Bertha? Versteh ich nicht.“
    „Bertha ist die einzige außer mir in ganz Sachsenhausen, bei der inzwischen beide Mafiagruppierungen vorstellig geworden sind. Dort müssen wir den Hebel ansetzen.“
    „Klingt logisch, Russen und Italiener bilden zusammen das Pulverfaß. Aber weiter bist du noch nicht?“
    „Nein, sagte ich bereits. Aber es gibt noch etwas, was du unbedingt wissen solltest.“
    „Was?“
    „Wir haben einen Gefangenen.“
    „Gefangenen?“ Hörte sich bereits verdammt nach Krieg an.
    „Wen?“
    „Den Penner, den du k.o. geschlagen hast.“
    Herr Schweitzer hatte niemanden k.o. geschlagen, aber das waren Subtilitäten, die in der militarisierten Zone Sachsenhausen nichts zu suchen hatten. „Echt?“
    „Wenn ich’s dir sage.“
    „Was willst du mit dem, der ist doch nur ein armes Würstchen.“
    „Aber vielleicht kann uns das arme Würstchen weiterhelfen. Morgen bekomme ich Nachrichten aus Rußland. Möglicherweise ist das arme Würstchen ja erpreßbar. Soll vorkommen, sowas.“
    „Nachrichten aus Rußland? Wie das?“
    „Freunde der Hells Angels aus Petersburg. Die sind noch nicht so verweichlicht wie unsereiner. Bei uns mischt sogar ein Oberkommissar mit, wenn das mal nicht verweichlicht ist, dann weiß ich nicht. Zum Glück ist das nur der legale Teil der Hells. Es gibt noch ein paar Jungs, die sind anders drauf.“
    „Claro, versteh ich, nicht so zimperlich, härter also, claro.“ Herrn Schweitzers Worte strotzten nicht unbedingt vor Zitatwürdigkeit. Kein Wunder, war es doch alles ein bißchen viel auf einmal.
    Klopf, klopf, klopf. Herr Schweitzer fuhr zusammen. Die Mafia. Haben irgendwie seinen Aufenthaltsort spitzgekriegt. In wenigen Sekunden würden sie die Tür durchsieben und ihn gleich mit. Da blieb es nicht aus, daß er vorsichtshalber ein Stoßgebet gen Neonleuchte sandte, weiter kam Herr Schweitzer nicht – die Zimmerdecke störte.
    Offenbar teilte René seine Befürchtungen nicht: „Herein.“
    Earthquake-Werner stand im Türrahmen, mit der Sonnenbrille gab er einen veritablen Mafia-Widerpart. „René, sieht so aus als wären jetzt die anderen da.“
    „Hä?“
    „Na, du weißt schon …“ In Gegenwart Herrn Schweitzers wollte er die Katze nicht aus dem Sack lassen. „Die anderen halt.“
    „Kannst ruhig deutlicher werden, Simon ist jetzt einer von uns.“
    Herrn Schweitzers Brust wölbte sich über dem Bauch als wolle er ausdrücken, man könne bedingungslos auf ihn bauen und er sei bereit, mit jedermann, komme, wer da wolle, zur Not auch mit d’Artagnan, die Klingen zu kreuzen.
    „Ach so, na dann.“ Earthquake-Werner mußte sich mit dieser Wendung erstmal anfreunden. „Ich glaube, es gibt Ärger. Die Itaker sind da.“
    Abrupt stand René auf, so daß das ergonomisch gestylte Sitzmöbel gegen den Schreibtisch krachte. „Okay Simon, dann zeig mal, was du drauf hast. Wir schmeißen die jetzt raus.“
    Herr Schweitzer wollte einwenden, daß er vor kurzem erst einen rausgeschmissen habe, die Laberbacke nämlich, aber er wußte nur zu gut, René würde das nicht gelten lassen. Auf der Rausschmißskala brachte so ein Winzling von Laberbacke bestimmt nur eine erbärmliche Punktzahl, wohingegen ein fulminanter Mafiarausschmiß Höchstzahl erreichte. Außerdem vermißte Herr Schweitzer so ein bißchen die Einarbeitungszeit. Es gab aber keine Stelle, wo er sich diesbezüglich hätte beschweren können, von einer Gewerkschaft Vereinigter Mafiaeliminierer hatte er jedenfalls noch nie gehört, doch selbst wenn, um diese Uhrzeit hätte die mit Sicherheit schon Feierabend. Gewerkschaftler eben, arbeiten auch nicht länger als nötig.
    Hier wurde er von René unterbrochen, dem Herrn Schweitzers gedankliche Ausführungen zu weitschweifig wurden. „Auf was wartest du noch?“
    „Och, ich komm ja schon.“ Herr Schweitzer zog seinen Gürtel zurecht, überprüfte die imaginären Pistolen im Halfter auf Anwesenheit, schob seinen schwarzen, mit einem dekorativen Nietenband versehenen Hut in die furchtlose Stirn und folgte den beiden finsteren Blickes. So schnell kann das gehen, dachte er, und das bloß,

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