Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
weil er seiner festgefügten Welt ein wenig bei den Aufräumungsarbeiten helfen wollte.
    Mit zitternden Knien schritt er die Treppe hinab. René und Earthquake-Werner wirkten irgendwie fester in ihrem Vorsatz. Wo nehmen die nur den Glauben an sich her? Noch immer lief Uriah Heep, welcher Song wußte Herr Schweitzer nicht. Die Musik wurde lauter. Naß waren seine Hände. Wenn er da mal nicht beim Pistolenziehen ausrutschte. Die Konturen seiner unmittelbaren Umgebung waren weichgezeichnet. René öffnete die Tür zur Gaststube. Nikotinnebel drang ihnen entgegen. Oder waren es bereits die Pulverschwaden leergeschossener Winchester? Das Stakkato von Earthquake-Werners Cowboystiefeln lieferte die Begleitmusik zu Herrn Schweitzers letztem Gang. Vielleicht bekomme ich ja noch eine letzte Zigarette, dachte er, der Nichtraucher. Wenn ich hier lebend rauskomme, gönne ich mir später einen Großjoint, daß die Heide wackelt. Doch vorerst wackelten nur die Knie.
    Hinter dem Tresen stand eine bildhübsche Frau, die er noch nie gesehen hatte. Das war bestimmt der Engel, der seine Seele in Bälde harfezupfend und mit lieblichem Gesang ins Himmelreich geleitete. Wenigstens ein stilvoller Abgang, resümierte er seine Existenz und war mittlerweile davon überzeugt, die Patronen vergessen zu haben oder sich in den Fuß zu schießen.
    „Tatjana, geh mal bitte in die Küche, ich mach das hier schon“, sagte René.
    Doch kein Engel, dachte Herr Schweitzer enttäuscht und musterte die Braut nun eingehender. Mit einem Engel hätte er das nicht getan, die würde er ja bald en masse um sich haben.
    Die unwillkommenen Gäste, die rauszuwerfen man sich anschickte, standen dicht gedrängt am Geldspielautomaten. Wieder waren sie zu viert. Herr Schweitzer erkannte sie, es waren dieselben wie im Weinfaß, jene, die zu blöd zum Rechnen waren. Warum kreuzen die eigentlich immer zu viert auf, überlegte er, war die Vier in Unterweltkreisen etwa eine mystische Zahl gleich der Sieben in so vielen Mythologien? Vorsichtshalber wollte Herr Schweitzer noch ein letztes Mal den Sitz seiner Schießeisen überprüfen, nicht daß er versehentlich das Portemonnaie zückte oder so, aber da war kein Halfter, wie er zu seinem Entsetzen feststellte. Natürlich nicht, wo sollte das auch herkommen, er befand sich schließlich nicht im Wilden Westen, geographisch betrachtet, denn Sachsenhausen bildete zusammen mit ein paar wenigen untergeordneten Stadtteilen den Süden Frankfurts, lag also südlich des Mains. Soweit wäre das nun geklärt, dachte Herr Schweitzer, indes René und Earthquake-Werner sich auf den menschlichen Abschaum zubewegten. Aus den Augenwinkeln nahm er die beiden Bullen wahr, die sich wieder einmal über irgendwas schieflachten, und hatte eine Idee. Eine blitzgescheite sogar, wie er nicht umhin kam, sich einzugestehen. Denn würde er jetzt den anderen beiden Kollegen folgen, denn Kollegen waren sie nach seiner Initiation nun ja, wären sie drei gegen vier, also rein mathematisch betrachtet in der Unterzahl, und dabei hatte sich Herr Schweitzer schon als vollwertige Portion gerechnet, was aber nach allen bekannten Maßstäben eine himmelschreiende Übertreibung darstellte, selbst wenn er eine Pistole hätte, wäre darauf noch keine einzige Kerbe geritzt, mit der man hätte glänzen oder Eindruck schinden können. Bei kleinen Kindern auf dem Spielplatz vielleicht, obwohl, in der heutigen Zeit … Diesem Umstand Rechnung tragend änderte er blitzartig die Richtung auf die beiden Polizisten zu.
    „Hallo Simon, wie geht’s, altes Haus, setz dich, magst du einen ausgeben?“ begrüßte ihn Frederik Funkal, der Wortführer der beiden.
    Doch Herr Schweitzer hatte anderes im Sinn. „Hört zu, Jungs. René wird gleich die vier Typen dort hinten rauswerfen.“ Er deutete zum Geldspielautomaten. „Es ist jetzt nicht die Zeit für lange Erklärungen. Ich brauche eure Hilfe. Ihr braucht bloß mitkommen und ein grimmiges Gesicht auflegen. Euer Deckel von heute abend geht auf mich.“
    Wie eineiige Zwillinge, deren Verhaltensmuster seit ihrer Geburt identisch ist, senkten sich ihr Blicke auf den mit allerhand Strichen übersäten Bierdeckel. Keine drei Sekunden später folgten sie Herrn Schweitzer.
    Als sie ankamen, hört er René sagen, während er mit Funkal und Sanchez den Kreis um das Lumpenpack komplettierte: „Und jetzt trinkt ihr brav aus und verschwindet von hier. Für euch ist hier kein Platz. Ich zahl bereits Schutzgeld an die Russen. Und mit denen

Weitere Kostenlose Bücher