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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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ruinierte Lokale den bislang doch recht positiven Gesamteindruck Sachsenhausens aufs Nachhaltigste trübten. Nein, nein und nochmals nein, soweit wolle er, Herr Schweitzer es nicht kommen lassen und, wie René auch bestimmt wisse, sei die Detektiverei seine hauseigene Domäne, die ließe sich doch sicherlich einbringen in die lokale Solidarität zur Befreiung des Stadtteils von parasitärem Ungeziefer, da helfe nur Insektenspray wie Agent orange, aber hallo. Und Waffen und die Hells Angels und all sowas halt. Nur mit gebündelten Kräften käme man voran. Man müsse nur hart genug durchgreifen, dann werde das schon wieder werden mit der Idylle Sachsenhausens. Er, Herr Schweitzer, habe mittlerweile die Hängt-sie-höher-Mentalität dermaßen verinnerlicht, daß er bereit sei, Renés Methoden, was auch immer diese beinhalten, in vollem Umfang mitzutragen. Und nicht zu vergessen das Hühnchen, das er mit dieser Drecksbagage noch persönlich zu rupfen habe. Er könne so eine Schmach, wie er sie neulich erlitten habe, gut, da war ihm ein kleiner Lapsus unterlaufen, Schwamm drüber, nicht auf sich sitzen lassen. So.
    Nach so viel Gerede mußte sich Herr Schweitzer, der seine Ausführungen im Stehen an den Mann gebracht hatte, und weil er mit seinen erlahmenden Kräften noch längst nicht wieder der alte Hasardeur von einst war, ein bißchen fehlte halt noch, erstmal auf den freien Bürostuhl setzen, auf dem anderen saß René.
    Nun war es am Frühzecher-Wirt, wohlfeile Worte zu finden. Auch das dauerte eine Zeitlang, in der René mit den Händen ein Dreieck formte, wobei er mit den Zeigefingern im Takt der unter ihnen dröhnenden Rockmusik, No return to fantasy von Uriah Heep, seine Nase stupste und Herrn Schweitzer eindringlich von oben bis unten musterte. Gewissenhaft prüfte er das Für und Wider des von seinem Gast Geforderten. Dann aber: „Okay, Simon. Dir ist hoffentlich klar, daß es um meine Existenz geht, nicht um deine. Und um die einiger anderer Wirte auch.“
    Herr Schweitzer nickte beflissen und strich sich eine von einem Altersgrau durchwobene, widerspenstige Strähne aus der Stirn.
    „Was ich meine, ist, es ist ganz und gar mein Risiko, meine Verantwortung mir und meinen Angestellten gegenüber und damit letztlich, das kann mir keiner abnehmen, auch mein Ding, Feldzug, Krieg, nenn es, wie du willst. Es ist auch nicht damit getan, irgendwo, sagen wir am Oberforsthaus oder an den Mainbrücken Schilder aufzustellen wie etwa: Fremder, wenn dir dein Leben lieb ist, reite weiter. Konsequent zu Ende gedacht, und jetzt kommt’s, heißt das, wir schrecken auch nicht davor zurück, den ein oder anderen Mafiosi umständehalber in die Ewigen Jagdgründe zu schicken.“
    Herr Schweitzer schluckte schwer. Zwar entsprach es so ungefähr dem, was er erwartet hatte, der Überraschungseffekt war quasi nicht existent, doch hatten Renés Worte etwas, das den Gedanken, mögen sie auch noch so plastisch vor Augen geführt werden, nicht in dieser Drastik innewohnte. Betont leger, fast schon lasziv erwiderte er: „Claro Hombre, die Mafia mit den eigenen Waffen schlagen.“ Herr Schweitzer fuhr sich mit der Hand über die Kehle, als kenne er nichts anderes, als sei dies seit seiner Geburt sein täglich Handwerk. „Genialer Plan, könnte von mir sein.“
    René lächelte. „Gut, aber Rückzieher machen gilt nicht.“
    Herrn Schweitzers Kopf sauste hoch und runter als begleite er einen durchgeknallten Techno-DJ auf Acid.
    „Damit hätten wir das ja geklärt.“ René stand auf und klopfte Herrn Schweitzer mit den Händen auf die Schulter. „Willkommen im Klub. Und noch was. Ich habe nicht vor, auf breiter Front gegen die Mafia mobilzumachen, da hätten wir keine Chance, realistisch gesehen. Aber wir haben einen Trumpf in der Hand, der, clever ausgespielt, recht vielversprechend klingt.“
    „Oh.“ Herr Schweitzer blickte auf seine Ärmel, ob er da wohl versteckt sei, der Trumpf.
    „Ganz einfach, wir haben es hier in Sachsenhausen mit zwei Mafiabanden zu tun, was auf den ersten Blick nach doppelter Belastung aussieht, muß aber nicht so sein. Ich denke, wenn wir es irgendwie schaffen, sie gegeneinander auszuspielen, brauchen wir uns die Hände gar nicht so dreckig zu machen, wie es den Anschein hat. Wir spielen bloß das Streichholz, das ins Dynamitfaß fällt. Was denkst du, alter Stratege?“
    Herr Schweitzer war über alle Maßen beeindruckt, so sehr, daß ihm ganz schön die Spucke wegblieb. „Ähem … raffiniert …

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