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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Willst du Ärger? Kannste haben.“
    Herr Schweitzer war von sich selbst überrascht. So kannte er sich gar nicht, dabei kannte er sich gut. Normalerweise war Friedenstaube sein zweiter Vorname. Doch galt es, auf dieser Schiene weiterzufahren, bevor Sand ins Getriebe kam. „Hör zu, so Pisser wie dich vernasch ich doch zum Frühstück.“ Zum besseren Verständnis seiner zu einem Friedenstäubchen wenig passenden Worte stand er auf. Groß war er ja. Und im Sportstudio angemeldet auch. Großzügig fügte er hinzu: „Besser, du gehst jetzt und läßt dich hier nie wieder blicken.“
    Unsicher blickte Laberbacke zu René, der alles mitbekommen hatte, doch dieser sagte seelenruhig, während er eine Limette für einen Caipirinha viertelte: „Du hörst, was der Onkel sagt, der hat nämlich einen schwarzen Gurt in Origami.“
    Schwer beeindruckt, verdattert und verängstigt, denn Angst ist des Stammtischparolenlabernden Markenzeichen, zahlte er wort- und verschwand grußlos.
    „Seit wann schmeißt du eigentlich meine Stammgäste raus?“ fragte René grinsend.
    „Einer muß es ja tun. Ich muß dich sprechen.“
    „Earthquake“, schrie René durch das Lokal, „übernimm mal kurz den Laden.“
    Herr Schweitzer schaute sich um. Noch nie zuvor war er in Renés Büro, das eine Etage höher lag, gewesen und, womit er so gar nicht gerechnet hatte, es sah in der Tat nach Büro aus. Ein Schreibtisch, ein Ikea-Regal voller Aktenordner, Neonbeleuchtung an der Decke und eine graue Schreibtischlampe, wie sie in hunderttausenden deutscher Schreibstuben steht. „Sieht aus wie ein Büro“, konstatierte Herr Schweitzer.
    „Na sowas aber auch. Sollte ursprünglich ein Bordell werden. Hab mich wohl im Mobiliar vergriffen.“
    „Nein, so hab ich’s nicht gemeint.“
    „Du denkst wohl, so ein Alt-Rocker wie ich hält nichts von Buchführung.“
    „So ähnlich. Paßt irgendwie nicht zu dir.“
    Eigentlich legte Herr Schweitzer Wert darauf, nicht in Klischees zu denken, doch war er hier voll in die Falle getappt. Es war ihm ein bißchen peinlich. Allerdings mußte man ihm zugute halten, daß er René nicht gut kannte. Freunde waren sie nie gewesen, das Verhältnis war eben so, wie es sich zwischen Wirt und Gast landläufig gehört. Ohne den einen ist der andere aufgeschmissen, auch wenn die Mafiasache dazu beitrug, das Verhältnis neu zu definieren.
    „Du wolltest mich sprechen.“
    Herr Schweitzer suchte nach einem adäquaten Einstieg, so leicht, wie er es sich vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. „Ja, nun.“
    Längere Pause, in der Herr Schweitzer die Aktenrücken studierte.
    Als er endlich die richtigen Worte gefunden hatte, sprudelte es förmlich aus ihm heraus. Daß Maria erklärt hatte, er, René, sei der Ansicht, es sei besser, Informationen zurückzuhalten, weil man die restliche Welt, da gehörte er, Herr Schweitzer, ja wohl dazu, nicht unnötig belasten wolle. Das sei völliger Humbug, er sei durchaus belastbar. Bloß weil er die letzte Zeit, die ja wirklich nur sehr kurz war, ein wenig geschwächelt habe, heißt das noch lange nicht, er habe vor, sich weiterhin auf früher erworbenen Lorbeeren auszuruhen, das passe überhaupt nicht zu seinem Persönlichkeitsprofil, vielmehr sei gerade er, Herr Schweitzer, einer, der die Dinge vorantreibe, der, wenn nicht anders machbar, um den Frieden zu wollen, den Krieg, den unvermeidlichen, vorbereiten helfe – si vis pacem, para ballum, sozusagen –, da könne sich René getrost umhören in Sachsenhausen, ihm eile ein ausgezeichneter Ruf voraus, und den wolle er keinenfalls ruiniert wissen. Außerdem sei ihm vollkommen klar, daß das mit der Mafia kein läppischer Kegelausflug werde, dazu sind die Sizilianer gar nicht in der Lage, vom Kegeln haben die nämlich keinen blassen Schimmer, vielmehr seien die ganz schön gefährlich, andererseits kochen die auch nur mit Wasser, zumal man die Wahl treffen müssen zwischen Geschichte leben oder Geschichten erzählen, das sei von Satre, nur mal so, und der müsse es ja wissen, schließlich war Jean-Paulchen eine allgemein anerkannte Kapazität auf diesem Gebiet. Was er damit sagen wolle, sei, hier werde jeder Mann gebraucht, und auch Frau – er dachte an Bertha und Maria –, damit alle gemeinsam und an einem Strang ziehend nicht vor einer leeren Zukunft stünden, die dann vielleicht so aussehe, daß entweder die Schoppenpreise des Mafiatributs wegen in fatale, astronomische Höhen schossen oder verrammelte, weil pekuniär

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