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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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schön selbst erledigen. Ruhig mal die Fünf gerade sein lassen.“
    Funkal: „Falls du ne Knarre brauchst …“
    Herrn Schweitzers Birne war vom vielen Kopfdrehen schon ganz schön malad. „Hä?“
    Sanchez: „Eine Knarre, Amigo, eine Knarre. Das ist so ein Ding, das macht Bäng, und wenn du prima gezielt hast, hat der andere so ein Mal auf der Stirn wie bei den Inderinnen, hast du bestimmt schon gesehen. Meist sickert dann auch noch Blut aus dem Mal und der, den du erwischt hast, ist viel zu tot, um mit seiner Knarre auch Bäng machen zu können.“
    Funkal: „Natürlich nur, wenn der auch eine Knarre hatte. Aber du kannst getrost davon ausgehen, daß die Jungs, die wir gerade rausgeschmissen haben, welche mit sich führen. Hast du die ausgebeulten Jacketts gesehen? 45er aufwärts, wenn du mich fragst.“
    Sanchez: „Wenn du unsere ganz persönliche Meinung hören willst, die inoffizielle natürlich …“
    Herr Schweitzer: „Ja.“
    Funkal: „Das mit dem Bäng ist die einzige Sprache, die die Casablanca versteht.“
    Herr Schweitzer: „Cosa Nostra.“
    Funkal: „Sag ich doch. Willst du nun eine Knarre, oder nicht?“
    Herr Schweitzer: „Ich?“
    „Ja, rede ich denn hier gegen eine Wand? Du bist doch sonst nicht so auf den Kopf gefallen“, wurde Funkal nun schon etwas drastischer.
    „Ich war gestern krank.“
    Sanchez: „Ach so, sag’s doch gleich. Was trinkst du? Ich geh mal holen. Das letzte Mal, daß hier eine Bedienung vorbeikam, muß so um den Bauernaufstand herum gewesen sein.“
    „Sauergespritzten.“
    Funkal: „Geht doch, du bist ja noch zu klaren Aussagen fähig.“
    Herr Schweitzer überlegte, ob es eine gute Idee war, noch was zu bestellen, er fühlte sich plötzlich zentnerschwer und todmüde. Aber noch war die Knarrenfrage nicht geklärt.
    Als hätte Frederik seine Gedanken erraten: „Wie sieht’s nun aus? Wir haben immer ein paar in Reserve.“
    „Wieso das denn?“
    Funkal verdrehte die Augen. „Meine Güte, hin und wieder braucht man sowas halt im Großstadtdschungel.“
    Sanchez kam mit einem Tablett zurück. Darauf standen außer zwei Bier und dem Sauergespritzen eine randvolle Flasche Cognac.
    „Wir haben morgen dienstfrei“, erklärte er, als sei dies ein triftiger Grund für ein Gelage außer der Reihe.
    Herr Schweitzer überschlug sein Bargeld. Mit negativem Erfolg. Das heißt, überschlagen hatte er es schon, allein, es reichte nicht, der Cognac sprengte sein Budget. Muß ich halt anschreiben lassen, doch war dies das geringfügigste aller Probleme.
    Sanchez, der den vorangegangenen Dialog verpaßt hatte: „Und? Will er nun eine Knarre?“
    „Simon überlegt noch. Die Krankheitsgeschichte, ist ein wenig außer Form, der Knabe.“
    Herr Schweitzer schien es, als hafte ihm hartnäckig der Ruf eines Weicheis oder Schattenparkers an. Mit Rufen kannte er sich aus. Speziell im Sachsenhäuser Mikrokosmos war es nachgerade fahrlässig, sich einem im Anfangsstadium befindlichen, sich selbst betreffenden, ins Negative tendierenden Ruf nicht mit aller Gewalt und umgehend entgegenzustemmen. Da gab es zum Beispiel vor nicht allzu langer Zeit mal das Gerücht, ein allseits bekannter, verheirateter Damenübergrößenhändler sei in Begleitung einer jungen Dame zu mitternächtlicher Stunde aus einem Bumslokal in Hibbdebach – hüben des Baches Main – getorkelt. Fatalerweise, abgesehen davon, daß sowieso eine Verwechslung vorlag, fuhr er anderntags für ein paar Tage zur Damenübergrößenmesse nach Köln. Diese Tatsache im Verbund mit der durchaus logischen Abwesenheit in seiner Stammkneipe war keine achtundvierzig Stunden später zu der von vielen Seiten bestätigten Theorie kulminiert, er habe heimlich sein Geschäft veräußert, um mit einer Prostituierten nach Brasilien zu den salsaärschigen Bikinis zu türmen. Wie man sich vielleicht denken kann, hatte der stets treue Damenübergrößenhändler bei seiner Rückkehr aus Köln allerhand Überzeugungsarbeit zu leisten, denn es wäre katastrophal fürs Geschäft gewesen, alles unwidersprochen so stehen zu lassen, zumal der Damenübergrößenhandel seit geraumer Zeit dank entsprechender Ernährung geradezu florierte.
    So kam es, daß Herr Schweitzer prophylaktisch seinen bereits im Entstehungsstadium befindlichen Weicheiruf korrigierte.
    „Nee, Jungs, laßt mal.“ Und noch eine Nuance cooler: „Hab schon eine Knarre.“
    Was Herr Schweitzer nicht wußte, beziehungsweise im großen Tohuwabohu der letzten Stunden schlichtweg

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