Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)
einer wie du nicht bei der Kripo ist …“
Herr Schweitzer behauchte seine Fingernägel: „Jaja, wundert mich selbst manchmal.“
René: „Bertha, mach doch bitte mal eine Runde auf mich.“
Herr Schweitzer: „Ich dachte, wir trinken nichts mehr.“
Buddha Semmler: „Quatsch da.“ Liebevoll streichelte er seine Wampe. „Da geht noch jede Menge rein, voll bin ich noch lange nicht.“
Bertha schenkte nach. Die Flasche ließ sie für alle Fälle gleich stehen.
René: „So. Jetzt laßt uns alle mal nachdenken, ob wir noch was vergessen haben.“ Mit der Hand strich er sich die langen Haare hinters Ohr, denn er hatte die Blicke der Dekolletédamen bemerkt und fand, daß er im Profil mehr hermachte. Mit Barbara lief es nicht so gut, schon seit Tagen war sie nicht mehr im Frühzecher erschienen und man mußte ja auch sehen, wo man blieb.
Alle bis auf René überlegten, wo noch eine Schwachstelle sein könnte, indes der Frühzecher-Wirt mit der Möglichkeit liebäugelte, sich von einer der beiden abschleppen zu lassen. Oder, noch besser, von beiden auf einen Streich.
„Tja, ich hätte da noch zwei Dinge“, sagte Herr Schweitzer. „Eines davon käme eventuell meinem Leben zugute.“
Maria: „Deinem Leben? Wie muß man das verstehen?“
„Na ja. Nehmen wir mal an, bei den Russen ist am Sonntag einer von denen dabei, die mich gekidnappt haben. Wenn der mich trotz der Schaffneruniform erkennt, sitz ich aber ganz gewaltig in der Tinte. Die wittern dann vielleicht eine Falle und knallen mich über den Haufen. Fänd ich echt nicht lustig, das.“
Buddha Semmler: „Nee, lustig wär das nicht.“
Maria drückte Herrn Schweitzers Arm. „Dann verkleide dich doch.“
Herr Schweitzer: „Mach ich doch schon, als Straßenbahnschaffner.“
Maria: „Menno, so mein ich das doch gar nicht. Ich kümmere mich drum. Schminksachen sind genug zu Hause.“
Herr Schweitzer war skeptisch, doch ein Blick in Marias lächelndes Gesicht überzeugte ihn.
René: „Und was noch?“
Herr Schweitzer: „Die Flucht. Wir müssen von der Brücke runter, bevor die Polizei auftaucht.“
René: „Stimmt. Hab ich schon geregelt. Zwei Jungs von den Angels werden mit ihren Böcken vorbeibrettern und euch auflesen.“
Herr Schweitzer: „Ich weiß nicht. Ist das nicht total auffällig, ein Uniformierter und eine ältere Dame auf den Sozii von chromblitzenden Harleys?“
Bertha, die gerade die zwei Damen bedient hatte, und nun auf dem Weg zurück zum Tresen war: „Ich hab genau gehorcht. Ältere Dame, ich geb euch gleich was. Noch net einmal siebzig bin ich. Von mir aus könnten wir nämlich auch zu Fuß flüchten, fragt sich nur, ob der Dicke da mithalten kann.“
Herr Schweitzer wußte sehr wohl, wer mit dem Dicken gemeint war. „Dich will ich sehen. Nach zehn Metern kriegst du doch einen Herzkasper. Ich hingegen geh ins Sportstudio und bin voll durchtrainiert.“
Buddha Semmler: „Du gehst in die Muckibude?“ Er konnte nicht anders als auf Herrn Schweitzers Bauch zu starren.
Was von diesem aber bemerkt wurde. Instinktiv zog er diesen ein. „Jawohl, ich hab eine Jahreskarte.“
Maria: „Hat er.“
Buddha Semmler: „Dann will ich mal nichts gesagt haben.“
Maria: „Ferdi.“
Herr Schweitzer, René, Semmler, Bertha: „Ferdi?“
Maria: „Ihr steigt danach einfach in Ferdis Taxi, und der bringt euch dann in Sicherheit. Das ist bei weitem nicht so auffällig wie knatternde Motorräder.“
Herr Schweitzer war stolz auf seine intelligente und mutige und ganz tolle Freundin, schließlich färbt solch ein Rasseweib auch auf einen selbst ab, dachte er. Die meisten Frauen stünden zwar gerne im Mittelpunkt, somit aber auch im Wege. Nicht so seine Maria. Dabei wünschte sich Herr Schweitzer manchmal, sie hielte ihn zurück, das würde er aber nie zu sagen wagen, Frauen lieben nämlich Helden. Vielleicht keine toten Helden, lebende dafür aber um so mehr, mögen sie auch noch so sehr das Gegenteil predigen.
Aber Liebling, ist doch nicht so schlimm, wenn du dich vor Mäusen ängstigst, ich liebe dich trotzdem
– so einen Schwachsinn würden Frauen zwar behaupten, aber nie und nimmer ernst meinen. Und am Leben bleiben wollte Herr Schweitzer unbedingt. „Na, dann mal auf in den Kampf.“
Buddha Semmler: „Der Kampf ist die Gesetzmäßigkeit des Lebens. Heraklit.“
Bertha: „Kannst du mal die Klappe halten?“
Nun, da alle vermeintlichen Risiken besprochen waren, man glaubte, alles berücksichtigt zu haben, wurde es
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