Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
mag es nicht
glauben. Ich kenne beide gut. Wir sind Kolleginnen.«
»Wann sind Sie gestern Abend gegangen?«
Schwester Beate wechselte einen raschen Blick mit
Dr. Aufgänger. »Gegen halb zwölf«, sagte sie.
»Allein?«
Sie schluckte. »Wieso fragen Sie?«
»Es könnte sein, dass eine Ihrer Kolleginnen Sie bis zum Parkplatz
begleitet hat.«
»Nein«, antwortete sie schnell. »Ich bin allein gegangen.«
»Und dann direkt nach Hause gefahren?«
»Jaaa«, sagte sie gedehnt. »Nach Almdorf. Dort haben wir ein Haus
gemietet.«
»Sie und Ihr Mann?«
»Mein Freund.«
»Waren die beiden Frauen noch da, als Sie gegangen sind?«
»Ich glaube – ja«, antwortete sie zögerlich.
»Können Sie das präzisieren?«
»Ich habe Herrn Zehntgraf gefragt, ob er meine Anwesenheit noch
benötigt. Dann bin ich nach Hause gefahren. Ich glaube, Heikes Auto noch auf
dem Parkplatz gesehen zu haben. Sie selbst …?« Schwester Beate zuckte mit
den Schultern. »Kann sein, dass sie noch irgendwo in ein Gespräch vertieft
war.«
»Wer war denn noch da?«
»Eine Gruppe mit Handwerkern. Die hatten aber schon ordentlich
getrunken. Und ein paar Offizielle. Herr Zehntgraf, der Architekt, Monsignore
Kuslmair.«
Christoph sah den Arzt an. »Und Herr Dr. Aufgänger?«
Auch Schwester Beate blickt zum Mediziner. »Der war schon weg«,
sagte sie schnell.
»Danke«, mischte sich der Arzt ein. »Ich wusste nicht genau, wann
ich gegangen bin. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Er da«, dabei zeigte der
Arzt auf Christoph, »hat mich vorhin danach gefragt.«
»Was für ein Wagen fährt Schwester Heike?«
»Einen grünen VW Polo, ein älteres
Modell«, sagte Schwester Beate.
»Sie hören von uns. Alle beide«, sagte Christoph und ging über den
Parkplatz zum Fundort der Toten zurück.
Große Jäger stand ein wenig abseits und rauchte. »Ich habe die
Gegend abgesucht«, erklärte er, »aber keine Tatwaffe gefunden. Es könnte sein,
dass die Frau mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen wurde, vielleicht eine
Flasche. Aber das ist sehr spekulativ.«
»Unser Sherlock Holmes von der Westküste«, lästerte Christoph. »War
die Flasche leer? Oder hat der Täter hinterher noch einen Schluck zur
Beruhigung genommen?«
»Es kann doch auch eine Täterin gewesen sein«, warf der
Oberkommissar ein.
Christoph wiegte den Kopf. »Natürlich müssen wir uns alle Optionen
offenhalten. Eine Frau schlägt nur in besonderen Situationen zu, zum Beispiel
in Notwehr. Dann schleift sie aber in der Regel das Opfer nicht über einen
Parkplatz, um es zu verbergen.«
»Wie vorsätzlicher Mord sieht es auch nicht aus«, entgegnete Große
Jäger. »Dann hätte der Täter die Leiche woanders versteckt. Hier musste sie ja
gefunden werden. Das war nur eine Frage der Zeit.«
»Schwester Heike fährt einen grünen Polo. Der Wagen müsste noch auf
dem Parkplatz stehen.« Die beiden Polizisten sahen suchend über den Platz.
»Dahinten.« Der Oberkommissar streckte die Hand aus. »Neben dem
Pritschenwagen der Tischlerei.«
Wenig später standen sie vor dem Kleinwagen. Christoph sah ins
Innere. Auf dem Rücksitz lagen mehrere leere Einwegflaschen. Die Sorte gab es
bei einem bekannten Discounter. Vom Innenspiegel baumelte ein Anhänger.
Christoph erschien es wie ein Mobile, an dem bunte Federn befestigt waren. Er
sah erstaunt auf, als ihn Große Jäger zur Seite zog und auf die Fahrertür und
den Bereich davor zeigte.
»Das sieht aus wie Blut«, stellte Christoph fest. »Soll das heißen,
dass die Frau erschlagen wurde, als sie ins Auto einsteigen wollte? Was ist
geschehen, dass sie von jemandem verfolgt wurde?«
Sie wurden durch einen Mercedes Kombi abgelenkt, der auf den
Parkplatz einbog. Der Fahrer suchte sich eine Lücke, stieg aus und sah sich um.
Er entdeckte die beiden Beamten und kam auf sie zu.
»Moin, Dr. Hinrichsen«, begrüßte Christoph den Husumer Mediziner und
gab einen kurzen Überblick über das, was sie bisher festgestellt hatten. Er war
noch beim Erzählen, als ein älterer VW LT eintraf. Es war das Fahrzeug der Spurensicherung der
Flensburger Bezirkskriminalinspektion. Als Erstes entstieg dem Fahrzeug ein
kleinerer Mann mit fast lichtem Haupthaar.
»Moin, Klaus.« Christoph ging auf Hauptkommissar Jürgensen zu. Der
zeigte auf das Gebäude.
»Da drin?«, fragte er. »Und rundherum ist alles geputzt,
idealerweise von einer gründlichen Reinigungskraft, die alle Spuren vernichtet
hat.«
»Die Leiche liegt in einem Graben«, mischte sich
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