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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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eine Personalliste aus«, sagte er.
    »Das ist ein hoffnungsvoller Anfang«, erwiderte Christoph. »Und wenn
Sie die Mitarbeiter streichen, die gestern nicht anwesend waren, haben wir
schon einen Teil der gewünschten Namen. Haben Ihre Mitarbeiter Angehörige
einladen dürfen?«
    »Wo denken Sie hin? Das war doch keine Familienfeier.«
    Christoph erkundigte sich, ob es noch mehr leitende Mitarbeiter
außer dem Verwaltungsleiter gebe.
    »Dr. Aufgänger. Das ist der ärztliche Leiter. Und dann
natürlich die Abteilungsleiter von Küche und Hausdienst sowie den sozialen
Diensten.«
    »Wo finde ich den Doktor?«
    »Ich bringe Sie hin«, bot sich Lütfü an und führte Christoph,
nachdem Zehntgraf genickt hatte, über den Flur in das Arztzimmer. »Der Doc ist
ganz okay«, erklärte der Hausmeister, der sich mittlerweile in der Rolle des
Polizeiassistenten zu gefallen schien. »Manchmal macht er ein paar komische
Bemerkungen. Und er ist nicht schwul.« Dabei zwinkerte Lütfü Christoph zu.
»Manche im Haus nennen ihn auch Draufgänger.«
    Christoph sah den Hausmeister fragend an: »Weil er
Dr. Aufgänger heißt. Und wenn man das zusammen ausspricht, kommt es zur
Verballhornung des Namens.«
    »Zu was?«, fragte Lütfü, der ausgezeichnet Deutsch sprach, aber
diese Vokabel nicht kannte. Christoph erklärte sie ihm.
    »Genau.«
    »Und wie kommt der Arzt zu diesem Namen?«
    »Er mag Mädchen. Und Frauen. Ich habe ihn beobachtet, wie er alle
Frauen anfasst. Am Arm, auf dem Rücken, manchmal auch am Hintern.« Lütfü
griente verschwörerisch. »Na ja, nicht alle. Aber, Sie wissen schon …«
    »Auch Schwester Elena und Schwester Heike?«
    »Ich bin nicht immer dabei«, erwiderte Lütfü. »Für einen Hausmeister
gibt es sehr viel zu tun. Aber«, dabei nickte er ernst, »gesehen habe ich das
schon.«
    »Und wie haben die Frauen reagiert?«
    »Schwester Elena ist rot geworden und hat sich schnell entfernt.
Schwester Heike hat ihn angeknurrt und irgendetwas gesagt, was ich nicht
verstanden habe.«
    »Gibt es noch mehr Krankenschwestern?«
    »Ja, noch eine. Schwester Beate. Die hat sich aber nicht gewehrt.
Zumindest sah es nicht so aus. Soweit mir bekannt ist, werden aber noch zwei
weitere Schwestern gesucht.«
    Der Mediziner stand in Jeans und offenem Polohemd, aus dem am Hals
graue Brusthaare hervorquollen, vor einem Notebook und führte Selbstgespräche.
»Warum geht der Mist nicht«, schimpfte er.
    »Moin«, grüßte Christoph, als er in den Raum eintrat. »Mein Name ist
Johannes, Kripo Husum.«
    »Guten Tag«, erwiderte der Arzt und bekundete mit dieser Art der Erwiderung,
dass er nicht von der Küste stammte.
    »Sie sind der Leiter der medizinischen Abteilung und Vorgesetzter
der drei Krankenschwestern?«
    Dr. Aufgänger antwortete nicht. Seine Körperhaltung bestätigte
aber Christophs Feststellung.
    »Ich habe schlechte Nachrichten für Sie, Schwester Elena und
Schwester Heike betreffend.«
    In den Augen des Arztes blitzte es auf. »Beide sind heute nicht zur
Arbeit erschienen. Wir haben alle Hände voll zu tun. Wer feiert, muss am
nächsten Tag wieder fit sein. Nachlässigkeiten kann ich nicht dulden.«
    »Ich fürchte, Schwester Heike wird Ihnen nicht mehr zur Verfügung
stehen. Und Schwester Elena wird eine ganze Weile ausfallen, sofern sie
überhaupt zurückkehren wird.« Christoph hatte mit Bedacht ausweichend
formuliert. Er wollte an der Reaktion des Arztes feststellen, ob
Dr. Aufgänger diese Informationen überraschten. Der Mediziner hatte sich
in der Gewalt. Durch die Gläser der dunklen Hornbrille sah er Christoph an.
Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Er fuhr sich nicht nervös mit der Hand
durch den grauen Bürstenhaarschnitt oder den Vollbart.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Christoph hatte den Dialekt, mit dem Dr. Aufgänger sprach, noch
nicht eindeutig zuordnen können. Die Heimat des Arztes könnte die Pfalz oder
das Saarland sein, überlegte Christoph.
    »Schwester Heike ist tot. Und ihre Kollegin ist missbraucht worden.«
    Dr. Aufgänger öffnete den Mund und schnappte nach Luft. »Das
ist ja entsetzlich«, sagte er und schien erst jetzt den Hausmeister
wahrzunehmen, der immer noch hinter Christoph stand. »Haben Sie nichts zu tun,
Lütfü?«, sagte er barsch.
    Lütfü murmelte etwas Unverständliches und entfernte sich rasch.
    »Wie ist das passiert?«, wollte der Arzt wissen.
    Christoph berichtete von dem, was sie bisher wussten. Dabei vermied
er es, von den ohnehin dürftigen Einzelheiten

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