Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
hinterher.
Er kehrte zu dem grünen Polo zurück. »Können Sie feststellen, ob der
graue Honda nebenan heute Nacht bewegt wurde?«, fragte er den
Kriminaltechniker.
»Ich kann es versuchen«, erwiderte der Beamte ausweichend.
Große Jäger war hinzugekommen. »Dr. Hinrichsen vermutet, dass
die Tatwaffe ein Hammer war. Es sieht so aus, als hätte der Täter damit
mehrfach zugeschlagen. Die hintere rechte Schädeldecke ist zertrümmert. Dabei
kommt es zu Einblutungen ins Gehirn. Ob das Opfer sofort tot war, lässt sich
hier nicht feststellen. Genaueres kann erst die Obduktion ergeben. Auffällig
sind körnige Partikel im Haar rund um die Stelle, wo der Schädelknochen
getroffen wurde. Das hat Klaus Jürgensen entdeckt.«
»Bei dieser Beschreibung muss sich der Täter von hinten an Schwester
Heike herangeschlichen und dann zugeschlagen haben«, sagte Christoph.
»Mehrfach«, ergänzte Große Jäger. Er ließ seinen Blick über den
Parkplatz schweifen. »Hier stehen viele Fahrzeuge der Handwerker. Und alle sind
mit Werkzeug bestückt. Mit ein wenig Glück müsste eines davon das Tatwerkzeug
sein. Ich werde der Sache nachgehen.«
»Ich werde die Arbeiter befragen«, beschloss Christoph und kehrte
ins Haus zurück. Auf dem Weg zum Eingang passierte er einen schmutzigen Transit
mit Pritsche. »Bauunternehmen Hungerbühler«, las er im Vorbeigehen und warf
einen Blick auf die Ladefläche. Dort lagen zementbespritzte Holzplanken, ein
angerostetes Fass aus Eisen, an dem sich ebenfalls Zementspuren fanden. Ob die
Partikel am Hinterkopf Zementspritzer waren? Außer einer Schaufel, die
ebenfalls die typischen Zementspuren aufwies, fand sich jedoch kein weiteres
Werkzeug auf dem Wagen.
Im Eingang stieß Christoph mit einem Mann in einer blauen Latzhose
zusammen, der eine Kartusche Dichtungsmittel in der Hand hielt. »Wo finde ich
die Maurer?«, fragte er.
Der Mann zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Versuch es mal im
Keller«, riet er.
Einen Keller gab es nicht. Auf dem feuchten Marschboden, der sich,
vom Deich geschützt, auf Höhe des Meeresspiegels befand, wäre es aussichtslos
gewesen, wasserdicht in die Tiefe zu graben. Der »Keller« war ein Gebäudeteil
mit Vorratsräumen und den Anlagen der Gebäudetechnik.
Christoph folgte der lauten Musik aus einem Kofferradio. In einem
der Räume sah er einen Mann in einem ehemals hellen Arbeitsanzug, der neben
sich einen Plastikeimer mit Mörtel stehen hatte, mit einer Kelle aus dem Eimer
etwas auf ein Brett warf und den Mörtel dann gekonnt an die Wand klatschte, um
ihn anschließend mit kreisenden Bewegungen zu verreiben. Deutlich zeigte sich
eine von der Decke abwärtsführende Spur, als würde der Mann einen Mauerspalt
zuschmieren.
»Sind Sie der Maurer?«, fragte Christoph.
Der Arbeiter sah kurz auf. »Nee, ich bin der Brezelbäcker«, sagte er
seelenruhig und arbeitete weiter.
»Mein Name ist Johannes. Ich bin von der Kripo«, schrie Christoph
gegen die laute Musik an, bückte sich und schaltete das Gerät ab.
Der Maurer war ein schon älterer Mann mit einem wettergegerbten
Gesicht. »Du kommst aber nicht wegen ruhestörendem Lärm?« Er grinste dabei. »Du
solltest dir den vorknöpfen, der diesen Scheiß verbockt hat«, fuhr er fort.
»Der Trottel hat glatt die Stromleitung für den Lichtschalter vergessen. Und
nun? Ich muss alles neu verputzen.«
»Ich muss mit Ihnen reden.«
»Tu das.«
»Können Sie Ihre Arbeit unterbrechen?«
»Geht nicht. Mensch, hast du ’ne Ahnung. Wir sind heute nur zu
zweit.«
»Und sonst?«
»Einer ist schon gestern nach Hause. Irgendwo drüben im Osten. Mirko
ist einfach nicht erschienen. Vielleicht ist der Arsch auch schon weg. Und
Heinz, der Suffkopp, hängt schon den ganzen Tag in der Ecke rum und macht den
Laumann.«
»Sie heißen?«
Der Mann warf Christoph einen misstrauischen Blick zu. »Wieso?«,
fragte er, antwortete dann aber doch. »Bolle. Wie der Blöde. Und der bin ich
auch. Ich reiß mir hier den Arsch auf, damit der dicke Hungerbühler keinen
Ärger kriegt. Und? Nur Volltrottel, die er mir schickt.«
»Sie sind der Vorarbeiter?«, fragte Christoph.
»Polier heißt das bei uns«, klärte ihn Bolle auf.
»Fehlt Ihnen Werkzeug?«
Bolle sah ihn an. »Und sag bloß, du bist hier, weil uns einer den
ollen Hammer geklaut hat, den wir aufm Wagen liegen haben, um die Zementtonne
auszukloppen. So dusselig kann doch keiner sein. Vielleicht war der besoffen.«
Christoph fragte nach der Beschaffenheit des
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