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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zu erzählen. »Was haben Sie
gestern Abend gemacht?«, fragte er zum Abschluss.
    »Ich?« Es klang wie ein Aufschrei.
    »Wir müssen jeden Gast befragen.«
    »Es ist doch absurd, mich zu verdächtigen.
Ich bin der Leiter der Abteilung und Arzt .«
    »Unsere Ermittlungen erfolgen ohne Ansehung der Person.«
    »Lächerlich!« Dr. Aufgänger schaffte es, in dieses eine Wort
die ganze Verachtung, die er gegenüber Christoph empfand, zu verpacken. »Ich
bin nicht bis zum Schluss geblieben. Irgendwann bin ich aufgebrochen.«
    »Welche Uhrzeit?«
    »Das weiß ich doch nicht. Ich bin direkt nach Hause gefahren. Nach
Breklum. Dort habe ich als Übergangslösung eine kleine Wohnung. Und Zeugen gibt
es dafür nicht.«
    Christoph sah auf die Hände des Arztes. »Sie sind nicht
verheiratet?«
    »Was hat das damit zu tun?« Dr. Aufgänger war zornig. Sein
Gesicht mit den ausgeprägten Aknenarben wies einen rosigen Schimmer auf. »Ich
habe eine Lebenspartnerin, die aber noch nicht in den Norden gezogen ist. Sie
wohnt noch in Winnweiler. Das ist in der Pfalz.«
    »Sehen Sie sich regelmäßig?«
    »Jetzt hört es aber auf«, schimpfte der Arzt. »Muss ich meine ganz
persönlichen Lebensverhältnisse vor Ihnen ausbreiten?«
    »Ja«, sagte Christoph knapp. »Wir können das Ganze allerdings auch
als Verhör auf der Husumer Polizeidirektion durchführen. Dann dürfen Sie gern
Ihren Anwalt mitbringen.«
    Dr. Aufgänger hielt mitten in der Bewegung inne. Christoph
bemerkte deutlich, dass seine Anmerkung den Arzt hatte aufhorchen lassen. Er
wollte dem Mediziner nicht erklären, dass es Hinweise auf dessen offenbar
lockeren Umgang mit weiblichen Mitarbeitern gab. Vielleicht nahm der Arzt die
räumliche Trennung von seiner Partnerin auch zum Anlass, ein wenig großzügiger
auf Frauen einzugehen.
    »Im Augenblick ist es schwierig«, gestand der Arzt ein. »Vor der
Eröffnung gibt es mehr Arbeit, als wir zunächst angenommen hatten. Da blieb
keine Zeit für Heimfahrten. Wir haben uns jetzt fast zwei Monate nicht
gesehen.«
    Das ist eine lange Zeit, dachte Christoph und sah sich um, ob jemand
ihrem Gespräch lauschte. »Haben Sie mit einer Ihrer Mitarbeiterinnen ein
Verhältnis gehabt?«
    »Ich bin nicht bereit, weiter mit Ihnen zu sprechen«, sagte der Arzt
und umrundete den Schreibtisch. »Das ist doch absurd, was Sie hier von sich
geben.« Es schien, als wollte er den Raum verlassen. Christoph stellte sich ihm
in den Weg. »Es wäre einfacher, wenn Sie offen mit mir sprechen würden. Als
Mediziner wissen Sie, dass wir einen DNA -Abgleich
vornehmen werden.«
    »Von mir erhalten Sie keine Probe«, antwortete Dr. Aufgänger
energisch.
    »Entweder erledigen wir es geräuschlos, oder ich besorge mir einen
richterlichen Beschluss«, sagte Christoph.
    »Von mir nicht !« Der Arzt machte mit der
rechten Hand eine Wischbewegung vor seiner Stirn, um damit anzudeuten, was er
von Christophs Ansinnen hielt. Das war eine nonverbale Beleidigung.
    »Haben Sie gestern gesehen, wann die beiden Krankenschwestern
gegangen sind? Eventuell in Begleitung?«
    »Bin ich der Hüter des Privatlebens meiner Mitarbeiterinnen? Warum
hätte ich das beobachten sollen? Es handelt sich um erwachsene Menschen, die
selbst auf sich achten können.«
    »Mit fatalen Folgen. Eine der Frauen ist tot. Ermordet«, rief
Christoph die Ereignisse in das Bewusstsein des Arztes zurück.
    Dr. Aufgänger seufzte tief. »Das ist tragisch. Menschlich
höchst bedauerlich und unfassbar. Aber ich habe damit nichts zu tun. Suchen Sie
Ihre Täter. Und zwar schnell. Es ist untragbar, welches Licht diese Ereignisse
auf diese Klinik werfen. Anstatt mir hier unbotmäßige Fragen zu stellen,
sollten Sie Ihren Job erledigen.«
    »Würden Sie sich bitte darauf beschränken, meine Fragen zu
beantworten?«
    »Ich möchte nichts Schlechtes über die beiden sagen«, entschloss
sich der Arzt nach einer Weile doch zu antworten. »Schwester Elena ist eine
sehr attraktive Frau. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sie die Blicke der
Männer auf sich zieht. Und Schwester Heike … Na ja. Ein Kind von
Traurigkeit ist die nicht.«
    »War«, korrigierte Christoph.
    Zum ersten Mal wirkte Dr. Aufgänger nachdenklich, als würde ihm
erst jetzt bewusst werden, dass seine Mitarbeiterin ermordet worden war.
»Entschuldigung«, sagte er knapp. Dann gab er sich einen Ruck. »Gestern waren
auch viele Bauarbeiter anwesend. Sicher haben die sich durch ihren Einsatz die
Teilnahme mehr als verdient. Leider haben manche

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