Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
bin noch ins
Wohnzimmer gegangen, habe ein Glas Wein getrunken und mir zur Entspannung den
Fernseher eingeschaltet.«
    »Haben Sie noch mit Ihren Kindern gesprochen?«
    »Hören Sie.« Kirchner war deutlich die Verstimmung anzumerken. »Es
wäre mir lieb, wenn Sie meine Familie aus Ihren Ermittlungen heraushalten
würden. Sie muten mir schon eine Menge damit zu, dass Sie hierherkommen und
solche Fragen stellen.«
    Christoph nahm sich vor, diese Ungereimtheit später zu prüfen.
    »Sie erwähnten, dass die Bauhandwerker sehr derbe mit den Frauen
umgegangen sind. Haben Sie beobachtet, ob es auch noch andere Nachstellungen
gab?«
    Kirchner spitzte die Lippen. »Die Beantwortung einer solchen Frage
ist heikel. Mir schien, als wenn der Arzt einen sehr vertrauten Umgangston mit
seinen Krankenschwestern pflegt. Ob die damit einverstanden waren … Ich
hatte den Eindruck, dass es ein wenig einseitig wirkte. Pastor Hansen hat eine
Weile mit der älteren ein wenig abseitsgestanden. Die Herren Zehntgraf und der von
der Kreisverwaltung … ich habe den Namen nicht verstanden … haben
zwar mit allen gesprochen und waren mal hier und mal da, aber soweit ich das
mitbekommen habe, war ihr Verhalten gegenüber den Frauen höflich distanziert.
Der Architekt mit dem französischen Namen hat sich sehr für die Damen
interessiert und sich auch nicht gescheut, ihnen Avancen zu machen. Er hat
deutliche Einladungen zu Champagner und einer Spritztour von der Veranstaltung
fort ausgesprochen. Für mich war es ganz eindeutig, dass er sich um eine der
Frauen bemüht hat.«
    »War er erfolgreich?«
    »Ich glaube nicht. Der Mann trat zu überdreht auf. Die
Krankenschwestern machten auf mich nicht den Eindruck, als würde sie das Gehabe
des Architekten beeindrucken. Das hat ihn noch rasender gemacht. Solche Leute
haben Probleme zu akzeptieren, dass sie nicht bei allen Frauen landen können.
Für solche Männer scheinen die Frauen nur Freiwild zu sein.«
    »Und die anderen Gäste?«
    »Von denen hat sich keiner auffällig benommen. Ja, und der
Monsignore und ich stehen außerhalb jeden Zweifels.«
    »Für uns gibt es keinen Unterschied.«
    Kirchner begehrte auf. »Wie bitte? Wir sind Persönlichkeiten, die in
der Öffentlichkeit stehen. Wenn auch nur der Hauch eines Verdachts auf uns
fällt, bedeutet das ein allgemeines Schlachtfest. Bei mir würde die Opposition
unsachlich solche Mutmaßungen ausbeuten. Hinterher interessiert es niemanden,
dass Sie nichts mit der Sache zu tun haben. Allein die Erwähnung Ihres Namens
reicht.«
    »Wir veröffentlichen keine Kommuniqués über unsere Gespräche«, sagte
Christoph. »Darf ich Sie noch um eine freiwillige Speichelprobe bitten?«
    Der Bürgermeister sah Christoph an. Es war ein Blick zwischen
Ratlosigkeit und Entrüstung. »Das ist nicht Ihr Ernst? Ich habe eben gerade
erklärt, wie es auf die Öffentlichkeit wirkt, wenn mein Name mit diesen
schlimmen Ereignissen in Zusammenhang gebracht wird.« Kirchner schüttelte
energisch den Kopf. »Nein, ich glaube, ich möchte das nicht. Außerdem ist es
überflüssig.«
    »Ich kann Sie nur bitten, nicht zwingen. Im Zweifelsfall müssten wir
die Speichelprobe über eine richterliche Anordnung anfordern.«
    Kirchners Gesicht wurde von einem Rotschimmer überzogen. »Das würden
Sie nicht machen«, sagte er.
    »Doch«, erwiderte Christoph ungerührt. »Bei uns gibt es keinen
Promibonus.«
    Der Bürgermeister nagte an seiner Unterlippe. »Um was geht es bei
dieser Speichelprobe? Um den Mord? Oder um die Vergewaltigung?«
    »Im Missbrauchsfall sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Jetzt
interessiert mich vorrangig der Mord.«
    »Da habe ich nichts mit zu tun.« Kirchner nagte immer noch an seiner
Unterlippe. »Schön«, sagte er schließlich. »Wenn es Ihre Ermittlungen
voranbringt, bin ich dazu bereit. Soll ich am Montag zu Ihnen kommen?«
    Christoph zog ein Teströhrchen mit dem Wattestab aus der Tasche. »Das
können wir gleich hier erledigen.«
    Widerwillig öffnete der Bürgermeister den Mund und gestattete den
Abstrich aus der Mundhöhle.
    Danach bat Christoph, Kirchners Frau noch eine Frage stellen zu
dürfen.
    Die Frau des Bürgermeisters war eine sportliche Blondine, die
Christoph freundlich begrüßte und mit geübter Handbewegung ihre langen Haare
hinters Ohr steckte.
    »Mir ging es gestern nicht gut«, sagte sie. »Ich habe Ewald
angerufen und ihm auf die Box gesprochen, dass ich früher schlafen gehe. Er
soll leise sein, wenn er heimkommt.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher