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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ein Schulterzucken an. »Das ist noch fraglich.«
    Sie hatten kaum das Ortsausgangsschild erreicht, als der Kopf des
Oberkommissars sanft zur Seite gegen die Scheibe kippte. Auf halber Strecke bis
zum Kreisverkehr am Ortseingang von Silberstedt vernahm Christoph gleichmäßige
tiefe Atemzüge vom Nebensitz. Auch Blödmann schlief. Haben Hunde Träume?,
überlegte Christoph, als er aus dem Fußraum vor Große Jäger einen Seufzer
hörte.
    An der Anschlussstelle Schleswig/Schuby erfüllte sich Christophs
Hoffnung nicht, dass eine Reihe von Verkehrsteilnehmern auf die Autobahn
abbiegen würde. Viele hatten den Blinker gesetzt, aber es war nur ein Austausch
gegen andere Autos, die von der Autobahn herunterkamen und Richtung Schleswig
oder Kappeln wollten. Der Weg führte weiter durch das hügelige Angeln, bis
Christoph den »Yachthafen Kappeln« erreichte.
    Die beiden Beamten mussten eine Weile suchen, bis sie die »Karin II « fanden. Große Jäger entdeckte das Schiff, das am
äußeren Steg lag.
    Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen ein sonnengebräunter Mann mit
weißem Haar, Turnschuhen und heller Hose. Große Jäger hielt ihn an.
    »Entschuldigung, aber das ist ja interessant hier.« Er musterte den
Mann. »Sie sind sicher ein Experte.«
    Der Mann lachte und zeigte dabei ein tadelloses Gebiss. So ebenmäßig
können nur die Dritten sein. »Ich segle seit vierzig Jahren. Was wollen Sie
denn wissen?«
    Der Oberkommissar zeigte auf die »Karin II «.
    »Ist das ein besonderes Boot? Ich meine, eine andere Klasse als die
anderen?«
    »Das ist eine Bavaria 43 Cruiser«, erklärte der Segler. »Die ist nicht schlecht.
Wenn Sie raus auf die Ostsee wollen … das geht schon ganz gut. Die hat
einen Volvo-Diesel. Unter Wind geht die ab. Sie lässt sich gut handhaben. Wie
die Ausstattung ist, weiß ich nicht.«
    »Für so etwas muss man doch bestimmt eine halbe Million
hinblättern«, sagte Große Jäger fast beiläufig.
    »Nö, mit hunderttausend und ’nem bisschen dazu kommen Sie aus. So
was hatte ich auch einmal. Aber mit den Jahren steigen die Ansprüche. Seitdem
ich meinen Betrieb übergeben habe, bin ich fast den ganzen Sommer über auf dem
Boot. Da will man ein bisschen Komfort haben.«
    Der Segler tippt sich an den Haaransatz. »Scheun Tach«, wünschte er
und ging weiter.
    Die »Karin II « lag mit dem Bug zum
Steg. Niemand war zu sehen. Große Jäger rief: »Hallo«, aber sein Ruf blieb
ungehört. »Wenn die keine Klingel haben, müssen wir so eintreten«, sagte er und
hangelte sich mühsam auf das schwankende Boot.
    Christoph musste lächeln, als er dem Oberkommissar folgte, der sich
an der niedrigen Reling festhielt und auf dem schmalen Deck balancierte.
Plötzlich blieb er stehen, sodass Christoph ihn anstieß.
    »Hoppla«, sagte Große Jäger und erhielt als Antwort einen kräftigen
Fluch.
    »Was machen Sie hier?« Aus dem Cockpit tauchte ein zerfurchtes
Gesicht auf. Die Sonnenbrille saß nicht auf der langen Nase, sondern steckte in
den lockigen Haaren.
    »Hier gibt es keine Klingel. Und auf unser Rufen haben Sie nicht
reagiert. Wir wollten Sie nicht in Ihrem Nahkampf stören.«
    Christoph vermutete, de Frontier vor sich zu haben. Er musste einen
Lachanfall herunterschlucken und bekam auch gleich die Erklärung für den
»Nahkampf« geliefert, als sich im Cockpit eine Weißhaarige mit millimeterkurz
geraspeltem Haar aufrichtete. Die Frau trug einen Bikini und war schlank.
Christoph war sie zu schlank. Deutlich zeichneten sich die Rippen ab, und die
Beckenknochen stachen wie Speerspitzen hervor. Sie maß die beiden Beamten mit
einem giftigen Blick.
    »Polizei Husum«, sagte Große Jäger. »Wir waren verabredet.«
    »Aber doch nicht mit Ihren dreckigen Schuhen. Sie zerkratzen mir das
ganze Deck.«
    »Das war nicht unsere Absicht. Dann kommen Sie jetzt mit zur
Kappelner Zentralstation. Dort können wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
    »Wollen Sie mich unter Druck setzen?«, fluchte der Architekt.
    »Ja«, erwiderte Große Jäger ungerührt.
    De Frontier schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Mit
dieser Antwort hatte er nicht gerechnet.
    »Heben Sie die Füße hoch und trampeln Sie nicht so«, schnauzte er
und zeigte auf das Cockpit.
    Als Christoph und Große Jäger Platz genommen hatten, fuhr der
Architekt sie an. »Machen Sie’s kurz. Ich will aufs Wasser raus.«
    Christoph sparte sich den Vortrag, den er bei anderen Zeugen
gehalten hätte.
    »Sie waren am Donnerstag bei der Einweihungsfeier in

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