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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Elena
vergewaltigt«, sagte der Oberkommissar. »Besitzt der junge Mann wirklich so
viel Kaltblütigkeit, dass er es zuerst bei Schwester Heike versuchte? Und als
er dort nicht zum Zuge kommt, erschlägt er sie, um sich dann seelenruhig über
Schwester Elena herzumachen?«
    »Wenn die Aussagen einiger Zeugen zutreffen«, ergänzte Christoph,
»dann hat er nach der einen oder nach beiden Straftaten seelenruhig bis zum
Ende der Veranstaltung weitergetrunken. Erst danach ist ihm in den Sinn
gekommen, sich zu seinen Eltern nach Bayreuth aus dem Staub zu machen.«
    »Ich werde mich auf dem Bahnhof umhören. Vielleicht erinnert sich
jemand an Dreschnitzki. Es gibt stündliche Verbindungen von Husum nach
Bayreuth. Außerdem muss er irgendwo geblieben sein zwischen dem Ende der
Veranstaltung und seiner Abreise.«
    Kirchner wohnte im Lundweg, der lange Zeit den nördlichen
Stadtrand markierte, bis mit dem Nordhusumfeld ein neues Baugebiet erschlossen
wurde. In der ruhigen Wohnstraße standen auf der rechten Seite kleine
Siedlungshäuschen aus rotem Backstein. Auf der linken Straßenseite waren ein
paar moderne Häuser entstanden. In einem wohnte Familie Kirchner.
    Der Bürgermeister öffnete selbst die Tür. Er trug legere
Freizeitkleidung und führte Christoph in ein Arbeitszimmer, das offenbar von
der ganzen Familie genutzt wurde. Auf der Ecke des Schreibtischs lagen
Pappdeckel, deren Beschriftung auf Verwaltungsvorgänge verwiesen, daneben
Schulbücher. Christoph konnte auf einem Ausdruck ein Kochrezept erkennen.
Kirchner schloss die Tür, sodass die Geräuschkulisse des Familienbetriebs nur
gedämpft zu hören war.
    Christoph wiederholte die Schilderung des Vorgangs, soweit es für
das Verständnis der Zeugen von Bedeutung war.
    »Sie waren eingeladen worden?«, fragte er dann.
    »Ja. Von Monsignore Kuslmair. Wir kennen uns aus meiner Hildesheimer
Zeit. Dort gab es ein paar Berührungspunkte. Zudem sind wir Husumer ja Nachbarn
der neuen Kureinrichtung. Davon profitieren sicher alle, nicht nur die Gemeinde
Reußenköge, sondern auch unsere Stadt als Zentrum der Region. Schließlich
stellen wir Husumer einen Großteil der Infrastruktur zur Verfügung, vom
Krankenhaus und von den Ärzten über die Einkaufsmöglichkeiten, den Bahnhof bis
hin zu Kultur und Unterhaltung. Natürlich bedeutet es auch für Husum, dass wir
zusätzliche Besucher gewinnen können.«
    Dann schilderte Kirchner das Auftreten der Bauarbeiter. Seine
Aussage deckte sich im Wesentlichen mit dem, was Christoph schon wusste.
    »Nein, ich habe nicht beobachtet, dass es zu Übergriffen gegenüber den
Frauen gekommen ist«, sagt Kirchner. »Obwohl einige der Männer sehr aggressiv
in ihrer Tonlage waren. Ich bedaure, Ihnen in diesem Punkt nicht weiterhelfen
zu können. Es bringt Sie nicht weiter, wenn ich meine persönliche Meinung dazu
äußere. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass die Situation später
eskaliert ist.«
    »Wie lange waren Sie anwesend?«
    »Nicht lange. Ich habe noch andere Verpflichtungen. Sehr häufig bin
ich die ganze Woche auch in den Abendstunden unterwegs, manchmal zusätzlich am
Wochenende. Da bin ich froh, wenn ich die Termine in überschaubarer Zeit
erledigen kann. Es war ein Höflichkeitsbesuch und ohne jeglichen persönlich
vergnüglichen Aspekt.«
    »Wann sind Sie gegangen?«
    »Das muss gegen neun Uhr gewesen sein. Ich bin zusammen mit Pastor
Hansen aus Bredstedt aufgebrochen.«
    »Hmh.« Christoph ließ diesen Laut eine Weile wirken und stellte
fest, dass sich Kirchner dadurch beeindrucken ließ. »Uns liegen Informationen
vor, dass Sie zwar dieses Vorhaben geäußert, aber nicht umgesetzt haben.«
    »Doch.« Kirchner klang entschieden. »Wir sind zusammen
aufgebrochen.« Plötzlich schien ihm noch etwas einzufallen. »Wir hatten gutes
Wetter und haben die Zeit im Garten verbracht. Bevor ich aufgebrochen bin, habe
ich noch einmal die Toilette aufgesucht. Danach bin ich gefahren.«
    »Ihr Auto stand auf dem Parkplatz?«
    »Ja. Sicher.«
    »Und da ist Ihnen niemand begegnet?«
    »Ich weiß nicht, ob mich jemand gesehen hat. Ich habe nicht darauf
geachtet, sondern bin ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren.«
    »Das kann Ihre Frau bestätigen?«
    Bürgermeister Kirchner zeigte einen Anflug von Verärgerung im
Antlitz. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wir müssen allen Eventualitäten nachgehen.«
    »Meiner Frau ging es gestern nicht gut. Sie hatte sich früher
schlafen gelegt. Ich weiß nicht, ob sie mich gehört hat. Ich

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