Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
den
Reußenkögen.«
»Ich musste notgedrungen in dieses Kaff. Schließlich hat dieser
Kirchenverein aus Hildesheim sich die Einöde als Standort ausgeguckt. Und dann
diese albernen Bauvorschriften. Weißes Mauerwerk und grünes Dach. Ich frage
mich sowieso, weshalb ich den Auftrag überhaupt angenommen habe.«
»Ach«, lästerte Große Jäger. »War der eine Nummer zu groß für Sie?«
»Wissen Sie nicht, mit wem Sie sprechen?« De Frontier war entrüstet.
»Doch. Mit einem Verdächtigen.«
Der Architekt lachte verächtlich. »Ich? Das ist doch ’n Witz.«
»Dann wollen wir einmal sehen, wie lange wir Sie kitzeln müssen, bis
Sie lachen«, sagte der Oberkommissar. »Und da Ihre Zeit knapp bemessen
ist – hatten Sie intimen Kontakt zu einer der anwesenden Frauen? Möglicherweise
sogar gegen deren Willen? Andere Zeugen haben ausgesagt, dass Sie die
Krankenschwestern sehr bedrängt haben.«
»Jean!« Die Blonde sprach den Namen wie einen Zischlaut aus.
De Frontier sah Große Jäger verdutzt an. Mit einem solchen
Frontalangriff hatte er nicht gerechnet.
»Mach, dass du bei Anatol einen Drink nimmst«, fauchte er seine
Begleiterin an.
»Willst du mich rauswerfen?«, giftete sie zurück.
»Sieh zu, dass du Land gewinnst.«
»Mich würde aber interessieren, was sich dort abgespielt hat.«
»Hau ab. Die wollen mit mir allein sprechen. Mich nur als Zeugen
vernehmen. Hast du verstanden? Als Zeugen !«
»Du und deine Weibergeschichten.« Die Frau tauchte in die Kabine ab.
»Du bist doch selbst eine Weibergeschichte«, rief er ihr hinterher.
Nach zwei Minuten kam die Blonde wieder hervor. Sie hatte sich eine
hautenge Jeans angezogen und ein Top übergeworfen. Sie schenkte den drei
Männern einen wütenden Blick und tastete sich an der Reling entlang Richtung
Steg.
»Die Weiber bilden sich Wunder etwas ein«, schimpfte de Frontier.
»Zuerst setzen sie alles daran, um auf sich aufmerksam zu machen. Und dann
scheiden sich die Geister. Die einen zieren sich, und die anderen machen
bereitwillig die Beine breit, um Porsche fahren zu können, auf dem Boot hier
Champagner zu trinken oder auf eine In-Party mitkommen zu dürfen.«
»Und den Frauen auf der Einweihungsfeier haben Sie das alles
angeboten, um sie ins Bett zu bekommen? Oder sollten die mit Ihnen am
Wochenende auf die Ostsee?«
»Blödsinn. Das waren doch alles Blümchen. Mit solchen Gewächsen
machen Sie sich doch lächerlich, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit zeigen.«
»Und trotzdem haben Sie die Frauen belästigt und ihnen eindeutige
Angebote unterbreitet.« Christoph hatte dem Oberkommissar die Gesprächsführung
überlassen.
Instinktiv griff sich de Frontier in den Schritt. »Na und? Die
Blonde flachzulegen … Da wäre doch nichts bei gewesen.«
»Haben Sie Schwester Elena gegen ihren Willen zu überzeugen
versucht?«
»Bin ich verrückt? Bei mir sagen die Weiber nie Nein. Und wenn, was
ausgesprochen selten vorkommt, sind sie entweder lesbisch oder haben den roten
Freund zu Besuch.«
»Merken Sie gar nicht, wie abfällig Sie sich über Menschen äußern?«
»Ich drücke nur das aus, was andere sich nicht zu sagen trauen.«
»Gott sei Dank ist so etwas wie Sie eine Rarität. Wenn noch mehr
Typen wie Sie herumlaufen würden, wäre die Menschheit schon ausgestorben, weil
die Frauen die Männer ermordet hätten.«
»Quatsch.« De Frontier winkte ab. »Das ist doch alles nur ein Abbild
unserer degenerierten Gesellschaft. Sehen Sie sich die Naturvölker an. Dort hat
man begriffen, worin der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau liegt.«
Große Jäger schüttelte verächtlich den Kopf.
»Wenn Sie so abfällig über Frauen sprechen, erklären Sie mir,
weshalb Sie sich auch an Schwester Heike herangemacht haben. Die ist schon
älter gewesen und in Ihren Augen sicher auch nicht mehr so attraktiv wie
Schwester Elena.«
»Meinen Sie die unscheinbare graue Maus? Für ein kurzes Vergnügen
hätte es gereicht. Ein Strich in der Statistik. Für mich. Die Schwester
Dingsbums hätte sicher lange von diesem Erlebnis gezehrt.«
»Hat Sie Ihrem Drängen nachgegeben?«
»Nein.« Die Antwort war mehr ein Knurrlaut.
»Können Sie sich vorstellen, dass es Frauen gibt, die in einer
glücklichen und erfüllten Partnerschaft leben und kein Interesse an einem
solchen Wanderpokal, wie Sie es sind, haben?«
»Pahhh! Wenn die nach Hause kommen, hockt ihr Stecher mit einer
Flasche Billigbier vor dem Fernseher und glotzt Fußball.«
»Wann sind Sie
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