Tod im Moseltal
halten können.«
»Die Castelnau-Kaserne? Warum dort?«, fragte Buhle.
»Der Handwerkerpark. Wenn Thomas sich hier in Feyen orientieren wollte, kann es nur mit dem gescheiterten Handwerkerpark zusammenhängen. Er hatte dort mit seiner Firma etwas Großes vor und war schwer getroffen, als das Projekt eingestampft wurde. Möglich, dass er das als seine letzte Niederlage betrachtet. Ist das Gelände noch abgesperrt?«
Buhle zuckte mit den Schultern. Dafür antwortete Gerhardts: »Ja, das wird es wohl sein. Aber das ist ein riesiges Gelände mit leer stehenden Gebäuden und viel Wald. Wie sollen wir die beiden da finden?«
Steffen war von der Bundesstraße abgebogen und hatte sich an den Rand der Kasernenzufahrt zum ehemaligen Haupteingang gestellt. Marie hatte das Notebook wieder aufgeklappt und rief ein Luftbild des Geländes auf.
»Herr … Niko, haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte gefunden, wo sich mein Mann mit Mazzomaid treffen könnte? Sie haben doch die letzten Internetzugriffe durchforstet.«
Steffen überlegte einen Moment. »Es gab eine Seite mit irgendwelchen Baracken, so eine Art Immobilienmarkt für ehemalige Militärgebäude. Geben Sie mir mal das Notebook.«
Er probierte kurz, dann hatte er es. »Hier.«
Er zeigte zunächst Gerhardts, dann den anderen Fotos von leer stehenden Hallen, Wachhäusern und Rohbauten. »Wir müssen herausfinden, wo auf dem Gelände das sein könnte. Auf jeden Fall nicht hier, wo die großen Häuser sind.« Er blickte wieder auf das Luftbild. »Hier, wenn wir weiter die Straße hochfahren, kommen einzelne Gebäude, die teilweise mitten im Wald stehen.«
»Okay, lass uns schnell kontrollieren, ob das Tor wirklich geschlossen ist, und dann die Straße hoch.« Buhle musste sich spürbar zügeln. »Marie, wenn wir nicht bald fündig werden, müssen wir Hilfe holen. Uns rennt die Zeit weg.«
Marie beachtete ihn nicht. Während Niko Steffen das schwere Eingangstor kontrollierte, hatte sie das Notebook wieder auf ihre Oberschenkel gelegt und studierte das Luftbild. »Hier stehen wir. Oberhalb der lang gestreckten Gebäude war, meine ich, der Handwerkerpark geplant. Und hier sind verstreut viele einzelne Häuser.« Sie atmete tief durch und sah Christian Buhle mit einer Mischung aus Entschlossenheit, Angst und Zweifel an.
»Marie, wir werden versuchen, ihn dort zu finden, okay. Dann müssen wir entscheiden, wie wir ihm am besten helfen können.«
Steffen war wieder zurück, wendete das Auto und stieß kurz vor einem wild aufblendenden Berufspendler zurück auf die Pellinger Straße. Die Sicht auf den Rand des Militärgeländes war durch die mittlerweile fast lückenlose Autoschlange stark beeinträchtigt.
»Das bringt überhaupt nichts. Wir müssen zu Fuß nachschauen.« Auch bei Gerhardts stiegen Anspannung und Ungeduld. »Niko, da vorne ist eine Hauseinfahrt. Halte da.«
Das Haus war offensichtlich seit längerer Zeit unbewohnt, und Steffen parkte mitten in der Hofeinfahrt. Fast gleichzeitig stiegen sie aus dem Auto.
»Marie, es ist besser, wenn du …« Ein Zeichen von Gerhardts ließ Buhle verstummen.
»Ich glaube nicht, dass Frau Steyn ruhig im Auto warten würde. Aber«, er wandte sich Marie zu, »bleiben Sie bitte immer direkt hinter uns und tun Sie nur das, was wir Ihnen sagen.«
Marie nickte, aber sie sah Gerhardts an, dass er sie durchschaute.
Sie eilten zwischen den Autos auf die andere Straßenseite. Natürlich nahm das ein Autofahrer zum Anlass, lange zu hupen, worauf die nachfolgenden Fahrer nur noch mehr der merkwürdigen Gruppe nachgafften.
Durch eine nur noch wenig belaubte Hecke konnten Marie und die Polizisten den Zaun sehen, der das ehemalige Militärgelände einfriedete. Da Gerhardts beim Hochfahren etwa hundertfünfzig Meter weiter eine kleine Zufahrt ausgemacht hatte und auf dem Areal weiter oben keine Gebäude mehr standen, liefen sie wieder talwärts. In der lang gezogenen Kurve entdeckten sie das weiße Motorrad unweit der Zufahrt.
Der aufgeschnittene Zaun ließ keinen weiteren Zweifel. Hier war Thomas Steyn auf das Kasernengelände gelangt.
*
Als Thomas’ Atem wieder ruhig ging, schaute er vorsichtig aus der Fensteröffnung. Draußen war es noch zu dunkel, um viel erkennen zu können. Es war, als blicke er auf eine schwarze Wand mit schwarzen Mustern.
Er überlegte, wie er weiter vorgehen sollte, und stellte fest, dass er es schlicht nicht wusste. Mehr um irgendetwas zu tun, erkundete er den Raum, in dem er sich befand. Neben der
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