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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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war. »Hier. Zwei Freikarten für Sie und Ihre Frau.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen…«
    Er guckte auf die Tickets, bevor er sie in sein schwarzes Notizbuch steckte. »Hatten Sie nicht gesagt… ähm… ist es nicht auf Englisch?«
    William machte ein langes Gesicht. »Sie verstehen kein Englisch?«
    Der Wachtmeister machte ebenfalls ein langes Gesicht und errötete leicht.
    »Na ja, ein paar Wörter. Guten Tag und so…«
    Williams Gesichtsausdruck kam ihm jedoch bekannt vor. Toto, sein jüngster Sohn, hatte auch so geguckt, als er ihn wegen Zeitmangels nicht zu einer kleinen Schulaufführung begleiten konnte. Daher sagte er: »Meine Frau spricht etwas mehr als ich… und es gibt ja auch Kostüme und so. Es wird uns bestimmt gefallen.«
    Er hatte genau das Richtige gesagt. William holte ein Programm mit einer italienischen Inhaltsangabe. Es sei eben, erklärte er, für Leute gedacht, die Englisch lernen.
    »Ich wollte Flavia… Dr. Martelli auch eine Karte geben, aber sie hat sich so aufgeregt wegen der Geschichte mit dem Portier, daß ich es ganz vergessen habe. Na ja, wenn sie übers Wochenende weg ist…«
    »Sie kann sich wirklich aufregen«, meinte der Wachtmeister, während er sich den Nasenrücken mit einem großen, weißen Taschentuch abwischte, um anschließend seine Sonnenbrille aufzusetzen.
    »Tja, man kann es ihr nicht verübeln. Ich glaube, sie muß eine Menge Prügel einstecken. Jedenfalls hat sie recht, was den Portier angeht, er sollte sich um die Haustür kümmern statt den Butler zu spielen.«
    »Ich bin überrascht, daß er sich dagegen nicht wehrt. Er sah nicht allzu glücklich aus, als ich ihn dort oben traf, aber er hat kein schlechtes Wort über die Marchesa gesagt.«
    »Ha! Kein Wunder – haben Sie seinen Sohn gesehen?«
    William hatte die Tür schon offengehalten, machte sie jetzt aber wieder zu.
    »Nein, ich habe…«
    »Breit wie ein Schrank.«
    »Spielt beim Fußballturnier mit, hm?«
    »Und wenn man seine Zehennägel golden anmalt und ihm einen Blumenkranz aufs Haupt setzt, würde er einen guten Champion abgeben. Wenn er auf einen zukommt«, sagte William mit flüsternder Stimme, »geht man ihm am besten aus dem Weg. So halte ich es jedenfalls. Aber ich bin klein und ängstlich. Das Interessante an der Butlerei des Portiers ist dies: ihr strammes Baby – er heißt Leo, aber ob Sie's glauben oder nicht, sein Spitzname ist Baby – legt sich hin und wieder mit den Ordnungskräften an. Ich weiß über die Einzelheiten nicht genau Bescheid, aber es gab mal einen Zwischenfall, über den in der Presse berichtet wurde. Baby war gerade dabei, in irgendeinem Club mit einer kaputten Flasche friedlich auf die Leute loszugehen. Als die Polizei eintraf und ihn bei seinem kleinen Spielchen störte, muß er ausgerastet sein. Jedenfalls, ob aus Wut oder einfach so, er hat ihre Köpfe aneinandergehauen und mit ihren Schlagstöcken den Einsatzwagen demoliert. Bißchen happig, was?«
    »Er ist demnach vorbestraft?«
    Der Wachtmeister suchte nach seinem Notizbuch.
    »Nee!«
    William grinste. »Von wegen! Baby ist nicht vorbestraft, weil, wenn Baby vorbestraft wäre, dann könnte er nicht an dem schönen Fußballturnier teilnehmen, und auf die Teilnahme am Fußballturnier möchte Baby unter keinen Umständen verzichten. Diese Dinge müssen daher vertuscht werden. Pssst! Kein Wort darüber!«
    »Aha. Die Marchesa.«
    »Die Marchesa. Wenn sie will, daß ihr Portier sich als Affe verkleidet und von Dach zu Dach turnt, dann wird er das also tun, um seinen kleinen Gorilla vor dem Knast zu bewahren.«
    »Und der Gorilla würde vielleicht selbst…«
    Der Wachtmeister hielt inne. Williams narbiges Gesicht war ganz blaß geworden. Er streckte die Hand aus, um ihn zu beruhigen. »Hier, setzen Sie sich. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    William setzte sich. »Sie haben ihn nicht gesehen. Er kann einem wirklich Angst einjagen, und wenn er irgend etwas mit Corsis Tod zu tun hat und ich Sie auf diese Spur bringe, dann werden inzwischen ja alle Bescheid wissen.«
    »Woher sollen sie etwas wissen? Sie wissen, daß ich hier bin, aber ich habe jeden besucht, nicht bloß Sie.«
    »Grillo!«
    »Er hat uns kommen sehen, allerdings…«
    »Catherine hat es herausgefunden. Er wußte immer alles, und sie hat herausgefunden…«
    Er sprang aus seinem Stuhl und zog an einem kleinen Messinggriff an der hinteren Wand. »Es ist zu.«
    Aber ein ganz leises Geräusch war noch zu hören, als bewegte sich eine Maus hinter der

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