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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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binden… So schönes Haar, wie gesponnenes Gold… mit Zweigen von Efeu werde ich dein glänzendes Haar binden… Ich wünschte, ich hätte länger studieren können, aber meine Augen… verstehen Sie… und sie hat daran gedacht, so freundlich…«
    Er hielt abrupt inne, als dächte er an etwas, als überkäme ihn eine schmerzhafte Erinnerung, und dabei preßte er die Hände, die sich beim Gedanken an Catherine Yorke einen Moment entspannt hatten, wieder zusammen, um sich zu trösten.
    Der Wachtmeister versuchte erst gar nicht, ihn auf das Thema zurückzubringen, sondern setzte sich wieder und beschränkte sich darauf, Neri Ulderighi zu beobachten, die wohl ungewöhnlichste Person, der er je begegnet war. Der Körper war so degeneriert, übergroß, aufgedunsen, der Kopf zu schwer für die hängenden Schultern, Haare und Haut wie bei einem alten Mann. Jahre der Inzucht hatten diesen Körper hervorgebracht und seinen schwachen, aber verzweifelten Drang, sich fortzupflanzen. Und aus allem schien eine Seele, reiner als die eines Kindes – oder so wäre es zumindest gewesen, wenn die Priester ihr nicht Schuldkomplexe aufgeladen hätten.
    »Pater Benigni sorgt sich nicht nur um meine Gesundheit, sondern auch um meine Seele, wissen Sie. Er hat sich sein Leben lang um mich gekümmert. Ich mußte ihm erzählen, daß ich noch nach meiner Beichte weitergemacht hatte… aber ich wurde bestraft, furchtbar bestraft…«
    Er weinte, wie er bei dem Begräbnis geweint hatte, warf den Kopf hin und her.
    »Ihre Mutter?«, fragte der Wachtmeister ganz sanft. Der Kopf hielt still. »Sie wissen es?«
    »Ich hab's mir gedacht. Das Porträt und ein paar andere Dinge deuteten auf… ein intimes Verhältnis hin.«
    »Verstehen Sie, daß ich nicht wußte, was ich tun sollte?«
    »Warum hätten Sie etwas tun sollen? Der Gedanke, daß Ihre Mutter… es muß sehr schlimm für Sie gewesen sein.«
    »Nicht nur der Gedanke. Ich habe es gesehen, Herr Wachtmeister. Das allein war eine Strafe, aber ich mußte meine eigenen Verfehlungen beichten, das müssen Sie doch verstehen. Ich hatte nicht vor, mehr zu sagen. Ich schwöre Ihnen, ich wollte nicht erwähnen, daß ich… Es stimmt, was Pater Benigni gesagt hat. Wir brauchen nur unsere eigenen Sünden zu beichten. Das Sakrament verlangt nicht, daß wir die Sünden anderer beichten, und obwohl ich das nicht für mich selbst erkannt hatte… ich war viel zu aufgeregt, um klar zu denken… ich wollte nur meine eigene Sünde bekennen. Glauben Sie mir?«
    »Natürlich.«
    »Sie müssen es mir glauben. Aber ich war so bekümmert, ich glaube, fast hysterisch, und irgendwie ist es einfach so herausgekommen.«
    »Aha.«
    Der Wachtmeister beschloß, das Gespräch jetzt zu lenken, um jeden Ausbruch von Hysterie zu vermeiden. »Und Pater Benigni hat es Ihrem Vater gesagt, ja?«
    »Nein. Das Beichtgeheimnis, verstehen Sie, deshalb…«
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß er Sie gezwungen hat, es zu tun!«
    Aber er hatte natürlich genau das getan – hatte er selbst denn nicht gerade das gleiche getan?
    Ich glaube, es ist besser, wenn Sie allein mit ihm sprechen..
    »Gezwungen? O nein, was für eine schreckliche Vorstellung. Ich weiß, es war richtig… aber er hat sich umgebracht! Er hat sich umgebracht, und ich mit meiner dreckigen, unbeherrschbaren Gewohnheit bin schuldig. Ich habe ihn getötet.«
    Er begann zu schreien.
    8
    »Und Sie glauben ihm?«
    Lorenzini guckte fast enttäuscht. »Ja.«
    Wie sollte er ihm nicht glauben können? Einem solchen Menschen mußte man einfach glauben, auch ohne die entsprechenden Beweise, und es hatte viele Beweise gegeben. Der Wachtmeister war lange genug in seinem Beruf, um zu wissen, daß man den richtigen Leuten die richtigen Fragen stellen mußte, wenn man die richtigen Antworten bekommen wollte. Die richtigen Antworten standen jetzt in seinem Notizbuch.
    Es muß etwa drei Uhr nachts gewesen sein. Allerdings habe ich nicht auf die Uhr gesehen. Nur ein Schuß – jedenfalls habe ich nur einen gehört.
    Ich werd's Ihnen zeigen. Sehen Sie? Da hatte er sich natürlich schon erschossen – ich bin erst auf den Balkon hinausgetreten, als ich den Krach hörte. Ich würde sagen, wenn er so über den Rand hing, muß er vorgehabt haben, sich hinunterzustürzen, aber er hat es nicht getan.
    Wir haben später in der Zeitung davon gelesen. Angeblich war es ein Unfall – eine solche Familie möchte natürlich nicht, daß etwas rauskommt, das ist verständlich.
    Wie meinen Sie, sich

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