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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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diesen Burschen hier nicht empfangen.«
    Das Lächeln verschwand aus Neris Gesicht. »Laß uns jetzt allein.«
    »Ich werde dich allein lassen!«
    Er schlurfte zur Dienstbotentür zurück. »Ich werde dich allein, aber nie in Ruhe lassen.«
    Mit diesen Worten verschwand er. Der Wachtmeister sah Neri mit großen Augen an, hätte gern etwas gefragt, irgend etwas, was ihm die rätselhafte Beziehung zwischen diesen beiden erklärt hätte. Natürlich fragte er nicht, aber Neri hatte seinen Blick verstanden.
    »Sie dürfen es ihm nicht übelnehmen. Er hat es Ihnen bestimmt schwergemacht, falls Sie ihn befragen mußten.«
    »Er war ein bißchen seltsam.«
    »Aber tut er Ihnen denn nicht leid?«
    »Er soll mir leid tun? Tja… vielleicht war es nicht anständig von mir, aber ich muß gestehen, er ist mir dermaßen auf die Nerven gegangen, daß…«
    »Deswegen tut er es ja. Ich habe viel Zeit, um nachzudenken, und deshalb… Grillo hat sich immer um mich gekümmert. Schon als ich ganz klein war und ein Kindermädchen hatte, war er da, wie ein Wachhund fast. Mein Kindermädchen, das aus England kam und den breiten toskanischen Dialekt nie verstanden hatte, konnte ihn nicht leiden. Er hat sie geneckt, und dann ist sie hinter ihm her, aber zu meiner großen Freude ist er ihr immer entwischt. Ich glaube heute, daß er es auch getan hat, um mich zu unterhalten, denn ich war sehr oft krank. Ich glaube, Herr Wachtmeister, daß ich in meinem früheren Leben immer nur gelacht habe, wenn er mich dazu gebracht hat. Dafür bin ich ihm dankbar.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Wirklich?«
    Neri sah ihn prüfend an, als wäre es sehr wichtig für ihn, daß der Wachtmeister ihn verstand. »Ja. Ja, Sie sehen aus wie jemand, der etwas versteht. Bei dem Begräbnis… Aber wir sprachen von Grillo. Tatsache ist ja, daß ein so kleiner Mensch wie er, der so groß ist wie vielleicht ein Achtjähriger, automatisch wie ein Kind von acht Jahren behandelt wird. Das ist eine natürliche Reaktion, und es ist auch nicht unfreundlich gemeint, aber wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie aus Gewohnheit wie ein Achtjähriger behandelt würden?«
    »Ich verstehe.«
    »Sie würden vor allem nicht diese Uniform tragen. Ihre Arbeit würde ausschließlich von Ihrer Körpergröße bestimmt. Man würde Sie oft ignorieren. Die Leute würden über Ihren Kopf hinweg reden, im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Und wenn man Sie überhaupt wahrnähme, dann voller Mitleid. Nun, Grillos Verhalten mag Ihnen, wie Sie sagen, seltsam erscheinen, unangenehm, irritierend. Trotzdem habe ich den Eindruck, daß Sie ihn nicht wie einen Achtjährigen behandelt und nicht über ihn hinweg geredet haben. Sie haben sich über ihn vielleicht geärgert, aber Sie haben ihn nicht mitleidig behandelt.«
    »Das stimmt. Das ist wahr, ich hatte gar nicht darüber nachgedacht.«
    Man sieht ihn nie auf der Treppe.
    Natürlich, das war Grillo. Die Mieter waren überzeugt, daß er ihnen hinterherspionierte, daß er alles wußte, was auf ihrer Etage passierte, obwohl sie ihn nie auf der Treppe sahen. Höchstwahrscheinlich hatten sie recht. Er hatte seine eigene Treppe, und die Dienstbotentüren zu den Ateliers beispielsweise mochten verschlossen sein, aber sie waren dünn und gut zum Lauschen. Bei diesem Gedanken begann das Herz des Wachtmeisters schneller zu schlagen, und ihm wurde ganz heiß. Wieviel war zwischen ihm und William Yorke besprochen worden, bei jenem Mal, als der Zwerg gelauscht hatte? Was immer er gesagt hatte, es hatte eine rasche Freigabe der Leiche bewirkt, und das Begräbnis… sie hatten sicherlich über den Sohn des Portiers gesprochen, aber hatte er auch seine Absicht erwähnt, Corsis Kleider zu holen? Er konnte sich nicht mehr erinnern… natürlich, das wäre… »Stimmt was nicht? Ist Ihnen nicht gut? Etwas Tee?«
    Der Wachtmeister nahm die Tasse und hielt sie gedankenverloren. Der Zwerg stand vermutlich gerade da draußen. Und wohin war der Priester gegangen? Wie viele im Hause Ulderighi wußten, daß er hier war und warum? Er wußte nicht einmal selbst, warum, aber er wurde beobachtet, unauffällig, im ganzen Haus.
    Bringen Sie mich nicht in dieses Haus zurück!
    »Sie fühlen sich nicht wohl. Vielleicht sind Sie böse auf mich, weil ich Ihre Zeit so sehr beansprucht habe. Pater Benigni…«
    »Nein, nein. Ich dachte gerade… Offen gestanden, ich habe gerade an Ihren Vater gedacht.«
    »Ja, natürlich.«
    Neri warf den Kopf unruhig hin und her. »Ich vergeude Ihre

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