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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Strumpfhose kaputt… sitz still! Ich glaube, sie unterrichtet die Klasse im mittleren Studio, oder sie… Dageblieben!«
    Die Kleine, ebenso pinkfarben wie zuvor in ihrem Satinanzug, krabbelte quer über den Tisch zu ihrer kichernden Freundin, die, mit nichts als pinkfarbenen Leggings bekleidet, einen Handstand versuchte. Der Wachtmeister zog sich zurück und schloß die Tür zu diesem Miniaturinferno. Schon ganz gut so, dachte er, daß sie nur Jungen hatten. Er konnte sich nicht vorstellen, mit so etwas fertigzuwerden.
    Er war völlig verunsichert. Zum Glück ging weiter hinten im Korridor eine Tür auf, eine junge Frau sah heraus und rief: »Seid ihr alle da?«
    Sie sah den Wachtmeister, der mit seiner schwarzuniformierten Leibesfülle den Korridor blockierte, und guckte ihn freundlich an. Er trat auf sie zu. Sie lächelte.
    »Wenn Ihre Kleine den ersten Kurs besucht, dann ist sie schon draußen. Sie wird im Umkleideraum sein. Sie sind der Vater von Lucilla, ja?«
    »Nein, ich… ich bin von niemandem der Vater, ich habe Jungen… Nein, ich möchte mit Ihnen sprechen, über etwas Wichtiges. Entschuldigen Sie die Störung.«
    »Ah! Es ist wegen…«
    Sie guckte an die Decke, mehr brauchte nicht gesagt zu werden.
    »Ja.«
    »Natürlich, aber kommen Sie rein, denn ich kann die Kinder mit ihren Figuren nicht allein lassen, wie Sie sich vorstellen können.«
    Nach der Szene im Umkleideraum konnte sich der Wachtmeister das tatsächlich vorstellen, und er folgte ihr hinein. Wieder eine Schar kichernder Elfen, diesmal in Pastelltürkis. Die junge Frau, von einer Bestimmtheit und einer Autorität, wie er sie beim Militär kaum erlebt hatte, ließ alle an der Stange antreten, die Füße nach außen gestellt, die Augen zur Mitte, binnen drei Sekunden war alles mucksmäuschenstill, und nachdem sie mit dem einfachen Befehl »Aufwärmübungen!« die Kassette angestellt hatte, wandte sie sich dem Wachtmeister zu.
    »Ich habe gesehen, daß sie es aus der Presse herausgehalten haben, ich meine, daß es ein Selbstmord war… nicht, daß man irgend jemand die Schuld geben kann, aber ich persönlich habe nichts übrig für die Frau.«
    »Die Marchesa?«
    »Nicht so laut. Die kleine Corsi ist in dieser Gruppe… Kinder! Bei relevé die Knie durchdrücken. Fiorenza, den Kopf höher und ruhig halten! Ja, so ist's besser!«
    Sie senkte die Stimme. »Fiorenza Corsi. Es wird gemunkelt, daß sie die Erbin wäre, wenn Neri Ulderighi irgend etwas zustoßen sollte, und ich glaube, es stimmt wahrscheinlich. Sie heißt nach ihrer Tante, Fiorenza Ulderighi, muß eine Großtante sein, sie besucht sie nach jeder Stunde. Manchmal glaube ich, daß wir nur deswegen noch hier sind. Wir sollen nämlich rausfliegen, wissen Sie. Sie hat die Wohnung vermietet, als sie ganz schnell Geld brauchte, aber irgendeine Firma, die eine vornehme Adresse brauchte, hat ihr das Fünffache dessen geboten, was wir an Miete bezahlen, also…«
    »Verstehe. Na, jetzt ist ja alles anders, denn sie wird Corsis Vermögen erben.«
    »Mm. Ich glaube nicht, daß uns das helfen wird. Sie wollte nie Mieter haben. Wenn sie es sich also leisten kann, das Haus zu renovieren, ohne zu vermieten, dann werden wir alle auf der Straße sitzen… ich muß die Kassette anhalten, einen Moment.«
    Sie eilte davon und schaltete die Musik ab, die Übung war zu Ende.
    »Und drehen! Erste Position, Kopf hoch! Zeigt mir, wie groß ihr werdet! Gut. Vorbereitung eins, zwei, drei, vier, plié… !«
    Der Wachtmeister sah jetzt weniger schüchtern zu, da die Mädchen sich diszipliniert verhielten. Winzige Zöpfe und Haarknoten mit Bändern, zierliche Hände und Füße, die sich im Gleichklang bewegten… vielleicht wäre es doch ganz schön, Lucillas Vater zu sein.
    Die junge Frau in bunten Leggings und buntem Trikot kam zurückgehüpft. Ihr Haar war mit einem ebenso bunten Tuch zurückgebunden, und dem Wachtmeister fiel auf, daß ihr Gesicht das erste richtig fröhliche Gesicht war, dem er in diesem Gebäude begegnet war. Sie lächelte ihm zu.
    »Ich kann sie nicht länger als eine Minute allein lassen, wissen Sie…«
    »Verstehe.«
    Er zog das Foto von Mücke aus der Tasche. »Ich bin dabei, herauszufinden, ob dieser Mann hier im Haus oder in der Nähe gesehen wurde, und vor allem, ob er mit dem Sohn des Portiers gesehen wurde.«
    Sie sah sich das Foto genau und mit fasziniertem Gesichtsausdruck an. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Ist er ein Verbrecher?«
    »Ein Verbrecher, richtig.«
    »Ich

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