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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Bulldogge, die auf einen Leckerbissen hofft. In diesen Dingen hatte er ein grenzenloses Vertrauen in den Hauptmann. Der war schließlich Florentiner und ein Offizier, und obwohl ihm Guarnaccias Denkweise immer fremd blieb, so vertraute er ihm und half ihm.
    Beide glaubten, daß ihr gegenseitiges Vertrauen auf gemeinsamen Erfahrungen beruhe. Sie wußten nicht, daß es in Wahrheit auf Sympathie und tiefer Verbundenheit beruhte. Der Hauptmann, hatte Guarnaccia sich immer wieder gesagt, war klug, ehrgeizig und anpassungsfähig. Guarnaccia, fand der nervöse und überarbeitete Hauptmann, war väterlich, solide und unveränderlich. Beide behielten ihre Gedanken für sich. Sie besuchten einander nur, wenn es die Arbeit erforderte.
    Hauptmann Maestrangelo war ein gutaussehender Mann oder hätte zumindest diesen Eindruck erweckt, wenn er gelächelt hätte.
    Er lächelte nie.
    »Ich werde meine Fühler ausstrecken«, sagte er. »Wenn es irgendwo eine konkrete Gefahr für Sie gibt, wird sich das feststellen lassen. Ich glaube aber nicht, falls Sie das tröstet, denn wahrscheinlich hätte ich schon davon gehört.«
    »Vielleicht ist das ein Trost, vielleicht auch nicht«, sagte der Wachtmeister, »es kommt auf den Grund an.«
    »Ja.«
    Der Hauptmann betrachtete die dicke, reglos dastehende Gestalt vor ihm. »Bei allem Respekt vor Ihren detektivischen Fähigkeiten… ich bezweifle, daß sie sich von Ihnen bedroht fühlen. Ich sage ›sie‹, auch wenn ich nicht weiß, wer ›sie‹ sind. Haben Sie eine Idee?«
    »Hmmmh.«
    »Guarnaccia… ich möchte Ihnen helfen, aber Sie machen es mir nicht gerade leicht!«
    »Ja und nein. Ich möchte nicht versetzt werden. Ich wäre schon früher zu Ihnen gekommen, aber ich wollte Sie nicht hineinziehen.«
    »Aha. Und jetzt?«
    »Ich brauche zwei Männer.«
    »Und ich soll sie Ihnen geben, ohne genau zu wissen, was Sie vorhaben.«
    »Ich dachte, vielleicht ist es besser so.«
    Der Wachtmeister guckte noch immer ausdruckslos.
    »Na gut. Zwei Männer.«
    »Nachtschicht«, sagte der Wachtmeister. »Wenn Sie eine offizielle Begründung benötigen, das Endspiel des Fußballturniers steht bevor. Es wird Krawalle geben. Ganz normale Sache. Und Leo und Mücke werden dabei sein.«
    Aus Sicht des Wachtmeisters gab es nichts mehr zu bereden, doch der Hauptmann konnte seine Neugier nicht zügeln, und als Guarnaccia aufstand, erhob er sich ebenfalls.
    »Einen Moment noch… ich möchte es nur verstehen. Sie sagen, dieser junge… dieser junge Ulderighi…«
    »Neri.«
    »Neri. Sie sagen, er hat tatsächlich gesehen, wie sein Vater sich umgebracht hat?«
    »Ja, richtig.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    »Ich glaube ihm.«
    »Sie vermuten also, er war nicht tot?«
    Der Wachtmeister starrte ihn an. Der Hauptmann hatte Grips, genau. Darauf wäre er nie und nimmer gekommen. Und doch war es eine Lösung, und zwar eine ganz simple. Neri hatte seinen Vater nicht angerührt. Er hatte ihn schießen und über der Turmbrüstung zusammensacken sehen. In dem Moment war die Mutter erschienen, hatte Neri weggeschickt und wahrscheinlich Mücke und Leo kommen lassen. Es war so simpel, nur… »Das werden Sie mir doch beantworten können!« sagte der Hauptmann. »Sie müssen doch einen Verdacht haben.«
    »Etwas… ähm… ich hatte gar nicht überlegt, daß er nicht tot war. Sie könnten durchaus recht haben, nur, er hing über der Brüstung, verstehen Sie, ein kleiner Schubs, und die Sache wäre erledigt gewesen.«
    »Nein, nein, nein. Denken Sie an den Skandal. Das Jagdzimmer war viel besser.«
    »Bestimmt haben Sie recht.«
    »Es paßt alles zusammen.«
    »Ja. Ich muß wieder los. Ich erwarte Ihre Männer.« Und im nächsten Moment war er verschwunden.
    Er bewegte sich vorsichtig, leise, respektvoll, ehrerbietig, scheinbar etwas einfältig und wartete auf seine Chance.
    Nachts saßen er und Lorenzini, beide in Zivil, eingezwängt in seinem winzigen, unbequemen Fiat und observierten. Der Wagen stand auf dem Bürgersteig einer Seitenstraße, so daß andere Autos gerade noch vorbeikamen. Von hier aus konnten sie auf die kleine Piazza sehen. Dort bewachte Leo den Eingang einer Disco, die mit einer kugelsicheren Stahltür ausgestattet war, und in ruhigeren Momenten steckte ein zweiter Einlaßkontrolleur den Kopf nach draußen und plauderte mit Leo.
    Zehn Gehminuten entfernt wartete ein zweites Zivilauto in einer anderen Seitenstraße, um den Marktplatz zu beobachten und das Eintreffen von Mücke zu melden.
    Montag nacht passierte

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