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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Seine karierten Hosen aus dünner Wolle waren aus erstklassiger Qualität, die exklusiven Schuhe ebenfalls.
    »Alle gehen erst einmal zur falschen Tür, wenn sie das erste Mal hier sind. Willkommen auf Rosslyn Castle!«, sagte Andrew St. Clair.
    Sein Willkommensgruß klang echt. Er schüttelte ihnen herzlich die Hand, ehe er sie ins Haus führte.
    Irene hatte erwartet, dass es in dem alten Gemäuer eisig sein würde, aber in der großen Halle war es ganz im Gegenteil warm und gemütlich. Sie glich der Halle in Mrs. Lefèvres Haus, war aber bedeutend größer. Andrew St. Clair nahm ihnen die Mäntel ab und hängte sie in einen großen Schrank mit geschnitzten Türen, auf denen Jagdszenen mit Hunden und fliehenden Hirschen zu sehen waren.
    »Nur dieser Teil des Schlosses ist bewohnt. Hier ist alles renoviert und auf heutige Bedürfnisse zugeschnitten worden. Die Kamine und Kachelöfen sind noch so, wie sie waren, aber im Erdgeschoss habe ich unter den alten Bodenplatten eine Fußbodenheizung installieren lassen.«
    Er klang stolz. Irene fand, dass das durchaus berechtigt war. Das Ganze war vermutlich außerordentlich aufwändig gewesen. Andrew St. Clair ging vor ihnen her, erzählte ihnen das eine oder andere über die Geschichte des Castles und vermittelte ihnen alles in allem das Gefühl, gern gesehene Gäste zu sein. Er war freundlich und umgänglich. Das war der größte Unterschied zwischen ihm und seinem Cousin. Und natürlich auch zwischen ihm und seiner Tante.
    »Der älteste Teil des Castles ist der Flügel gegenüber. Der wurde bereits in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts errichtet, musste dann aber nach einem Brand zweihundert Jahre später wieder aufgebaut werden. Was wir jetzt sehen, stammt also aus dem späten siebzehnten Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch das Hauptgebäude. Dieser Flügel, in dem wir uns jetzt befinden, wurde gleichzeitig mit dem Wächterhäuschen unten an der Allee errichtet, also Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Mein Großvater begann bereits mit der Restaurierung, mein Vater hat sie fortgeführt, und ich habe sie vollendet. Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, den Charakter des Castles nicht zu verändern.«
    Er führte sie durch große Säle mit gold und rot gestreiften Seidentapeten und riesigen Gobelins. Glasmalereien schmückten die Fenster. Bilder aus der Geschichte der Familie und natürlich verschiedene Wappen bedeckten die Wände. Andrew St. Clair erklärte ihnen begeistert jedes Fenster, an dem sie vorbeigingen. Menschen auf düsteren Porträts in Goldrahmen starrten auf sie herab. Zwischen den Porträts hingen Wappen und alte Ritterschwerter. Einige Rüstungen standen reglos und gespenstisch zwischen den Möbeln. Es gab auch große und schwere Schränke aus dunklem Holz mit aufwändigen Schnitzereien und funkelnden Beschlägen. Alle Möbel schienen sehr alt zu sein. Irene hatte das Gefühl, in einem Museum zu sein. Ihre Schritte hallten unheimlich auf dem Steinboden wider. Als hätte ihr Gastgeber ihre Gedanken gelesen, sagte er:
    »Ich habe die schönsten und ältesten Möbel in diesen Gemächern aufstellen lassen. Es bekommt ihnen nicht, in ungeheizten Räumen zu stehen. Aber hier kommen wir jetzt zum Wohnzimmer.«
    Er öffnete eine mächtige Flügeltür und gab ihnen ein Zeichen, näher zu treten.
    Das Zimmer war unglaublich groß. Andrew St. Clair hatte die eine Wand durch einen großen Wintergarten ersetzen lassen.
    »Schauen Sie sich die Aussicht an«, forderte er sie auf.
    Sie gingen durch den riesigen Raum, über die echten Teppiche auf die Wand aus Glas zu. Der Anbau reichte bis an den Rand des Felsens. Die großartige Aussicht über Heide und Äcker reichte bis zu den Pentland Hills.
    »Wie wunderbar«, sagte Irene aufrichtig.
    Mit zufriedener Miene bat er sie, auf den weichen Ledersofas Platz zu nehmen, von denen aus man den Blick genießen konnte.
    »Das Essen wird in ein paar Minuten im Jagdzimmer serviert. Ich finde es angenehmer, dort zu essen. Das Esszimmer ist für drei Personen zu groß.«
    Irene konnte sich lebhaft vorstellen, wie es dort aussah. Ein großer, düsterer Saal mit Ritterrüstun gen an den Wänden und weiteren Ahnen, die aus ihren Goldrahmen finster auf einen herabblickten. Die Tafel war natürlich ewig lang mit fünfzig Plätzen. Mindestens. Dort würde Andrew dann mit seiner zukünftigen Gattin sitzen. Sie würden brüllen müssen, um sich zu verständigen …
    Plötzlich merkte sie, dass die beiden Männer sie

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