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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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auch einer der Soldaten in einer der unzähligen, blutigen Schlachtszenen Turnschuhe von Nike getragen, und sie meinte sich auch daran zu erinnern, unter einem der Kilts einen Slip von Jockey entdeckt zu haben. Die Hollywoodfilme von heute waren vermutlich nicht wirklich historisch korrekt.
    »War Ihr Vater aus Edinburgh?«, fragte sie aus reiner Neugier.
    »Nein, aus Ayr an der Westküste. Aber wir haben die Verwandtschaft hier oben nicht oft be sucht. Dads Leute hatten was dagegen, dass er eine Schwarze geheiratet hat. Und dass er auch noch Kinder bekam, machte die Sache nicht besser.«
    Irene merkte, dass das ein heikles Thema war, und hakte nicht nach.
    »Andrew St. Clairs Halbschwester Mary ist mit einem spanischen Adligen verheiratet und unglaublich reich. Natürlich hatte sie bereits eine Menge Geld von ihrem Vater geerbt. Im Übrigen ist Andrew der Alleinerbe und kontrolliert das ganze Imperium. Wahrscheinlich soll die Hochzeit im Sommer die Erbfolge sichern.«
    »Bestimmt.«
    Sie erhoben sich und gingen zur Autovermietung. Glen hatte einen Rover bestellt. Sie bekamen einen roten statt des schwarzen, den er sonst fuhr.
     
    Edinburgh war eine unglaublich schöne Stadt. Prächtige Gebäude, schöne Straßen und Plätze, und alles auf Hügeln. Deswegen waren die Straßen teil weise recht steil, und es gab viele Treppen. Sie fuh ren zum Castle hoch, das auf einem schroffen Felsen oberhalb der Stadt lag. Glen erklärte ihr alles:
    »Das ist die Esplanade. Hier waren früher die Hinrichtungen. Jetzt findet hier im August der beliebte Military Tattoo statt, eine große Parade mit Dudelsackpfeifern in Kilt und allem Drum und Dran. Die Touristen lieben das.«
    Sie sahen sich das Castle näher an. Von überall bot sich eine hervorragende Aussicht auf die Stadt. Sie hatten Glück mit dem Wetter, es war sonnig und der Himmel wolkenlos. Es war jedoch nicht warm, und der Wind pfiff ihnen eiskalt um die Ohren. In London war ihr die gefütterte Jacke nur lästig gewesen, jetzt war sie heilfroh, sie dabeizuhaben. Nach einer Runde im schneidenden Wind war sie dankbar, sich wieder in den Wagen setzen zu können.
    »Wie weit ist es zum Rosslyn Castle?«
    Glen schaute auf die Karte, die er von Avis bekommen hatte.
    »Zwanzig oder dreißig Kilometer«, meinte er.
    Er deutete auf einen Punkt südwestlich von Edin burgh.
    »Man fährt Richtung Penicuik. Vielleicht sollten wir uns ja vorher die Umgebung des Schlosses ansehen«, schlug er vor.
    »Das tun wir!«
    Irene hatte keine Ahnung, wo Penicuik lag, und konnte es auch gar nicht aussprechen. Es war ihr offen gestanden auch gleich, solange sie nicht in den schneidenden Wind zurück musste.
     
    Rosslyn Castle lag auf einer Anhöhe, die allerdings nicht so hoch war wie die von Edinburgh Castle. Um die Anhöhe herum breiteten sich große Äcker und Heide aus. Auf den Äckern grünte es bereits, und auf der Heide weideten Schafherden. Die Höhenzüge hinter dem Castle hießen laut der Karte, die Irene auf den Knien liegen hatte, Pentland Hills.
    Ehe sie zur Allee kamen, die auf das Schloss zuführte, fuhren sie an einer hübschen alten Kirche vorbei. Ein Schild wies sie als Rosslyn Chapel aus. Glen deutete auf die Kapelle mit den massiven Mauern und der reich verzierten Fassade.
    »Das ist die Kirche von Sir William. Zehn Barone St. Clair liegen in dieser Kirche begraben.«
    Wenn er das mit der Polizei je überbekommen würde, dann würde er einen hervorragenden Frem denführer abgeben, dachte Irene. Sie war dankbar, einem Kollegen begegnet zu sein, der ihr etwas über die hiesigen Sehenswürdigkeiten erzählen konnte.
    Kurz vor der Allee wuchs eine hohe Hecke aus Nadelbäumen. Durch ein schmiedeeisernes Tor war ein großes Haus zu sehen. Glen hielt an und setzte zurück.
    »Kommen Sie«, sagte er und stieg aus.
    Etwas verwirrt folgte Irene seiner Aufforderung.
    Er war bereits am Tor und deutete auf den kupfernen Briefkasten, der an einem der Torflügel hing. In zierlichen Buchstaben war der Name Lefèvre eingraviert.
    »Hier hat Christian seine Kindheit verbracht«, sagte Glen.
    Er drückte die vergoldete Klinke, und der Torflügel öffnete sich kreischend.
    »Tja, da kommen wir also ohne Voranmeldung«, meinte er ungerührt.
    Der Garten hinter der Hecke war unerwartet groß. Irene gefiel er sofort. Er war nicht sonderlich gepflegt. Unter einem Obstbaum war eine vergessene Harke an den Stamm gelehnt. Etwas weiter stand ein Weidenkorb im ungemähten Gras. Der Schotter auf dem Weg zur

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