Tod im Pfarrhaus
entführt. Niemand weiß, wo sie sind.«
KAPITEL 19
Irene rief Kommissar Andersson von ihrem Handy aus an. Sie hatte Glück und erwischte ihn sofort. Es dauerte eine Weile, bis sie ihm alles, was inzwischen vorgefallen war, erklärt hatte. Sichtlich widerwillig gestattete er es ihr schließlich, in London zu bleiben und die weiteren Ereignisse abzuwarten.
»Dass es immer so ein verdammtes Durcheinander geben muss, wenn man dich irgendwo hinschickt«, murrte er.
Irene wurde wütend und erwiderte scharf: »Jedes Mal! Von wegen. Ich war bisher erst einmal dienst lich im Ausland!«
»Eben. Und komm jetzt bloß nicht und behaupte, dass es da nicht auch ein wahnsinniges Durcheinander gegeben hätte!«, gab Andersson triumphierend zurück.
Darauf hatte sie keine Antwort. Aber die Kritik des Kommissars war trotzdem nicht gerecht. Den Verlauf dieser Ermittlung hatte sie nun wirklich nicht beeinflussen können.
Sie beendete das Gespräch und fragte Glen dann:
»Was ist eigentlich in der Klinik passiert?«
»Der Chef sagt, Christian sei zur normalen Besuchszeit zwischen eins und zwei in die Klinik gekommen. Zu der Zeit ist immer einiges los. Die Schwestern haben also erst eine halbe Stunde nach Ende der Besuchszeit bemerkt, dass Rebecka weg war. Anfangs haben sie die Station durch kämmt und dann die ganze Klinik, konnten sie aber nirgendwo entdecken. Anschließend haben sie die Polizei verständigt.«
»Was denkst du? Hat er sie gegen ihren Willen mitgenommen?«
»Es deutet nichts darauf hin.«
»Hat man ihre Wohnungen und das Büro durchsucht?«
»Natürlich. Das haben sie als Erstes gemacht. Dort sind sie nicht.«
»Wo könnten sie sein?«
»Keine Ahnung.«
Sie näherten sich dem Flugplatz, und der Verkehr wurde dichter. Irene dachte intensiv nach. Wer konnte wissen, wo Rebecka und Christian sich auf hielten? Dann hatte sie eine Eingebung und zog ihre Brieftasche hervor. Nach einigem Wühlen hat te sie den richtigen Zettel gefunden. Einen Versuch war es wert. Sie wählte eine Handynummer. Kjell Sjönell antwortete sofort.
Irene erklärte dem Pfarrer rasch die Situation und fragte:
»Wo könnten sie sein?«
Er schwieg lange.
»Hm. Wahrscheinlich hängt das davon ab, was er mit dem Ganzen will. Aber warum sollte Christian Rebecka entführen? Von wem sollte er Lösegeld verlangen? Was hat er für ein Motiv?«
»Das wissen wir nicht. Aber es deutet einiges darauf hin, dass Christian Rebeckas Familie ermordet hat. Und jetzt hat er sie in seiner Gewalt.«
»Mein Gott! Ist er verrückt?«, rief Kjell Sjönell.
»Möglich. Ich hatte den Eindruck, dass er geistig gesund ist. Was halten Sie von ihm?«
»Natürlich war er aufgebracht und besorgt um Rebecka, aber das war unter den Umständen nur natürlich.«
»Was sollen wir tun?«
Glen hatte vor der Niederlassung von Avis eingeparkt und war ausgestiegen, aber Irene blieb sitzen, um das Gespräch zu beenden.
»Rufen Sie doch bitte alle Bekannten und Angehörigen von den beiden an, die Ihnen einfallen. Vielleicht hat jemand von denen eine Idee, wo Christian und Rebecka sein könnten. Sonst kann ich Ihnen nur den Rat geben, abzuwarten und zu hoffen, dass sie sich irgendwie mit Ihnen in Verbindung setzen.«
Irene wusste, dass er Recht hatte. Es war frustrierend, aber im Augenblick blieb ihnen nichts anderes übrig. Sie dankte dem Pfarrer und unterbrach die Verbindung.
Glen hatte bereits Estell angerufen und sich um ein neues Zimmer für Irene gekümmert. Sicherheitshalber hatte er das Abreisedatum noch nicht festgelegt. Irene rief zu Hause an, aber dort ging niemand ans Telefon. Glücklicherweise erreichte sie Krister im Restaurant. Gleichmütig nahm er die Nachricht vom verlängerten Englandaufenthalt seiner Frau entgegen. Seine Abschiedsworte waren witzig gemeint, aber Irene wurde fast sauer, als er sagte:
»Lass es dir gut gehen. Aber sieh zu, dass du nicht noch die Insel zum Kentern bringst.«
Wirklich unerträglich, dass alle meinten, das Chaos würde ausbrechen, wenn sie in der Nähe war. Es ärgerte sie, vor allem weil sie sich eingestehen musste, dass das so abwegig nicht war. Das änderte nichts an der Tatsache, dass sie eine gute Polizistin mit langer Berufserfahrung war. Sie hatte über die Jahre eine Nase dafür entwickelt, was am meisten stank, wie Andersson zu sagen pflegte. Und wenn man zu stochern anfing, nahm der Gestank an Intensität noch zu, immer noch laut Andersson.
Nachdem sie im schlimmsten Stoßverkehr eine Ewigkeit im Stau
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