Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
einer Nummer.
    »Wo wir sind, braucht Sie nicht zu kümmern. Sie finden uns nicht. Seien Sie in genau einer Viertelstunde im Büro in der Ossington Street. Der Schlüssel zur roten Tür liegt unter einem Betonblock unter der Treppe. Sie brauchen ihn nur leicht anzuheben.«
    »Wie geht es Rebecka?«, fragte Irene verzweifelt, um das Gespräch in die Länge zu ziehen.
    »Sie ist in Ordnung. Eine Viertelstunde!«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    »Wir müssen in einer Viertelstunde in der Ossington Street sein«, sagte sie zu Glen.
    Er sprach hektisch in sein Handy, während sie eilig das Restaurant verließen und in sein Auto sprangen.
    »Es lässt sich sicher rauskriegen, wo das Gespräch herkam. Das dauert etwas, aber dann wissen wir, in welcher Gegend sie sich aufhalten«, sagte er verbissen.
    Angenehmerweise herrschte kaum Verkehr, und so waren sie in genau sieben Minuten dort, wo sie sein sollten. Als sie in die Ossington Street einbogen, sah Irene zufällig auf das Schild des alten Pubs an der Ecke. Sie rief überrascht:
    »Glen! Die Streichhölzer waren von Shakespeare!«
    »Unmöglich. Der ist schon seit vierhundert Jahren tot«, erwiderte er grinsend.
    »Nein. Nicht der. Ich meine das Pub!«
    Sie deutete auf das schwarze Schild mit den schnörkeligen, goldenen Buchstaben an der Ecke zur Moscow Street.
    Mit quietschenden Reifen hielt Glen an der Bordsteinkante. Irene sprang aus dem Rover, ehe dieser noch ganz zum Stehen gekommen war, und rannte auf die Treppe zu, die zu der hellroten Tür hochführte. Unter dieser lag ganz richtig ein Betonblock, der wahrscheinlich bei der Renovierung des Hauses dort vergessen worden war. Der Schlüssel lag genau dort, wo Christian gesagt hatte. Sie rannten die Treppe hoch und schlossen die rote Tür auf.
    Es roch ungelüftet, so als sei seit einigen Tagen niemand mehr daheim gewesen. Die Tür zum Büro stand halb offen. Die Pflanzen in den Designerübertöpfen ließen die Blätter hängen. Alles war still und friedlich. Irene und Glen fingen an entgegengesetzten Enden an, das Büro zu durchsuchen. Als sie sich im größten Raum wiedertrafen, schüttelten beide den Kopf. Irene wollte gerade vorschlagen, sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen, als einer der großen Computer plötzlich hochgefahren wurde.
    Nach einer Weile erschien Christians Gesicht auf dem Monitor. Das Bild war recht klein, aber er war deutlich zu erkennen.
    »Webcam«, sagte Glen leise zu Irene.
    Im Hintergrund war ein ordentliches und wohlgefülltes Bücherregal zu sehen, sonst nichts. Christian blickte geradewegs in die Kamera, die offensichtlich mit diesem Computer verbunden war. Dann wählte er eine Nummer auf seinem Handy, und fast im selben Moment klingelte das von Irene. Rasch zog sie es aus ihrer Jackentasche.
    »Irene Huss.«
    »Sind Sie angekommen?«
    »Ja.«
    »Sehen Sie das Bild auf dem Monitor?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Es klickte. Er hatte das Gespräch schon wieder beendet. Ein Blick auf den Monitor bestätigte ihr das. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Glen ein winziges Diktiergerät aus seiner Tasche zog. Er schaltete es an und stellte es vor einen der Computerlautsprecher.
    Christian saß sehr aufrecht auf einem Stuhl und schaute ernst in die Kamera. Er räusperte sich, als hätte er vor, eine Rede zu halten.
    »Ich werde jetzt erzählen, was passiert ist. Es ist wichtig, dass das hier zu einem korrekten Ende kommt. Und es ist ebenso wichtig, dass Sie erfahren, warum Sten und Elsa Schyttelius sterben mussten. Ganz zu schweigen von Jacob.«
    Als er Jacobs Namen erwähnte, wurden seine Züge starr, und Irene meinte, reinen Hass in seinen Augen ausmachen zu können. Aber vielleicht hatte sie sich auch getäuscht. Im nächsten Augenblick sprach er schon wieder scheinbar ungerührt weiter:
    »Ich weiß, dass Sie meine Mutter gefragt haben, ob ich und Rebecka ein Paar sind. Sie verneinte das, weil ich sie darum gebeten habe. Sie ist die Einzige, die die Wahrheit kennt. Als sie mich anrief, erzählte sie mir auch, dass Sie auf dem Weg zu Andy sind. Mir war klar, dass Sie mir auf den Fersen waren … also habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, einen Schlussstrich zu ziehen. Für uns gibt es kein Happy End. Aber erst muss noch alles erklärt werden.«
    Christian räusperte sich und trank einen großen Schluck aus einem Glas, das er dann rasch wieder mit einem Knall auf den Tisch stellte. Er verzog leicht das Gesicht. Es war offenbar etwas Hochprozentiges.
    »Rebecka und ich lieben uns.

Weitere Kostenlose Bücher